Fachkräftemangel in Deutschland
So können Bewerber davon profitieren

Besonders im Handwerk herrscht in Deutschland weiterhin ein spürbarer Fachkräftemangel. | Foto: Robert Kneschke © Adobe Stock
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  • Besonders im Handwerk herrscht in Deutschland weiterhin ein spürbarer Fachkräftemangel.
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In Deutschland bleiben offene Arbeitsstellen immer länger
unbesetzt. Für das Wirtschaftswachstum ist eine flächendeckende
Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Fachkräften essentiell. Doch die
Lage spitzt sich mehr und mehr zu. Was für Unternehmen frustrierend
ist, hat nicht ausschließlich negative Auswirkungen für
Arbeitnehmer.

Der Fachkräftemangel spitzt sich zu

Die Vakanzquote in Deutschland – also das Verhältnis der Zahl
offener Stellen zu sämtlichen verfügbaren Arbeitsstellen – folgt
seit einigen Jahren einem stetig steigenden Trend. Das wird
hauptsächlich damit begründet, dass bestimmten Branchen die
benötigten ausgebildeten Arbeitskräfte fehlen. Dieser so genannte
Fachkräftemangel erreichte im letzten Jahr Rekordzahlen.

Verschiedene Berufsgruppen sind davon mehr betroffen als andere, doch
zukünftige Trends scheinen keine Besserung der Situation zu
versprechen. Für Bewerber wiederum kann dies auch Chancen bergen. Je
stärker Unternehmen nach Arbeitskräften suchen, desto mehr
Möglichkeiten haben Arbeitssuchende.

Ursachen des Fachkräftemangels

Der zunehmende Mangel an Arbeitskräften, um bestimmte offene Stellen
zu besetzen, lässt sich nicht pauschal erklären. Die Kennzahlen
unterscheiden sich merklich zwischen einzelnen Branchen und Sektoren,
aber auch Regionen.

Dennoch gibt es in Deutschland weiterhin eine Arbeitslosenquote von
etwa 4,8 Prozent. Das ist dadurch zu erklären, dass ein
Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt herrscht. Besonders
Geringqualifizierte sind in großen Zahlen für den Arbeitsmarkt
verfügbar, dieser sucht jedoch vermehrt Arbeitnehmer mit höherer
Qualifikation oder in ganz bestimmten Feldern.

Verschiedene Faktoren spielen zusammen, um diesen Zustand entstehen zu
lassen:

  • Demografischer Wandel:
  • [/*]

Die Altersstruktur in Deutschland verändert sich – es gibt immer
weniger junge Menschen, während das Durchschnittsalter steigt. Das
bedeutet einerseits, dass weniger junge, arbeitsfähige Menschen für
Arbeitgeber zur Verfügung stehen. Andererseits führt es zu einem
immer weiter steigenden Bedarf in sozialen Sektoren wie der Pflege.

  • Bildungsniveau:
  • [/*]

Trotz zunehmender Zahlen von Abiturienten – seit den 2010er Jahren
sind gut 50 Prozent der Deutschen im entsprechenden Alter
studienberechtigt – reicht die Zahl der Bewerber mit
hochqualifizierter Berufsausbildung nicht aus, um alle Stellen zu
besetzen. Auf der anderen Seite studieren vergleichsweise mehr
Menschen als früher, was zusammen mit den abnehmenden Zahlen junger
Menschen auch zu weniger Bewerbern in Ausbildungsberufen führt.

  • Schnelle Digitalisierung:
  • [/*]

Innerhalb weniger Jahre hat sich im Zuge der umfassenden
Digitalisierung der Arbeitsmarkt branchenübergreifend verändert,
während Ausbildungsstrukturen noch hinterher hängen. Der Bedarf an
Arbeitskräften in schnell wachsenden Sektoren kann daher noch nicht
gedeckt werden.

Im Rahmen dieser Aspekte ist der Fachkräftemangel häufig im
Gespräch. Doch wie schwerwiegend ist die Situation tatsächlich in
Deutschland, was sagen aktuelle Zahlen und Prognosen für die Zukunft
und welche Betriebe trifft es besonders schwer?

