Darlehen & Co.
Steigende Zinsen und ihre Auswirkungen
In den letzten Monaten hat die EZB den Leitzins gleich mehrfach erhöht. Damit möchte sie der Inflation entgegenwirken. Lag der Zins im Juli 2022 noch bei 0 Prozent, wird er ab 2. August 2023 sogar 4,25 Prozent betragen. Was bedeutet das für Verbraucher, vor allem bei Darlehen? Dieser Artikel gibt Antworten.
0 Prozent sind Geschichte: So hat die EZB entschieden
Die EZB hat sich lange schwergetan, den Leitzins zu erhöhen. Seit 2016 durften sich die Bürgerinnen und Bürger im EU-Raum auf ihre 0 Prozent Zinsen verlassen. Dadurch waren vor allem Kredite besonders günstig, doch Sparer hatten das Nachsehen. Sie erhielten für ihr Guthaben auf dem Tages- oder Festgeldkonto gar nichts. Auch Sparbuch-Inhaber gingen leer aus.
Mit der wachsenden Inflation war die EZB gezwungen, zu reagieren. Sie hob den Leitzins zunächst im Juli 2022 auf 0,75 Prozent an. Im September des gleichen Jahres wurde noch einmal nachgelegt und der Zins auf 1,25 Prozent erhöht. Die Folgen waren schon damals spürbar. Nicht nur die Immobilienpreise stiegen durch die wachsende Nachfrage (u. a. auch durch die Geflüchteten). Zugleich mussten viele Bürgerinnen und Bürger ihren Traum von den eigenen vier Wänden teurer bezahlen, denn auch die Kosten für Kredite kletterten. Freuen durften sich hingegen Sparer, denn sie bekamen endlich wieder etwas für ihr Guthaben.
Günstiger Kredit trotz Zinsanstieg: Expertentipps zeigen, wie es geht
Wachsende Inflation und steigende Kreditzinsen haben einen direkten Einfluss auf die Konditionen für Darlehen. Es wird für Verbraucher teurer, sich Geld zu leihen. Hinzu kommen die Unterschiede bei den Banken. Jedes Kreditinstitut hat seine individuellen Konditionen, die sich häufig mehrere Prozentpunkte unterscheiden können.
Um ein möglichst günstiges Angebot zu finden, sollten Verbraucher beim Kredit Zinsen und Laufzeit berechnen. Leichter fällt das mithilfe von Vergleichsportalen. Hier gibt es gleich mehrere verfügbare Konditionen im Überblick, Schufa-neutral und sortiert.
So teuer können schon wenige Prozentpunkte Unterschied sein
Viele Verbraucher wissen gar nicht, wie teuer nur wenige Prozentpunkte Unterschied bei ihrem Darlehen werden können. Ein fiktives Beispiel eines Darlehens zeigt es. Angenommen wird ein Kredit mit 5.000 Euro und einer Laufzeit von 36 Monaten.
Ein günstiger Kredit wird mit 5,5 Prozent Zinsen, ein teurer mit 8 Prozent Zinsen angeboten. Gemessen an den Konditionen müssen Verbraucher für den teuren Kredit 193 Euro mehr bezahlen (424,39 Euro für den günstigen Kredit und 617,39 Euro für das teurere Angebot).
Noch deutlicher werden die Kostenunterschiede mit höheren Darlehenssummen. Ein Kredit mit g5,5 Zinsen in Höhe von 10.000 Euro kostet 2.017,50 Euro. Das Angebot mit 8 Prozent Zinsen kostet 2.975,90 Euro. Das macht einen Unterschied von 958,40 Euro.
Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig ein noch genauerer Vergleich der Anbieter und die Suche nach günstigen Zinsen ist. Ebenso wichtig ist die erneute Überprüfung des Finanzierungsbedarfs, denn jeder zusätzliche Euro kostet.
Vergleich der Darlehensangebote: So agieren kluge Verbraucher
Erst kürzlich hat der EZB-Rat eine erneute Erhöhung des Leitzinses beschlossen. Damit beträgt er ab 2. August 2023 4,25 Prozent. Somit gab es innerhalb eines Jahres eine schrittweise Erhöhung von 0 Prozent auf nun mehr als 4 Prozent. Für Verbraucher bedeutet die Anhebung einen Teuer-Schock, vor allem bei den Darlehen. Da auch die Kredite für Banken teurer werden, geben sie diese Kostensteigerung an die Verbraucher weiter.
