Übergewicht
Ein wachsendes Gesellschaftsproblem

Ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung sind häufige Gründe für Übergewicht. | Foto: Joenomias / pixabay
  • Ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung sind häufige Gründe für Übergewicht.
  • Foto: Joenomias / pixabay
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

In den letzten Jahren hat sich das Übergewicht zu einer
bedrohlichen Volkskrankheit entwickelt. Was früher eine
Randerscheinung war, betrifft inzwischen einen großen Teil der
Bevölkerung. Außerdem steigt die Zahl der Menschen, die von
Übergewicht bedroht sind, immer weiter an.

Für die Gesellschaft wird dies zunehmend zum Problem. Was sind die
Gründe für den rasanten Anstieg an übergewichtigen Menschen und wie
lässt sich dieses Problem am effektivsten bekämpfen?

Übergewicht in der westlichen Welt – welche Gründe stecken
hinter dieser Entwicklung?

Statistiken und Studien sprechen eine klare Sprache: Übergewicht ist
ein Problem von hoch entwickelten Gesellschaften. Mit einigen
Ausnahmen sind es vor allem die reichen Staaten der westlichen Welt,
in denen Übergewicht ein Problem darstellt. Bereits vor einigen
Jahren war das Ergebnis einer
OECD-Studie,
dass der Westen immer dicker
wird. Aus diesem Grund spricht
die OECD mittlerweile sogar von einer Epidemie.

Zwischen den Ländern gibt es teilweise gravierende Unterschiede, was
den Anteil an übergewichtigen Personen betrifft. Die USA nehmen eine
der Spitzenpositionen ein. Dort gelten bereits über 72 Prozent der
Männer als übergewichtig, bei den Frauen sind es etwa 63 Prozent. In
China hingegen liegt der Anteil an übergewichtigen Männern bei etwa
36 Prozent, während rund 32 Prozent der Frauen ein zu hohes Gewicht
aufweisen. Die Situation in Deutschland ist ebenfalls
besorgniserregend. Im Jahr 2017 galten etwa 62 Prozent der Männer als
übergewichtig. Davon wurden sogar 18 Prozent als adipös eingestuft.
Adipositas beginnt ab einem Body-Mass-Index von über 30. Bei den
Frauen liegt der Anteil an Übergewichtigen in Deutschland im Jahre
2017 bei 43 Prozent. Hiervon gelten 14,6 Prozent als adipös.

In den letzten Jahren ist eine klare Entwicklung zu beobachten, denn
der Anteil an übergewichtigen in Deutschland steigt stetig. Im Jahre
2005 lag der Anteil an übergewichtigen Männern bei nur 57,9 Prozent,
von den Frauen galten 41,5 Prozent als übergewichtig. Ein
Zusammenhang ist auch beim Alter zu erkennen. Besonders weit
verbreitet ist das Übergewicht in der Altersgruppe ab 40. Hier liegt
der Anteil an Übergewichtigen bei den Männern bei deutlich über 70
Prozent.

Über die genauen Gründe, warum die Zahl der Übergewichtigen in den
letzten Jahrzehnten explosionsartig steigt, sind sich Experten nicht
komplett einig. Der Konsens ist, dass es eine Kombination aus
verschiedenen Faktoren ist, die die Chance für Übergewicht erhöhen.
Auffällig ist, dass vor allem Industrienationen betroffen sind.

Auf zwei Probleme weisen Ernährungswissenschaftler seit geraumer Zeit
hin. Das sind das Überangebot an Nahrung sowie ein ungesunder
Ernährungsstil, der aus zu viel verarbeiteten Lebensmitteln und zu
wenig Bewegung besteht.

Nahrungsmittel lassen sich grob in vier Klassen einsortieren. Diese
vier Kategorien sind frische Lebensmittel, leicht verarbeitete
Zutaten, verarbeitete Lebensmittel sowie stark verarbeitete
Lebensmittel. In der ersten Klasse finden sich beispielsweise Gemüse,
Obst, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Tee und Samen. Lebensmittel zählen
auch als frisch, wenn sie eingefroren, fermentiert oder getrocknet
sind. Leicht verarbeitete Zutaten sind Honig, Pflanzenöle, Salz und
Zucker. Zu den verarbeiteten Lebensmitteln gehören gegarte,
geräucherte, gepökelte, gebackene oder konservierte Nahrungsmittel.
Dies sind beispielsweise Brötchen, Teigwaren, Konserven oder
Brotaufstriche. Die vierte Gruppe der stark verarbeiteten Lebensmittel
umfasst Fertigprodukte wie Tiefkühlpizza, Wurst oder Milchprodukte
mit Zusätzen. Alle industriell hergestellten Lebensmittel fallen in
diese Gruppe.