Verlauf und aktuelle Situation

Die Anzahl unbesetzter Arbeitsstellen verändert sich – wie auch die
Arbeitslosenquote – stetig. Das ist ganz natürlich und hat
verschiedene marktwirtschaftliche Ursachen. In den Jahren von 2000 bis
2009 lag diese Zahl zwischen etwa 207.000 und 450.000.
Seitdem hat sich ein klarer Trend abgezeichnet und die Zahl der
offenen Stellen ist stetig gewachsen, bis sie im Jahr 2018
schließlich mit 796.427 ihren Höhepunkt erreicht hat. Gleichzeitig
ist die Arbeitslosenquote stetig gesunken – für die Wirtschaft für
gewöhnlich ein gutes Zeichen, doch das bedeutet ebenso, dass den
Firmen für die vielen Vakanzen nochmals weniger Kandidaten zur
Verfügung stehen.
Das hat besonders auf große Firmen und Konzerne negative
Auswirkungen, die ein breites Feld an Berufsbildern beschäftigen und
somit mehrfach von fehlenden Fachkräften beeinträchtigt werden.
Unternehmer haben entsprechend Probleme, gleichmäßig zu skalieren
und können Stellen in einzelnen Abteilungen erst nach recht langer
Wartezeit besetzen.

Der wirtschaftliche Schaden, der durch diese fehlende Produktivität
entsteht, ist enorm. Bereits im Jahr 2014 wurde er auf
jährlich
etwa 27 Milliarden
Euro geschätzt. Daher ist der
Fachkräftemangel eine gewaltige Bremse für das erwünschte
Wirtschaftswachstum, das Deutschland als wichtigen und
fortschrittlichen Standort auszeichnen soll.

Auch für die Zukunft bringt ein fortwährender Bewerbermangel in
bestimmten Fachrichtungen heikle Aussichten. Wenn wichtige Branchen,
von denen in der Zukunft mehr Menschen oder Unternehmen abhängig
sind, fortlaufend Probleme haben, so schadet dies der
Zukunftssicherheit für Deutschland als Wirtschaftsstandort. Gerade
soziale und hochtechnische Felder sind davon besonders betroffen.

Bewerber profitieren

Während die Wirtschaftsleistung gefährdet ist und Firmen aktuell
vermehrt darunter leiden, dass sie zu wenige Bewerber für wichtige
Stellen finden können, gibt es jedoch eine positive Seite dieser
Problematik.

Eben diejenigen, die von Unternehmen mehr und mehr gesucht sind,
profitieren nämlich von weit größeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Auch für frische Schulabgänger kann die Wahl des Berufsfeldes nun
leichter fallen, da bestimmte Branchen zusätzlich zu ihrer
Attraktivität immer zugänglicher werden.

Arbeitssuchende haben bei einem fortschreitenden Fachkräftemangel
also immer bessere Möglichkeiten. Wer bereits einen passenden
Abschluss oder gar Berufserfahrung in einem der Sektoren vorweisen
kann, die von den Problemen besonders geplagt sind, hat fast schon die
freie Wahl. Auch, wer eine Umschulung oder einen zweiten Bildungsweg
in Erwägung zieht, kann sich auf Branchen umorientieren, die
praktisch schon eine absolute Jobsicherheit versprechen.

Hochqualifizierte oder spezialisierte Fachkräfte haben bereits eine
Sonderstellung auf dem Arbeitsmarkt einnehmen können. Das Recruiting
– also die aktive Suche nach geeigneten Talenten für bestimmte
Stellen – hat bei vielen Unternehmen einen immer größeren
Stellenwert eingenommen.

Wer auf Arbeitssuche ist kann daher davon profitieren,
Online-Bewerbungsportale und soziale Netzwerke mit beruflicher
Orientierung wie Xing oder LinkedIn zu nutzen. Wer dort die richtigen
Qualifikationen eingetragen hat, wird regelmäßig von Personalbüros
mit attraktiven – oder zumindest attraktiv klingenden – Angeboten
kontaktiert.

