Schlechte Gewohnheiten und Süchte
Unterschiede und Tipps, beides loszuwerden

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Für bestimmte Verhaltensweisen, die von der Norm abweichen, haben
die Menschen im Laufe der Zeit verschiedenste Bezeichnungen
entwickelt. Im deutschen wird solches Verhalten von einem selbst oder
auch von anderen Personen oft als „besonders“,
„bemerkenswert“, „auffällig“ oder auch als „gestört“
bezeichnet. Seien es Ticks, Marotten oder Angewohnheiten – all diese
Dinge fallen grob in den Bereich des „gestörten Verhaltens“.

Auch die Sucht ist hier zu nennen, wobei sie alleine aufgrund ihres
meist gesundheitsgefährdenden Status eine Sonderstellung einnimmt.
Doch was unterscheidet die Gewohnheit im Detail von der Sucht? Warum
sind Süchte so gefährlich und warum verfallen doch immer wieder
Menschen einer oder mehrerer Süchte? Und wie wird man Gewohnheiten
und vor allem Süchte wieder los?

Tick, Marotte oder Gewohnheit – Wo sind die Unterschiede?

Bevor tiefer ins Thema eingestiegen werden kann, muss zunächst
geklärt werden, was Ticks, Marotten und Gewohnheiten eigentlich genau
sind und ob sie sich in bestimmten Punkten voneinander unterscheiden.
Auf die Sucht, die sich eindeutig noch einmal von diesen
Verhaltensweisen unterscheidet, wird an späterer Stelle gesondert
eingegangen.

Beginnen wir mit den Ticks und den Marotten, die sich im
Grunde nicht wirklich voneinander unterscheiden. Der Begriff
„Tick“ ist in der Alltagssprache inzwischen etabliert, kommt aber
aus dem medizinischen Bereich. Der Begriff „Marotte“ hingegen wird
rein umgangssprachlich verwendet. Der Duden definiert die Marotte als
„seltsame, schrullige Eigenart, Angewohnheit“. Im Folgenden wird
der Einfachheit halber aber nur noch von Ticks die Rede sein. Wichtig
ist allerdings zu beachten, dass Mediziner unter einem „Tic/ Tick“
eine bestimmte, wiederkehrende Bewegung, einen Laut oder eine
Wortäußerung verstehen. Diese lässt sich von Betroffenen nicht
kontrollieren. Außerdem ist sie nicht zweckgebunden. Das
Tourette-Syndrom
ist wohl das bekannteste Beispiel für derartige, medizinisch
diagnostizierte Ticks.

Unter einem Tick in der Umgangssprache versteht man dagegen eher eine
Angewohnheit, die für andere nicht nachvollziehbar ist und die sich
theoretisch auch abgewöhnen ließe. Anders als ein medizinischer Tick
ist eine solche Angewohnheit vermeidbar. Doch viele „Betroffene“
sehen ihren Tick gar nicht als solchen und somit auch keinen Grund,
etwas an ihrem Verhalten zu ändern.

Ein Tick könnte beispielsweise sein, dass jemand beim Lachen immer
mit den Fingern schnippt. Oder, dass jemand pfeift, obwohl das
Gegenüber gerade etwas erzählt. Auch das penible Sortieren von
Kleidung im Kleiderschrank nach Farbe kann wird als Tick angesehen.
Als ein Tick kann aber etwa auch eine als skurril angesehene
Sammelleidenschaft bezeichnet werden. „Sie hat da so einen Tick mit
Kugelschreibern und schmeißt die nie weg, auch wenn sie leer sind.“
Sätze dieser Art fallen dann gelegentlich im Gespräch mit anderen.

Gewohnheiten sind Verhaltensweisen, die sich durch ständige
Wiederholung so entwickelt haben, dass sie irgendwann ganz automatisch
und meist ohne Hinterfragen und Reflektieren vonstatten gehen. Sie
unterscheiden sich von den umgangssprachlichen Ticks vor allem
dadurch, dass sie nicht unbedingt negativ konnotiert sind. Attestiert
man jemandem einen Tick, meint man das in der Regel eher nicht
positiv.