Das Problem ist, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung primär
aus frischen Lebensmitteln der ersten Kategorie bestehen sollte.
Industriell verarbeitete Lebensmittel sollten möglichst komplett
vermieden werden. Die Realität ist jedoch, dass sich viele Menschen
in den Industrienationen inzwischen in erster Linie von industriell
verarbeiteten Lebensmitteln ernähren. Diese sind ungesund und fallen
oftmals auch durch eine unausgewogene Zusammensetzung negativ auf. So
haben industrielle Lebensmittel nicht selten einen übermäßig hohen
Anteil an Salz, Zucker oder Fett. Außerdem sind es oftmals ungesunde
Öle, wie gehärtete tierische Fette, die verarbeitet werden. Gesunde
Mineralien und Vitamine, die der Körper benötigt, finden sich
hingegen viel zu wenig.

Im Ergebnis bedeutet eine solche Ernährung, dass der menschliche
Körper zu viele Kalorien erhält und diese durch minderwertige Fette
und Kohlenhydrate bereitgestellt werden. Hochwertige Ballaststoffe und
Proteine sowie Vitamine kommen hingegen zu kurz.

Ein zweites Problem vieler Industrienationen verschärft die Situation
noch. Dies ist der Bewegungsmangel. In westlichen Ländern ist das
Auto das bevorzugte Transportmittel. So werden selbst kürzeste
Stecken mit dem Fahrzeug zurückgelegt, obwohl diese auch problemlos
mit einem Fahrrad oder zu Fuß zu bewältigen sind. Außerdem arbeiten
immer mehr Menschen in Berufen, die einen nur wenig körperlich
fordern. Dies sind die zahlreichen Bürojobs, die im
Dienstleistungsbereich entstanden sind. Moderne Industrienationen wie
Deutschland besitzen einen ausgeprägten Dienstleistungssektor. Im
Jahre 2018 waren 74,7 Prozent aller Angestellten in
Dienstleistungsbereich aktiv. Nur noch 18,6 Prozent der Angestellten
arbeiten im produzierenden Gewerbe, was in der Regel physisch
anstrengender ist.

Die Kombination aus ungesunder Ernährungsweise und mangelnder
Bewegung sorgt automatisch für einen Überschuss an Energie. Diese
lagert der Körper in Fettzellen ab, um für schlechtere Tage
gerüstet zu sein. Das Ergebnis ist, dass eine Person mit einem
solchen Lebensstil fast unweigerlich zunimmt.

So wird Übergewicht berechnet

In der Medizin hat sich der Body-Mass-Index (BMI) als genauer Maßstab
für die Bewertung des Übergewichts durchgesetzt. Dieser ist zwar
nicht in allen Situationen präzise, da die Relation der
Zusammensetzung aus Fett- und Muskelmasse nicht berücksichtigt wird,
der BMI gibt aber ausreichend Orientierung für eine Einstufung.

Für die Berechnung des BMI werden zwei Größen benötigt. Dies sind
die Körpergröße sowie das Gewicht. Die Masse in Kilogramm wird dann
durch Körpergröße (in Meter) zum Quadrat geteilt. Als Beispiel
hätte ein Mann mit einer Größe von 1,82 m und einem Gewicht von 76
kg einen BMI von 22,9. Würde die Person hingegen 112 kg wiegen, läge
der BMI bei 33,8.

Als normalgewichtig gelten alle Personen deren Body-Mass-Index sich in
einem Bereich zwischen 18,5 und 25 bewegt. Bei älteren Personen gilt
ein BMI von bis zu 29 als akzeptabel. Ab einem BMI von 25 beginnt das
leichte Übergewicht. Dieser Bereich, der bis zu einem BMI von 30
reicht, wird auch als Präadipositas bezeichnet. Ab einem BMI von 30
wird von einer behandlungsbedürftigen Adipositas gesprochen.
Weiterhin wird zwischen drei Stufen unterschieden. Zwischen einem BMI
von 30 und 35 ist der Adipositas Grad I. Mit einem BMI zwischen 35 und
40 besitzt eine Person Adipositas Grad II. Ab einem BMI von über 40
zählen Betroffene zu Adipositas Grad III.