Auch im Bereich der Ausbildung investieren Firmen immer mehr, um für
junge Menschen möglichst attraktiv zu werden. So versuchen sie, aus
eigener Kraft heraus den Mangel an Bewerbern auf offene Stellen zu
beheben. Spezifische Ausbildungsberufe wie etwa Augenoptiker werben
somit um die Gunst von Karriereeinsteigern.
Neben den abwechslungsreichen
Tätigkeitsfeldern
bietet der Beruf zudem eine interessante
Perspektive mit vielen Möglichkeiten der Fort - und Weiterbildung.

Der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen
berichtete
letztes Jahr davon
, dass nur 20 Prozent aller Betriebe in
dieser Branche keine Probleme bei der Suche nach neuen Mitarbeitern
hätten. Ein perfekter Umstand also, um sich selbst für eine
Arbeitsstelle zu empfehlen. Auch Quereinsteiger und Initiativbewerber
haben damit in der aktuellen Situation sehr gute Chancen.

Diese Berufsgruppen sind besonders betroffen

Außer Augenoptikern haben natürlich noch mehr Berufsgruppen große
Probleme, geeignete Arbeitskräfte für ihre freien Stellen zu finden.
Während in einigen Branchen ein Überfluss an Bewerbern herrscht,
haben andere, die sich auch noch im Wachstum befinden, einen
spürbaren Mangel zu beklagen.

Wer auf der Suche nach einem Ausbildungsberuf ist, oder eine
Umschulung in Erwägung zieht, hat in folgenden Bereichen große
Chancen auf eine Festanstellung und zukunftssichere Perspektiven:

  • MINT-Fächer: [/*]

Der Begriff steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und
Technik. Gerade in der Informatik und hochqualifizierten
wissenschaftlichen Berufen fehlen der Industrie eine große Menge an
Bewerbern. Hauptproblem ist das rasante Wachstum der Branche und eine
unzureichende Zahl an Absolventen, da die meisten Stellen nach
Studienabgängern suchen.

  • Gesundheitsbereich: [/*]

Die Branche ist – anhand von Beispielen wie Kranken- oder
Altenpfleger deutlich zu sehen – was Arbeitsbedingungen und Lohn
angeht nicht besonders attraktiv für viele junge Menschen.
Gleichzeitig werden danke demografischer Faktoren immer mehr Menschen
in diesem Bereich gesucht. Da dies ein flächendeckendes Problem ist,
hat die Regierung das Problem bereits erkannt und will
mit
Förderprogrammen gegensteuern
. So wird die Pflege attraktiver
und bringt große Chancen für Arbeitssuchende.

  • Handwerk:[/*]

Da ein Studium immer attraktiver wird fehlen besonders in
handwerklichen Ausbildungsberufen viele Nachwuchskräfte – und das
trotz großartiger Perspektiven und guten Lohnaussichten. Mehr und
mehr Betriebe ermöglichen ihren Mitarbeitern Chancen zum Aufstieg und
zur Weiterbildung, um als zukunftssichere und attraktive Arbeitgeber
aufzutreten –
Stichwort
Ausbildungsmarketing
. Es wird geschätzt, dass deutschlandweit
150.000 bis 200.000 Fachkräfte im Handwerk fehlen.

  • Logistik:
  • [/*]

Der Logistikbereich sucht im Zuge des wachsenden Volumens im
Versandhandel mehr und mehr Angestellte. Insbesondere Fernkraftfahrer
werden intensiv gesucht. Das ist insbesondere auch eine Chance für
Menschen mit niedrigeren Bildungsniveau oder Quereinsteiger
interessant, da Logistikbetriebe diesen gute Chancen bieten.
Langfristig gibt es jedoch die Angst, dass viele Jobs durch autonome
Fahrzeuge wegfallen könnten – doch das ist aktuell noch
Zukunftsmusik.  

Besonders im Handwerk herrscht in Deutschland weiterhin ein spürbarer Fachkräftemangel. | Foto: Robert Kneschke © Adobe Stock
In der Pflege hat die Knappheit von Neubewerbern die Bundesregierung bereits zu Fördermaßnahmen gezwungen. | Foto: New Africa © Adobe Stock
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