Nicht alle (An-)Gewohnheiten müssen schlecht sein

Beim Nachdenken über Gewohnheiten oder Angewohnheiten, fallen einem
oft zuerst oder gar ausschließlich negative Dinge ein. Sei es die
Angewohnheit, sich nach der Arbeit zuhause erst einmal in ein
gemütliches Outfit und mit einer Tüte Chips auf die Couch zu werfen
oder die Angewohnheit, ständig im eigenen Gesicht herumzufummeln und
an vermeintlichen Hautunreinheiten zu kratzen oder ähnliches. Dinge
dieser Art sind sicherlich nicht die besten Angewohnheiten.

Oft bezieht sich ihr Status als „schlecht“ auf gesundheitliche
Aspekte. Es ist eine schlechte Angewohnheit, ungesunde Dinge zu
naschen, um irgendetwas zu kompensieren. Es ist eine schlechte
Angewohnheit, sich ständig im Gesicht anzufassen – vor allem mit
ungewaschenen Fingern –, weil es die Gefahr auf problematische Haut
eher noch erhöht. Schlecht kann aber auch einfach meinen „(mehr)
Schwierigkeiten verursachend“. So sind auch ein ständig kurz vor
knappes Aufbrechen zum gebuchten Zug, Sprechen mit vollem Mund oder
grundsätzliche und notorische Faulheit schlechte Angewohnheiten.

Doch Angewohnheiten können genauso gut auch sehr positiv sein. Wer es
sich angewöhnt hat, morgens nach dem Aufstehen direkt einmal eine
Runde Yoga zu machen oder sich am Wochenende ein paar Stunden Zeit nur
für sich zu nehmen und dabei etwa alle elektronischen Geräte
ausschaltet, tut sich sicherlich einen Gefallen. Muss darüber gar
nicht mehr nachgedacht werden, sondern passieren diese Dinge im Grunde
„ganz von allein“, so ist das sicherlich als praktisch und gut zu
werten.
Wie kommt es also, dass wir Angewohnheiten fast immer mit negativen
Dingen in Verbindung bringen? Die Erklärung dafür dürfte zum einen
ganz einfach sein, dass die schlechten Angewohnheiten für viele
Menschen einfach präsenter sind. Was gut läuft, wird als
selbstverständlich wahrgenommen, was schlecht läuft, stört akut.
Zum anderen können Angewohnheiten ab einem gewissen Punkt zur Sucht
werden – und das ist vielen Menschen auch absolut bewusst. Wer
versucht, eine schlechte Gewohnheit loszuwerden und dabei merkt,
massive Schwierigkeiten zu haben, könnte es mit einer Sucht zu tun
haben.

Die Sucht: Die gefährlichste Form gestörten Verhaltens

Eine „Sucht“ bezeichnet die gefährlichste Form gestörten
Verhaltens. Der Begriff wird interessanter Weise in unterschiedlichen
Werken und von verschiedenen Wissenschaften oder Institutionen auch
unterschiedlich definiert. Worin sich alle einige sind, ist Folgendes:
Eine Sucht im umgangssprachlichen Sinne bezeichnet immer eine
Abhängigkeit von einem Stoff oder bestimmten Verhaltensweisen.
Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
wurde der Begriff durch „Missbrauch“ oder „Abhängigkeit“
ersetzt.

Die
WHO
definiert Abhängigkeit

„als einen seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der
dadurch charakterisiert ist, dass ein Mensch trotz körperlicher,
seelischer oder sozialer Nachteile ein unüberwindbares Verlangen nach
einer bestimmten Substanz oder einem bestimmten Verhalten empfindet,
das er nicht mehr steuern kann und von dem er beherrscht wird. Durch
zunehmende Gewöhnung an das Suchtmittel besteht die Tendenz, die
Dosis zu steigern.

