Nicht nur im Rheinland
Deutschlands Müllberge wachsen immer weiter

Foto: Astrid Zellmann/pixabay

Ein Leben im Wohlstand wie hier in Deutschland hat immer auch
Schattenseiten. So gibt es hierzulande einerseits niedrige
Arbeitslosenquoten selbst noch in der Corona-Krise, aber andererseits
ist auch festzustellen, dass etwa ein Fünftel der
Vollzeitbeschäftigten für einen Niedriglohn arbeiten muss. An
anderer Stelle erlaubt der gesamtgesellschaftliche Wohlstand zwar viel
Konsum, aber daraus entstehen am Ende auch ebenso viele Abfälle.

Die Abfallberge in Deutschland türmen sich mittlerweile sogar so
hoch, dass jährlich bereits einige Millionen Tonnen Müll exportiert
werden müssen – und mit der Coronapandemie wuchs die
Müllproduktion der privaten Haushalte dann noch einmal an.

Wohin mit dem Corona-Müll?

Sechs
Prozent mehr Müll im ersten Corona-Jahr 2020
verzeichneten
die Entsorger für private Haushalte gegenüber dem Vorjahr. Das
überrascht wenig, denn durch die lange geschlossene Gastronomie oder
Hotellerie wurde zu Hause mehr gegessen, mehr getrunken oder einfach
gelebt. Weiter haben viele Menschen kräftig in ihr Zuhause investiert
– drinnen wie draußen. Auch das hinterließ am Ende jede Menge
Abfall wie Verpackungsmüll. Zusätzlich fiel der besondere
Corona-Müll an: zuerst Masken oder Gummihandschuhe und später
zusätzlich noch Schnell- oder Selbsttests. All das mag auf den ersten
Blick wie Kunststoff- oder Plastikmüll erscheinen, hat tatsächlich
aber nichts in der gelben Tonne oder gelben Säcken zu suchen. Masken
oder Tests gehören in den Restmüll, weil sie sich nicht für den
allgemeinen Recyclingprozess eignen. Sie verursachen bei den
Verwertern nur hohen Mehraufwand und erschweren das Recycling der
Masse der wiederverwertbaren Abfälle.

Einfach der Umwelt helfen: Müllsammelaktionen vor Ort

Geschlossene oder eingeschränkt geöffnete Abfall- und Recyclinghöfe
haben in der Pandemie ein anderes Problem verstärkt: die illegale
Müllentsorgung.
Fälle
von wilder Müllentsorgung
sind leider längst keine Ausnahme
mehr, sondern gehören zur Tagesordnung. Am Ende müssen Städte oder
Gemeinden in Deutschland hier jeweils oft mehrere Hundert Tonnen Müll
aufwendig einsammeln. Das verursacht dann schnell Kosten im fünf-
oder sechsstelligen Bereich. Verursachern drohen dagegen in den
meisten Fällen nur geringe
Bußgelder für
die illegale Müllentsorgung
in zwei- oder dreistelliger
Höhe, falls sie überhaupt erwischt werden können. Ein weiteres
großes Problem für die Umwelt oder den Erlebniswert lokaler Natur
ergibt sich dann noch aus dem vielfach von Einzelnen achtlos
weggeworfenen kleinen Müll: eine Getränkeflasche hier, eine
Snackverpackung da. Um diesem großflächig verstreuten Müll Herr zu
werden, setzen viele Gemeinde neben ihren eigenen Kräften auf
privates Engagement oder Bürgerinitiativen und Vereine.
Stadt-Putz-Tage
stehen in immer mehr Städten oder Kommunen regelmäßig auf dem
Programm und genauso arbeiten die öffentlichen Müllentsorger immer
häufiger eng mit den Bürgern für eine saubere Stadt oder Landschaft
zusammen.

Gute Recyclingquoten dank dualem System

Der Grüne Punkt oder das Duale System Deutschland (DSD) sind schon
über 30 Jahre alt. Mit diesem System wird eine möglichst hohe
Wiederverwertung der unterschiedlichsten Abfälle aus privaten
Haushalten und Unternehmen gewährleistet. Die Erfolgsbilanz kann sich
in vielen Bereichen sehen lassen. Beispielsweise bei alten
Elektrogeräten oder Glas lag die Recyclingquote 2018 bei vollen 100
Prozent. Allgemeine Verpackungsabfälle konnten immerhin zu 90 Prozent
recycelt werden und lieferten Rohstoffe für neue Verpackungen. Dabei
ist von der Batterie bis zum Versandkarton an alles gedacht. Das
System finanzieren Hersteller wie am Ende auch Kunden gleichermaßen.
So benötigen zum Beispiel Hersteller oder Händler eine Lizenz für
Produktverpackungen oder die Kartons zum Versenden. Diese Lizenzen
erhalten sie unter anderem über
www.zmart.de, der einfachen und
rechtssicheren Verpackungslizenzierung online. Nur drei Schritte
genügen, und schon gibt es hier das geforderte Recyclingsiegel –
plus CO2-Zertifikat auf Wunsch. Außerdem wirkt jede Lizenz
zusätzlich nachhaltig, klima- und umweltfreundlich. Denn mit den
Einnahmen aus den Lizenzierungen werden viele neue Bäume gepflanzt
und das globale Klima gestärkt.

Ein Stück Lebensqualität

Am Ende bedeutet Sauberkeit immer auch Lebensqualität. Niemand fühlt
sich in einer unsauberen oder vermüllten Umgebung wirklich wohl. Im
eigenen Umfeld liegt die Sauberkeit in der persönlichen Verantwortung
und den eigenen Möglichkeiten oder Beschränkungen, wie sie vor allem
Messies erleben müssen. Im öffentlichen Raum entsteht daraus aber
ebenso schnell ein kollektives Problem.
Viele kleine
und große Städte hier und in anderen Ländern haben längst ein
Müllproblem
. Das schädigt nicht nur das Image im wichtigen
Tourismusgeschäft oder als Wirtschaftsstandort. Es bringt zusätzlich
die Bürger auf die Palme, wenn sie tagtäglich Müllberge auf ihren
Wegen durch die Stadt sehen müssen. Die sind nicht nur unansehnlich,
sondern locken auch Schädlinge wie Ratten an oder führen Wildtiere
immer häufiger in die Städte. Über die sozialen Medien rückt jeder
einzelne Missstand heute schnell in den Blickpunkt einer breiten
Öffentlichkeit, und entsprechend wächst der Druck, wieder für
bessere Verhältnisse zu sorgen.

Die Abfallwirtschaft leistet insgesamt bereits sehr gute Arbeit, doch
es mangelt auch nicht an Problemen und Herausforderungen für die
Zukunft. Das beginnt bei ihrem Image und der Attraktivität für junge
Menschen, hier einen Beruf zu ergreifen. Es geht weiter bei der
Digitalisierung und ihrer Adaption, um noch effizienter den wachsenden
Müllbergen Herr zu werden und das Recycling noch weiter
voranzutreiben. Am Ende muss eine regionale Abfallwirtschaft
entstehen, die ihren Müll vollständig selbst bewältigen kann. Der
Export von Müll – wie er aktuell oft um den halben Erdball
praktiziert wird – bietet hier keine alternative Lösung. Er
verschiebt das Problem nur in eine andere Ecke. Der Rettung von Klima
und Umwelt helfen solche Verschiebungen nicht. Hier braucht es immer
nachhaltige Lösungen vor Ort.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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