Übergewicht beginnt immer früher

Für die Zukunft besorgniserregend ist, dass Übergewicht immer mehr
zu einem Problem für Kinder wird. Wer bereits in jungem Alter an
Übergewicht leidet, wird dies häufig sein ganzes Leben lang nicht
mehr los. Dies geht aus Untersuchungen und Statistiken hervor.
Außerdem steigt das Risiko für eine Vielzahl an Erkrankungen, wenn
der Lebensstil bereits in der Kindheit so ungesund ist.

Immer häufiger zeigt sich, dass
Übergewicht
schon bei Kindern ein schweres Problem
ist. Was früher kaum
vorkam, betrifft inzwischen jedes fünfte Kind. Eltern sollten
frühzeitig eingreifen, wenn ein leichtes Übergewicht diagnostiziert
wird. Es gibt viele Bausteine, mit denen Eltern ihren Kindern helfen
können.

Viele Punkte betreffen die Lebensweise. Besonders in den letzten 20
Jahren hat sich die Freizeitgestaltung der Kinder extrem verändert.
Vor der Zeit von Internet und Smartphone haben die Kinder vor allem
draußen in Gruppen von Gleichaltrigen gespielt. Heutzutage verbringen
sie viel mehr Zeit zu Hause vor dem PC. Auch der Medienkonsum sorgt
dafür, dass die Kinder animiert sind, ungesunde Süßigkeiten zu
essen. So sehen
Kinder
im Schnitt 15 Werbungen für Dickmacher pro Tag
. Kein Wunder,
dass viele Süßigkeiten und Snacks allgegenwärtig in den Gedanken
der Kinder sind.

Eltern können hier animierend eingreifen, indem sie die Kinder dazu
ermuntern, sich mit Freunden zu treffen und anderen Betätigungen
nachzugehen. Auf diese Weise verbringen die Kinder weniger Zeit vor
dem TV und PC. Die Klassiker sind Fußball, Radfahren, Schwimmen und
andere Betätigungen im Freien. Auch können Eltern die Wochenenden
nutzen, um regelmäßig gemeinsam sportlich aktiv zu sein. Wandern,
Radtouren oder Ausflüge in die Natur bieten unglaublich viele
Möglichkeiten. Eventuell entdecken Kinder so neue Interessen.

Ebenso wichtig ist die Ernährung. Besonders zwei Punkte sind in
diesem Zusammenhang von Bedeutung. Zum einen ist dies der Konsum von
Süßigkeiten, zum anderen die allgemeine Ernährung in der Familie.
Die Erfahrung zeigt, dass Verbote bei Süßigkeiten oft dazu führen,
dass die Kinder heimlich naschen und eventuell sogar noch mehr
Schokolade und Chips konsumieren. Besser ist es, mit Grenzen zu
arbeiten und Süßigkeiten sowie Snacks zu portionieren. Dennoch sind
beispielsweise
Energy-Drinks
nichts für Kinder
. Viele Kinder konsumieren Energy-Drinks
regelmäßig. Dabei enthalten diese sehr viel Zucker und darüber
hinaus auch noch Koffein, das ungesund für Kinder ist.

Bei der täglichen Ernährung stehen die Eltern sogar noch mehr in der
Pflicht. Dies beginnt bereits früh am Morgen. Mit einem gesunden und
sättigenden Frühstück wird der Grundstein für einen erfolgreichen
Tag gelegt. Dies hält die Kinder auch davon ab, während des
Schultags zu süßen Versuchungen zu greifen. Als Frühstück bieten
sich Vollkornprodukte, ein ungesüßtes Müsli und Obst wie eine
Banane an. Auch ein Kakao ist kein Problem, sodass das Frühstück
durchaus den einen oder anderen süßen Aspekt enthält. Gleichzeitig
steigt die Leistungsfähigkeit in der Schule, wenn die Kinder gut
gestärkt sind. Für den Schultag sollten die Kinder mit Pausenbroten
und gesunden Getränken ausgestattet werden. Oftmals wählen Eltern
den einfachen Weg und geben den Kindern Geld mit, damit sich diese
selbst etwas kaufen. Dies endet häufig in Süßigkeiten, wobei die
Verantwortung eindeutig bei den Eltern liegt. Die halbe Stunde morgens
muss investiert werden, um die Kinder mit gesunden Pausenbroten und
Getränken wie ungesüßten Säften zu versorgen.