Einer Abhängigkeit liegt der Drang zugrunde, die psychischen
Wirkungen des Suchtmittels zu erfahren, zunehmend auch das Bedürfnis,
unangenehme Auswirkungen ihres Fehlens (Entzugserscheinungen wie
Unruhe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Angstzustände,
Schweißausbrüche) zu vermeiden. Abhängigkeit wird heute als
Krankheit angesehen.“

Die Psychologie und Pädagogik
weist zusätzlich darauf
hin
, dass eine Sucht die freie Entfaltung einer
Persönlichkeit verhindern oder zumindest stark beeinträchtigen kann.
Weiterhin führe sie oft dazu, dass soziale Bindungen zerstört
würden und die grundsätzlichen sozialen Chancen eines Individuums
sänken.

Das Bundesministerium für Gesundheit schließlich
betont,
dass Sucht kein Randproblem der Gesellschaft sei, sondern in
Deutschland viele Menschen betreffe. Mit Sucht seien

„nicht nur die Abhängigkeitserkrankungen gemeint, sondern die
Gesamtheit von riskanten, missbräuchlichen und abhängigen
Verhaltensweisen in Bezug auf Suchtmittel (legale wie illegale) sowie
nichtstoffgebundene Verhaltensweisen (wie Glücksspiel und
pathologischer Internetgebrauch).“

Letzteres mag vielleicht ungewöhnlich klingen, doch nach Angaben des
BMG seien 560.000 Menschen onlineabhängig – ihre Internetnutzung
sei exzessiv und als problematisch zu bezeichnen.

Merkmale süchtigen Verhaltens

Wer bei sich selbst Verhaltensweisen jeglicher Art beobachtet, die
einem in irgendeiner Weise ähnlich problematisch, zwanghaft, ungesund
oder negativ vorkommen, der sollte sich befragen, welche Merkmale auf
einen zutreffen. Auch der Hinweis anderer auf derartiges Verhalten
kann zum Anlass genommen werden, einmal in ehrlicher Weise in sich zu
gehen und zu reflektieren. Folgende Merkmale könnten auf eine Sucht
oder eine Abhängigkeit hinweisen:

  • Es besteht ein großer Wunsch oder ein Verlangen, etwas immer
  • wieder zu tun oder zu konsumieren.[/*]

  • Die Wirkung wird immer
  • geringer.[/*]

  • Das Erlebnis muss immer intensiver werden oder in
  • kürzeren Abständen wiederholt werden.[/*]

  • Es treten unangenehme
  • Entzugserscheinungen
    auf, wenn der Umgang mit dem vermeintlichen Suchtmittel unterbrochen
    wird.[/*]

  • Es ist kaum mehr möglich, dem Verlangen auf eigene Faust
  • zu widerstehen.[/*]

  • Andere Dinge, wie Hobbys, soziale Kontakte mit
  • Familie und Freunden und Ähnliches treten in den
    Hintergrund.[/*]

Schlechte Angewohnheiten loswerden

Manche schlechten Angewohnheiten können zur Sucht werden, sie müssen
es aber nicht. Es ist immer empfehlenswert, bei Realisierung solcher
Angewohnheiten früh genug die Notbremse zu ziehen, um das Risiko
einer Sucht zu minimieren. Bevor es also darum gehen soll, wie sich
bestehende Süchte bekämpfen lassen, soll kurz erwähnt werden, wie
schlechte Angewohnheiten loszuwerden sind.

Zunächst ist es wichtig, sich in einem Augenblick der Ruhe klar zu
machen, dass man tatsächlich eine schlechte Angewohnheit hat und
diese auf jeden Fall loswerden möchte, bevor sie sich zu etwas
wirklich Ungesundem entwickelt. Dieser Beschluss muss aus tiefstem
Innerem und nicht nach dem Motto „Na ja, ich probiere es einmal“
getroffen werden. Denn nur, wenn der Entschluss mit tatsächlicher
Überzeugung getroffen wird, kann man diszipliniert gegen die
schlechte Angewohnheit vorgehen.
Auf dem Weg zur Abgewöhnung kann es helfen, sich kleine Erinnerungen
auf Notizzettel zu schreiben. Eine kurze Notiz am Spiegel morgens
weist darauf hin, am heutigen Tag beispielsweise nur zwei Tassen
Kaffee zu trinken, statt einer ganzen Kanne. Ein Hinweis am
Armaturenbrett im Auto wiederum kann einen ermahnen, im
Straßenverkehr langsamer zu machen oder nicht so viel zu fluchen.
Diese kleinen Ermahnungen sind anfangs wichtig, um das Ziel nicht aus
den Augen zu verlieren. Sobald man sie nicht mehr braucht, stellen
sich Fortschritte sichtbar ein und die Angewohnheit ist bald
vielleicht schon passé.

