Wirtschaftsstandort Rhein-Erft-Kreis
Fachkräftethematik steht im Fokus

Nach dem beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung steht der Wirtschaftsstandort Rhein-Erft-Kreis vor einem umfassenden Strukturwandel - nicht die einzige Herausforderung, die vor den Toren Kölns zu bewältigen ist.  | Foto: RWE Power AG
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  • Nach dem beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung steht der Wirtschaftsstandort Rhein-Erft-Kreis vor einem umfassenden Strukturwandel - nicht die einzige Herausforderung, die vor den Toren Kölns zu bewältigen ist.
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Der Rhein-Erft-Kreis ist ein Wirtschaftsstandort mit vielen Facetten. Die Bandbreite an Unternehmen und Spezifikationen reicht von den Chemie- und Mineralöl-Standorten am Rhein im Süden, bis hin zum Rheinischen Revier im Norden. Nach dem beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung steht der Wirtschaftsstandort vor einem umfassenden Strukturwandel - nicht die einzige Herausforderung, die vor den Toren Kölns zu bewältigen ist. Welche Vorteile bietet der Wirtschaftsstandort Rhein-Erft-Kreis? Wie können Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen für die Region begeistert werden? Und welche Herausforderungen stehen aktuell an? Diese und weitere Fragen haben wir „der“ Expertin in Wirtschaftsfragen zur Region gestellt, Susanne Kayser-Dobiey, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH:

Standortfaktoren sind das „Kriterium“ für die Attraktivität einer Region. Wie bewerten Sie die Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?

Susanne Kayser-Dobiey:„Der Arbeitsmarkt hat sich auch im Rhein-Erft-Kreis zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt. Die Zahl der offenen Stellen und Arbeitsgesuche übersteigt oftmals die Zahl der Bewerbungen, mit steigender Tendenz. Auf der Angebotsseite, also den Arbeitgebern der Region, punktet der Kreis durch ein breites Angebot an Arbeitsplätzen in Industrie, Handwerk und mittelständischen Unternehmen, darunter auch zahlreiche Hidden Champions. Die räumliche Nähe zu den Hochschulen in Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf ist dabei eine Chance für die Unternehmen, guten und frühzeitigen Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften zu erhalten. Auch die gute (duale) Ausbildung an den Berufskollegs hier im Rhein-Erft-Kreis und Umgebung, kann als Standortvorteil gewertet werden.“

Nennen Sie drei Schlagworte, die die Region als Wirtschaftsstandort charakterisieren und erläutern Sie diese kurz!

Susanne Kayser-Dobiey:„Diversifizierte Wirtschaftsstruktur mit einem noch immer bedeutenden Anteil an industriellen Arbeitsplätzen. Attraktiver Lebensraum mit hohem Freizeitwert in unmittelbarer Nähe zum Oberzentrum Köln. Ein Wirtschaftsraum, dem sich enorme Zukunftschancen durch den Strukturwandel im Rheinischen Revier eröffnen."

Welche Projekte sind für die Region geplant, um als Wirtschaftsstandort für Unternehmen attraktiv zu bleiben?

Susanne Kayser-Dobiey:„Im Rahmen des Strukurwandelprozesses sind in den Kommunen und von ansässigen Unternehmen eine Vielzahl von Projekten auf den Weg gebracht worden, die die Zukunftsfähigkeit des Kreises gewährleisten sollen. Die Schwerpunkte liegen hier in den Bereichen künstliche Intelligenz und Digitalisierung - speziell auch im Handwerk. Bioökonomie, Energiegewinnung insbesondere aus Wasserstoff sowie Start-up- und Scale-up-Unterstützung sind weitere Themen.Die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH (WFG) hat sich personell verstärkt, um als Dienstleister für die heimische Wirtschaft besonders in den Themenfeldern Digitalisierung und Strukturwandel fungieren zu können. Ferner unterstützt sie die Kommunen aktiv im Hinblick auf die Ausweisung dringend benötigter neuer Gewerbe- und Industrieflächen.
Der Landrat des Rhein-Erft-Kreises hat die Zukunftsfähigkeit des Kreises zu einem seiner Hauptanliegen gemacht. Daher realisieren die Verantwortlichen des Kreises und der WFG gemeinsam eigene, innovative und nachhaltige Projekte.“

Thema Fachkräftemangel: Wie präsent ist diese Problematik bei den Unternehmen vor Ort und unterstützen sie diese mit speziellen Maßnahmen?

