Angebliches Tucholsky-Gedicht über Impfungen stammt von Satire-Autor

Foto: Correctiv

Ein angebliches Gedicht von Kurt Tucholsky über Impfungen kursiert auf Facebook. Es stammt jedoch nicht von ihm, sondern von einem Satire-Autor.

  • BEHAUPTUNG

Kurt Tucholsky habe ein Gedicht über die Diphtherie-Impfung und Impfverweigerer verfasst.
Aufgestellt von: Viraler Twitter-Beitrag
Datum: 26.11.2021

  • BEWERTUNG

FALSCH
Über diese Bewertung
Falsch. Das Gedicht stammt nicht von Tucholsky sondern von einem Satire-Autor.

Auf Facebook kursiert ein angebliches Gedicht des Autors Kurt Tucholsky mit dem Titel „Zur Versachlichung der Impfdebatte“. Es soll 1928 entstanden sein und die Diphtherie-Impfung und diejenigen, die sich damals der Impfung verweigerten, thematisieren. Jene seien „nicht schlechter, nur weil sie Ignoranten sind“. Man solle Impfverweigerer dennoch nicht umbringen, sondern es reiche „der Knast“. Einige Nutzer schrieben dazu „Die Geschichte wiederholt sich!“ und „Unglaublich, wie dieses Tucholsky-Gedicht zur Diphtherie-Impfung (1928!!) in die heutige Zeit passt“.

Das Gedicht stammt jedoch weder aus dieser Zeit noch von Tucholsky, sondern ist aktuell und von einem Satire-Autor.

Angebliches Tucholsky-Gedicht über Impfungen ist Satire

Auf Twitter wurde das Gedicht auf dem Account von Cornelius W. M. Oettle veröffentlicht, einem Autor des Satiremagazins Titanic. Darunter merkt er, von sich selbst in der dritten Person sprechend, an: „Da es Fragen zum Ursprung des Gedichts gibt: Tucholsky hatte sich beim Schreiben wohl am 2019 erschienenen Gedicht ‚Zur Versachlichung der Böllerdebatte‘ von Cornelius W. M. Oettle orientiert.“ Ein klarer Hinweis, dass es sich bei diesem Gedicht um Satire handelt: Tucholsky starb schon 1935 an einer Überdosis Schlafmittel.

Titanic-Autor Oettle hatte im Sommer schon einmal für Verwirrung gesorgt, als er dem Youtuber Rezo erfundene Zitate zur Impfung in den Mund legte.

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
Hinweis des Titanic-Autors, dass das Gedicht nicht echt ist: Link

Stand vom 1.12.2021. Mögliche Änderungen oder Aktualisierungen finden Sie hier im Originalartikel

Fakten für die Demokratie

Durch eine Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA),
erscheint in den Anzeigenblättern regelmäßig ein Faktencheck des unabhängigen und gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV. Die vielfach ausgezeichnete Redaktion deckt systematisch Missstände auf und überprüft irreführende Behauptungen.

Wie Falschmeldungen unsere Wahrnehmung beeinflussen und wie Sie sich vor gezielten Falschnachrichten schützen können, erfahren Sie hier. Abonnieren Sie für regelmäßige Updates auch den Newsletter von CORRECTIV.Faktencheck.

Im Kurs der Bürgerakademie, der digitalen Lernplattform von CORRECTIV, lernen Sie
außerdem, wie Sie zuverlässige Quellen erkennen und seriöse Informationen
einordnen. Zum Kurs „Fake News entdecken".

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

CORRECTIV. Faktencheck

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.