Süchte bekämpfen – So kann es funktionieren

Sich informieren

Sollte es bereits zu einer Sucht gekommen sein oder eine solche schon
längere Zeit bestehen, kann ein erster Schritt beim Kampf gegen
ebenjene sein, sich rundum sorgfältig zur eigenen, bestehenden Sucht
oder Abhängigkeit zu informieren. Was genau soll das bedeuten und
bringen?

Viele Suchtkranke sind sich etwa der körperlichen Schäden, die sie
durch ihre Sucht in Kauf nehmen, überhaupt nicht bewusst. Andere
wissen wiederum, dass sie ihre Gesundheit gefährden, die Ausmaße der
Gefährdung allerdings sind ihnen auch nicht klar. Sie blenden sie aus
oder ignorieren sie bewusst und halten sich von zu viel Information
zum Thema fern. Dahinter steckt das unbewusste Wissen, dass eine
Realisierung mitunter dazu führen könnte, die Sucht aktiv angehen
und bekämpfen zu müssen. Weil das nicht unbedingt einfach ist, wird
von vornherein alles abgeblockt, was einen an das gestörte Verhalten
erinnert oder ermahnt.

Ein erster Schritt bei der Suchtbekämpfung kann daher die knallharte
Konfrontation mit den Tatsachen sein. Wer gut und genau informiert
ist, erhöht, wie gesagt, den Drang die Bekämpfung seiner Sucht oft
disziplinierter und überzeugter anzugehen. Man muss sich
beispielsweise nur etwa einmal
die
Schäden vor Augen führen
, die eine Zigaretten- bzw.
Nikotinsucht verursachen kann. Im Tabak finden sich etliche
schädliche Stoffe neben dem Suchtstoff Nikotin. Sie führen zu

  • unansehnlichen Zähnen und Nägeln durch den
  • Nikotinfilm.[/*]

  • einer Verengung der Venen, was wiederum etwa das
  • Entstehen des sogenannten Raucherbeins begünstigt.[/*]

  • schlechterer
  • Haut durch die Verengung der Blutgefäße.[/*]

  • einer Schwächung der
  • Muskeln.[/*]

  • einer Schädigung der Knochen.[/*]
  • einer Verkürzung
  • der Lebenserwartung.[/*]

  • einer Begünstigung der Entstehung
  • verschiedener Arten von Krebs, insbesondere Lungen- und
    Kehlkopfkrebs.[/*]

Für jede Sucht gibt es individuelle Entwöhnungsstrategien – sei es
für, oder besser gesagt gegen das angesprochene Rauchen, Alkohol,
Heroin, Spiel- oder etwa auch Kauf- und Sexsucht. Einige weitere
Maßnahmen jedoch neben der umfassenden Aufklärung zum Thema, können
bei der Bekämpfung jeder Sucht hilfreich sein.

Trigger bekämpfen oder ihnen aus dem Weg gehen
Suchtverhalten findet meist als Reaktion auf bestimmte Vorkommnisse
oder Erlebnisse statt. Man spricht hier von „Triggern“ und meint
konkrete Dinge, die dazu führen, dass man etwa zur Zigarette greift,
sich ein Glas Alkohol einschenkt oder auch exzessiv in Onlineshops
unterwegs ist und mehr Geld ausgibt, als man es sich leisten kann.

Auf dem Weg aus der Sucht, gilt es für jeden Suchtkranken, diese
persönlichen Trigger zu erkennen. Anschließend muss versucht werden,
ihnen so gut, wie nur möglich, aus dem Weg zu gehen.

Um klarer zu machen, was Trigger sein können, haben wir drei
Beispiele unterschiedlichster Art zusammengetragen.