Susanne Kayser-Dobiey: „Das Thema ‚Fachkräftemangel‘ ist auch bei den kreisansässigen Unternehmen – branchenübergreifend – sehr präsent: Die Bundesagentur für Arbeit hat Engpässe unter anderem in den Bereichen ‚Produktion- und Fertigung‘, ‚Bau- und Ausbau‘, ‚Gartenbau‘, ‚Handel‘, ‚Informationstechnik‘ sowie ‚Gesundheit und Soziales‘ identifiziert. Berufe aus den MINT-Bereichen spielen auch vor dem Hintergrund des Strukturwandelprozesses eine wichtige Rolle. Die Unternehmen müssen mittlerweile über verschiedenste Kanäle ihre Ausbildungsplätze bewerben. Die Schaltung einer Anzeige oder die Teilnahme an einer Ausbildungsbörse reicht alleine nicht mehr aus, um die freien Stellen zu besetzen. Das Thema ‚Employer Branding‘, also eine authentische Arbeitgebermarke, ist wichtig, um die Unternehmenswerte und -kultur sichtbarer zu machen, dies gilt für potentielle sowie eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - Stichwort: Fachkräftebindung. Bei diesem Prozess begleiten wir die Unternehmen bereits seit einigen Jahren.

Ich möchte an dieser Stelle jedoch auf ein Projekt besonders eingehen: Wir unterstützen mit dem Schüler-Video-Wettbewerb ‚ScienceTube Rhein-Erft‘ sowohl die Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung - Übergang Schule und Beruf - als auch die Unternehmen aus dem Rhein-Erft-Kreis bei der Fachkräftegewinnung. Ziel des Wettbewerbes ist, die Schülerinnen und Schüler aus dem Rhein-Erft-Kreis spielerisch für das Thema ‚MINT‘ zu sensibilisieren und für die in diesem Bereich als besonders zukunftsfähig geltenden Ausbildungsberufe zu begeistern. Das ‚Matching‘ funktioniert. Die eingereichten Filme werden jedes Jahr im Rahmen eines großen Finales gezeigt und die Besten mit einem Preisgeld für die Schule prämiert. Wir führen den Wettbewerb gemeinsam mit dem Kreis, der Agentur für Arbeit Brühl und dem LNU Frechen durch (www.sciencetube-rhein-erft.de).“

Rhein-Erft-Kreis - Steckbrief

  • Anzahl der Unternehmen: 11.143 (31.12.2021)
  • Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
    (Arbeitsort im REK): 148.317 (31.12.2021)
  • Anzahl der Ausbildungsplätze: 1.864
  • Anzahl freier Stellen: 4.840 (Juni 2022)
  • Arbeitslosenquote: 6,6% (Juli 2022)
  • Branchenschwerpunkte:
    Chemische Industrie, Braunkohlewirtschaft, Logistik sowie 
    diversifizierte Wirtschaftsstruktur mit einer Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen

    (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2022)

Nach dem beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung steht der Wirtschaftsstandort Rhein-Erft-Kreis vor einem umfassenden Strukturwandel - nicht die einzige Herausforderung, die vor den Toren Kölns zu bewältigen ist.  | Foto: RWE Power AG
Der Wirtschaftsstandort Rhein-Erft-Kreis - Susanne Kayser-Dobiey, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft GmbH, im Interview | Foto: wfg Rhein-Erft
Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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