Die Folge sind steigende Zinsen und erhebliche Mehrkosten, vor allem bei höheren Darlehenssummen. Damit sich Verbraucher ihren Kreditwunsch überhaupt noch erfüllen können, ist ein knallharter Vergleich notwendig. Schon wenige Prozentpunkte können über Sparen oder Mehrbelastung entscheiden.
Effektivzins vs. Sollzins: Die Kostenfalle für Verbraucher
Die steigenden Leitzinsen sind für Sparer von Vorteil, doch für Darlehensnehmer ein echter Nachteil. Schließlich müssen sie fortan mehr für die Geldleihe ausgeben. Findige Banken buhlen mit vermeintlichen Zins-Schnäppchen um die Gunst ihrer Kunden. Plötzlich scheinen die Zinsen mit 2 bis 3 Prozent viel niedriger als bei anderen Anbietern.
Doch der Haken liegt oft im Kleingedruckten. Die günstigen Zinsen gibt es nämlich nur beim Sollzinssatz. Plötzlich ist die zweite Angabe, der Effektivzins, viel höher. Woran liegt das? Der Sollzins wird umgangssprachlich auch als Schaufensterzins bezeichnet. Er lockt durch den niedrigen Wert potenzielle Darlehensnehmer an. Allerdings sind in ihm keine Darlehenskosten enthalten.
Zu dem Sollzins kommen noch weitere Kosten und Gebühren, die das Gesamtdarlehen natürlich teurer machen. Diese Angaben werden im Effektivzins ausgedrückt. Wer ein wirkliches Darlehensschnäppchen machen möchte, sollte im Vergleich nur auf die Effektivzinsen achten.
Neutraler Vergleich ohne Schufa hilft
Mittlerweile bietet fast jede Bank die Möglichkeit der Online-Kreditanfrage. Verbraucher können auf der Website ihren Kreditwunsch eintragen und eine Anfrage stellen. Der Haken hierbei: Sobald eine konkrete Anfrage gestellt wird, findet die Übermittlung der Daten an die Schufa statt. Hier werden alle verbraucherbezogenen Informationen gespeichert, auch die Darlehenswünsche.
Mehrere Anfragen bei mehreren Anbietern in kurzer Zeit können sich negativ auf die spätere Vergabe auswirken. Besser sind deshalb transparente Vergleiche über neutrale Plattformen. Sie ermöglichen, den Darlehenswunsch mit verschiedenen Konditionen angezeigt zu bekommen.
Dafür müssen Verbraucher meistens nur ihre Kreditsumme, die Laufzeit oder die gewünschte Monatsrate eingeben. Ein Algorithmus sucht im Hintergrund nach den aktuell besten Angeboten und stellt die Ergebnisse in einer Übersicht zur Verfügung. Manchmal gibt es sogar zusätzliches Sparpotenzial. Einige Banken bieten für den Vertragsabschluss etwa einen Bonus oder andere Aufmerksamkeiten.
Darlehensbetrag möglichst genau kalkulieren, spart unnötige Kosten
Ein üppiges Darlehen bietet zwar einen gewissen finanziellen Puffer, doch es kostet auch mehr. Möchten Verbraucher einen Kredit aufnehmen, sollte der tatsächliche finanzielle Bedarf präzise ermittelt werden. Jeder Euro, der nicht finanziert werden muss, spart Kosten.
Dazu gehört es auch, die eigene Finanzplanung noch einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Womöglich gibt es doch noch verfügbares Sparguthaben, was für den Kreditwunsch angerechnet werden kann und den Gesamtbedarf reduziert.
Auch der Blick auf die eigene Bonität hilft aktiv beim Sparen. Bei der Kreditvergabe ist die Bonität der Darlehensnehmer entscheidend. Mit einer schlechten Bonität sinken die Chancen auf einen (günstigen) Kredit deutlich. Schließlich möchte keine Bank ein zu hohes Risiko eingehen.