1. Viele Raucher greifen ausschließlich im Zusammenhang mit
sozialen Kontakten und insbesondere beim Treffen mit Bekannten etwa in
einer Bar oder in einem Club zu Zigaretten. Gerade am Anfang einer
Sucht, wenn also noch nicht mehrmals am Tag geraucht wird, lässt sich
ein solches Muster oft beobachten. Die gesellschaftlichen Aspekte
sollten bei der Tabaksucht nicht unterschätzt werden.

Nun gilt nicht, dass man sich nicht mehr auf ein Glas Wein mit
Freunden treffen darf. Allerdings kann die Kombination aus Alkohol und
Gesellschaft eben auch das Rauchen begünstigen. Es gilt, vielleicht
zumindest eine Zeit lang den Alkohol wegzulassen. Oder sich mit
anderen vielleicht eher zum Sportmachen, Spielen oder Sonstigem zu
verabreden, bis der Rauchdrang verschwunden ist.

2. Auch negative Erlebnisse können Trigger sein. Das müssen
nicht unbedingt tiefe Rückschläge sein. Schon ein unangenehmes
Gespräch mit einem Vorgesetzten beispielsweise, kann den
anschließenden Griff zur Zigarette auslösen. Oder dazu führen, dass
nach der Arbeit erst einmal die Spielhalle besucht wird.

Hier gilt es, einerseits zu versuchen, die Situationen zu erkennen,
die solche Reaktionen auslösen und sie, wenn möglich, vollständig
zu meiden. Wenn das nicht möglich ist, muss eine gesündere Art
gefunden werden, mit den negativen Emotionen umzugehen. Oft hilft es,
sofort mit Freunden darüber zu reden oder sich einfach in ein kleines
Notizbuch von der Seele zu schreiben, was einen ärgert, stört und
bedrückt.

3. Für viele Suchtkranke ist allein schon Langeweile einer der
Haupttrigger. Wenn nichts zu tun ist und die Langeweile ermüdet und
deprimiert, wird etwa zu einem Aufputschmittel gegriffen. Es folgt
dann vielleicht ein Aktivitätsschub oder kurzzeitige Kreativität und
schon wird der Konsum als notwendig abgespeichert.

Es gilt also, Langeweile zu vermeiden und sich abzulenken. Am besten
ist es, Sport zu machen oder sich Hobbys zu suchen, die gleichzeitig
auch über längere Zeiträume beschäftigen und Spaß machen.

Der Fokus auf negative Emotionen rund um die Sucht

Eine Sucht hat in der Regel ihre Hochphasen: Kurz nach Konsum einer
Substanz oder nach Ausführung einer Handlung fühlen sich die
Betroffenen gut. Doch schnell schwinden die positiven Gefühle und
werden durch Negatives ersetzt.

Das kann der sofortige Drang sein, das Erlebte wiederholt zu erfahren,
es können aber auch Selbstvorwürfe, starke depressive Momente oder
körperliche Schmerzen sein.
Beim Bekämpfen der eigenen Sucht geht es darum, die negativen Aspekte
den positiven gegenüberzustellen. Gerade kurz vor dem Befriedigen des
Suchtdranges kann beispielsweise im Kopf durchgegangen werden, welche
negativen Konsequenzen die Handlung haben wird, die man gleich
ausführen möchte. Das sollte den Drang, es wirklich zu tun, nach und
nach schwächen.

Belohnungen für Teilsiege

Keine Sucht kann von heute auf morgen besiegt werden. Schließlich
sind die zwanghaften Verhaltensweisen und ihre Folgen tief in einem
verankert. Genau deshalb wird bei Süchten ja auch von Krankheiten
gesprochen.

Der Weg aus der Sucht erfolgt also meist etappenweise und Schritt für
Schritt. Kettenraucher lassen anfangs vielleicht nur eine Zigarette am
Tag aus, bis es irgendwann vielleicht zehn und bald eine halbe
Schachtel sind. Um die Motivation zu erhöhen, die Suchtbekämpfung
durchzuziehen, sollten sich Suchtkranke für ihre Teilsiege belohnen.