Ebenso wichtig sind die gemeinsamen Mittag- und Abendessen. Wer diese
als feste Gewohnheiten in den Tagesablauf einbaut, hat bereits viel
gewonnen. Es ist wichtig, sich an dem Tagesablauf der gesamten Familie
zu orientieren. Dementsprechend kann die Hauptmahlzeit mit der
gesamten Familie auch um vier oder fünf Uhr nachmittags stattfinden.
Außerdem ist es wichtig, hier ein frisch zubereitetes und gesundes
Mahl auf den Tisch zu bringen, anstatt auf industrielle Tiefkühlkost
zurückzugreifen. Dies nimmt gar nicht viel Zeit in Anspruch, wenn auf
die richtigen Rezepte zurückgegriffen wird. Pasta mit einer frischen
Tomatensoße etwa ist in 20 Minuten auf dem Tisch.

Die Folgen von Übergewicht

Übergewicht hat viele negative Auswirkungen auf den Körper. Diese
äußern sich auf verschiedene Arten. Einige der Folgen zeigen sich
relativ schnell, andere kommen schleichend über die Jahre und haben
dann umso schlimmere Konsequenzen. Die Liste der möglichen negativen
Auswirkungen ist sehr lang und umfasst einige sehr ernste
Erkrankungen.

Die offensichtlichen Nachteile von Übergewicht zeigen sich in der
körperlichen Leistungsfähigkeit. Bereits bei leichtem Übergewicht
ist der Körper eingeschränkt in der Bewegung und Ausdauer. Kürzere
Läufe oder Fußmärsche führen zur Erschöpfung und einem erhöhten
Puls. Mit zunehmendem Übergewicht nimmt die Leistungsfähigkeit
weiter ab, sodass selbst einige Treppenstufen oder kürzere Wege, die
zu Fuß zurückgelegt werden, als extrem belastend angesehen werden.

Diese körperliche Belastung macht sich auch in anderen Bereichen des
Organismus bemerkbar. So nutzen die Gelenke übermäßig ab, was
gerade im Alter für Probleme sorgt. Dann zeigen sich Spätfolgen wie
Knie- oder Hüftarthrose. Auch andere Erkrankungen des
Bewegungsapparates oder der Wirbelsäule sind häufig auf eine
übermäßige Belastung durch das Übergewicht zurückzuführen.

Zu den schwerwiegenderen
Folgeerkrankungen
von Adipositas
gehören die Stoffwechselerkrankungen. Hier
tritt insbesondere Diabetes mellitus Typ 2 in den Vordergrund. Diese
Krankheit ist wie kaum eine andere mit Übergewicht verbunden.
Während von 100 gesunden Menschen mit einem normalen BMI nur acht an
Diabetes mellitus Typ 2 erkranken, sind es bei Personen mit einem BMI
von über 30 erschreckende 57 von 100. Bereits ein leichtes
Übergewicht in einem BMI-Bereich zwischen 25 und 30 erhöht das
Risiko deutlich. Hier erkranken 22 von 100 Personen an der
Stoffwechselkrankheit.

Darüber hinaus gehören Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu
den häufigen Folgen von Übergewicht. Hier zeigen sich eine Vielzahl
von Erkrankungen, die mehr oder weniger bedrohlich für den
menschlichen Organismus sind. Dazu gehört beispielsweise das
Vorhofflimmern, also eine direkte Erkrankung des Herzens. Auch sind
die Herzkranzgefäße oft durch Übergewicht verengt, was dazu führt,
dass das Herz nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt wird.
Langfristig erhöht dies das Risiko für einen Herzinfarkt.

Einige dieser Herz-Kreislauf-Erkrankungen können auch weitere
Folgeerkrankungen hervorrufen. Dies ist beispielsweise bei hohem
Blutdruck der Fall. Hoher Blutdruck hat negative Auswirkungen auf
viele innere Organe, wie die Nieren, das Hirn und das Herz. Diese
werden durch den Bluthochdruck geschädigt, was zu Schlaganfällen,
Herzinfarkten oder einem Nierenversagen führen kann. Bluthochdruck
schädigt auch die großen und kleinen Blutgefäße. Dies kann zu
Durchblutungsstörungen der Beine führen, sodass im schlimmsten Fall
sogar Amputationen notwendig sind oder es zu einem lebensgefährlichen
Blutgerinnsel kommt.
 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

28 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.