Eine niedrige Bonität zeugt rein rechnerisch von einem höheren Ausfallrisiko. Dagegen möchten sich die Banken selbstredend absichern. Das machen sie zum einen mit höheren Zinsen und durch einen weiteren Darlehensnehmer. Eine zu schlechte Bonität des Hauptdarlehensnehmers kann dazu führen, dass ein zweiter Kreditnehmer notwendig wird.
Feste oder variable Zinsen: Was ist die bessere Wahl?
Wer sich schon einmal die Darlehenskonditionen angeschaut hat, bemerkt mit Sicherheit einen Unterschied: Oft wird der Zinssatz mit fest und variabel angegeben. Die festen Zinsen sind, wie es der Name schon sag, für die gesamte Laufzeit festgeschrieben. Solche Angebote sind vor allem in Niedrigzinsphasen sinnvoll.
Variable Zinsen hingegen lassen sich immer wieder ändern. Sie können teurer oder günstiger werden. Das stellt für Verbraucher eine Chance und ein Risiko zugleich dar. Bleiben die Zinsen günstig oder fallen sogar noch, werden auch die Kosten für das Darlehen günstiger. Steigen die Zinsen allerdings, wird auch der Kredit teurer. Unter Umständen können Darlehensnehmer diese monatliche Mehrbelastung dann nicht mehr aufbringen.
Wer sich Planungssicherheit wünscht, sollte sich für fixe Zinsen entscheiden. Auch in einer höheren Zinsphase, wie sie aktuell vorherrscht, sind günstige Angebote durchaus auffindbar. Ein transparenter und neutraler Vergleich hilft hierbei weiter.
Kredit schon ab kleinsten Summen lohnenswert
Die steigende Inflation macht auch die Verbraucherpreise teure. Für viele bleibt da oft nur der Ausweg der (kurzfristigen) Kontoüberziehung. Doch vor allem die Dispozinsen sind ebenfalls in den letzten Monaten gestiegen. Zinssätze zwischen circa 6 Prozent und sogar mehr als 10 Prozent sind keine Seltenheit.
Um teure Kosten für den Dispositionskredit zu vermeiden, kann ein Konsumentenkredit sinnvoll sein. Auch bei vermeintlich teuren Kosten mit 8 Prozent ist er häufig günstiger als so mancher Dispo. Ob sich das Angebot lohnt, zeigt ein tagesaktueller Darlehensvergleich.
Noch mehr Sparpotenzial können Verwendungszweck-gebundene Kredite bringen. Werden sie etwa zur Umschuldung oder zum Kauf eines Kfz genutzt, gibt es dafür oft noch attraktivere Konditionen.
Finger weg von dubiosen Vorkasse-Angeboten
Die Not vieler Verbraucher nutzen dubiose Anbieter öfter aus. Sie versprechen ihnen auch trotz schlechter Bonität attraktive Darlehen. Verbraucherzentralen warnen schon seit Langem davor, denn hierbei werden die Kreditsuchenden meistens nur um horrende Gebühren erleichtert. Wer sich seinen Traum von einem günstigen Kredit erfüllen möchte, sollte auf seriöse Portale mit guter Reputation setzen.
Positiveffekte von steigenden Zinsen: Vor allem Sparer profitieren
Die Erhöhung des Leitzinses hat nicht nur negative Folgen für Bankkunden. Sie können damit auch auf bessere Konditionen für ihre Spareinlagen hoffen. Mittlerweile bieten viele Banken sogar wieder Guthabenverzinsung. Auch hier sind deutliche Unterschiede erkennbar.
Zwischen circa 0,5 Prozent bis circa 3 Prozent ist 2023 fast alles möglich. Doch die Guthabenverzinsung ist eng an die Entwicklung des Leitzinses gebunden. Entschließt sich die EZB etwa für eine erneute Erhöhung, kann auch der Zins für Tages- und Festgeld steigen. Gibt es jedoch eine Zinskorrektur nach unten, sinkt auch die Guthabenverzinsung erneut. Durch die aktuelle Volatilität am Zinsmarkt empfehlen Experten, das Guthaben nicht länger als 12 Monate anzulegen. Somit bleibt genug Flexibilität, um auf die Veränderungen reagieren zu können.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.