Eine solche Belohnung kann ein Kinobesuch mit Freunden sein, ein
leckeres Abendessen im italienischen Restaurant um die Ecke oder auch
einmal etwas Schönes zum Anziehen, mit dem schon länger
geliebäugelt wurde. Wichtig ist, dass diese Belohnung nicht
möglicherweise ebenfalls wieder ein Suchtverhalten produzieren kann
– hierzu aber am Ende des Beitrags mehr.

Einen Neustart oder Tapetenwechsel durchführen

Sind die Trigger zu zahlreich, die zum Stillen des Suchtverlangens
führen und ist es einem auch mit viel Disziplin und
Belohnungsstrategien nicht möglich, den Weg aus der Sucht zu finden,
kann oftmals nur ein „Neustart“ helfen.

Damit kann zum Beispiel der Wechsel des Arbeitsplatzes oder gar die
Suche nach einer neuen Art der Beschäftigung gemeint sein. Wenn der
Stress auf der Arbeit nur durch ungesundes Verhalten ausgeglichen
werden kann, muss, zum Schutz des eigenen Lebens, vielleicht etwas
vollkommen anderes gesucht werden.

Manchmal sorgen aber auch die sozialen und gesellschaftlichen
Verhältnisse, in denen man sich bewegt, für ungesundes Verhalten.
Die falschen Bekanntschaften können eine Sucht massiv begünstigen.
Es ist ein großer Schritt, sich etwa aus einem bestimmten
Freundeskreis zu entfernen und oft hilft dabei nur ein Umzug, der mit
viel mentaler Stärke und Arbeit verbunden ist. Wenn es allerdings
nicht anders geht, sind solche harten Maßnahmen aber mitunter
unumgänglich.

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Nicht alle Menschen sind in der Lage, ihre Sucht allein oder auch mit
Hilfe von Familie und Freunden zu bekämpfen. Genau dafür gibt es
professionelle Hilfe.

Der Fachverband Sucht
e.V.
empfiehlt den Kontakt zu Beratungsangeboten in der Nähe
des Wohnortes. Das können Fachkliniken (für eine stationäre
Rehabilitation), Adaptionseinrichtungen, , soziotherapeutische
Einrichtungen, Tageskliniken oder auch ambulante Behandlungs- und
Beratungsstellen sein.

Ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen in der näheren Umgebung
lassen sich auf der Website der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
aufrufen. Die
Kontaktdaten der Stellen lassen sich auch telefonisch über das
bundesweite Informationstelefon zur Suchtvorbeugung der BZgA unter der
Rufnummer 0221/89 20 31 erfragen.

Suchtverlagerungen vermeiden

Wie schon angedeutet, kommt es bei dem Versuch, eine Sucht zu
bekämpfen, oft zur Entstehung ebenfalls ungesunden
„Ausgleichsverhaltens“. Man spricht dann von Suchtverlagerung:
Suchtkranke schaffen es dabei zwar vielleicht, ihr ursprüngliches
Suchtverhalten zu unterlassen, weichen dafür aber auf anderes
süchtiges Verhalten aus. Es gilt, solches Ausgleichsverhalten bei der
Bekämpfung einer Sucht unbedingt genau zu beobachten und gezielt zu
vermeiden.

Häufig erfolgt eine Suchtverlagerung etwa vom Rauchen oder Trinken
hin zu einer ungesunden Ernährungsweise. Statt einer Zigarette oder
einem Glas Wein wird dann mal eben eine halbe Tafel Schokolade oder
eine Tüte Chips verdrückt. Dass das auf Dauer nicht gesund ist,
sollte klar sein. Auch Zucker ist nämlich zum Beispiel eine Art
Suchtstoff und nicht zu unterschätzen.

Suchtverlagerung kann aber auch unauffälliger stattfinden. Zwar ist
es wichtig, die bereits erwähnte Ablenkung in anderen Dingen zu
suchen, um Suchtimpulse zu vermeiden. Genauso wichtig ist es aber
auch, diese Ablenkung dosiert und bewusst zu erleben. Wer mit dem
Rauchen aufhört, dadurch aber zum Workaholic wird oder jeden Tag
einen Halbmarathon laufen muss, um sich entspannen zu können, sollte
sich weiterhin befragen, ob dieses Verhalten auf Dauer wirklich so
gesund ist. 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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