GP von Japan
Ein Sieg ohne Jubel
Suzuka - Glückliche Sieger sehen anders aus: Zwar standen beim Grand Prix
von Russland am vergangenen Wochenende mit Lewis Hamilton und Valterri
Bottas wieder einmal zwei Mercedes-Piloten auf den Podestplätzen Eins
und Zwei, so richtig freuen konnten sich aber beide Fahrer nicht und
die Champagnerdusche fiel für jedermann sichtbar dann auch
entsprechend "nüchtern" aus. Dafür machte Sebastian Vettel, der sich
im Ferrari hinter Hamilton und Bottas nur mit einem dritten Platz
zufrieden geben musste, einen erstaunlich entspannten Eindruck, obwohl
er die Weltmeisterschaft jetzt aus eigener Kraft nicht mehr gewinnen
kann.
#Infobox
Bei Lewis Hamilton, dem Sieger des Rennens an der russischen
Schwarzmeerküste, gab es ausgerechnet bei seinem 70. Grand Prix
Erfolg diesmal keinen Jubel und auch keine Freudensprünge, als die
Nationalhymnen erklangen. Grund dafür war der an ihn "geschenkte
Sieg" durch eine Stallorder des Mercedes-Teams, als man in Runde 25
den sicher in Führung liegenden Teamkollegen Valtteri Bottas über
Funk anwies, Hamilton vorbeiziehen zu lassen: "Das war nicht meine
Entscheidung", so Hamilton nach dem Rennen eher peinlich berührt, der
sich bei Bottas dennoch bedankte und diesen als absoluten "Gentleman"
und Teamplayer lobte. Diese Reaktion und auch Hamiltons Verhalten
bei der Siegerehrung verdient Respekt, denn er demonstrierte damit
auch, dass ein Weltklasse-Rennfahrer wie er zwar Hilfe und
Unterstützung vom Team erwartet, auf "Geschenke" wie jetzt in Sotschi
aber wohl eher verzichten möchte.
Angeblich war vor dem Rennen Mercedes-intern sogar festgelegt worden,
dass "Pole-Position-Setter" Bottas dann "gewinnen durfte", wenn er
am Ende vor Hamilton liegt. Diese Zusage wurde offenbar dann
kurzfristig gebrochen, weil Blasenbildung an den Reifen von Hamiltons
Boliden die Strategen zum Umdenken veranlasste. Die große
Enttäuschung über den "weggeschenkten Sieg" sah man Valtteri Bottas
und seiner versteinerten Miene auf dem Podium dann auch deutlich an.
Er hatte wohl auf die Einhaltung der Zusage seines Teams gehofft, dann
gewinnen zu dürfen, wenn der Rennverlauf dies ergibt.
Sebastian Vettel, der in seinem scheinbar technisch deutlich
unterlegenen Ferrari in Sotschi kaum eine Chance gegen die beiden
Silberpfeile hatte, liegt jetzt in der WM-Wertung 50 Punkte hinter
Hamilton und kann in den jetzt noch fünf verbleibenden Rennen aus
eigener Kraft den Titel nicht mehr gewinnen. Selbst bei fünf Siegen
könnte Vettel maximal 35 Punkte auf Hamilton aufholen, wenn dieser
jeweils nur Zweiter würde, was eher unwahrscheinlich ist. Vettel
könnte also nur noch von dem Ausscheiden Hamiltons durch technische
Defekte oder andere Ausfallgründe des Briten profitieren, um
realistisch noch Weltmeister werden zu können.
Im Vorjahr war es allerdings Vettel, der schon kurz nach dem Start zum
Großen Preis von Japan wegen einer defekten Zündkerze seinen Ferrari
frühzeitig parken musste. An diesem Wochenende soll sich dieses
Pech auf seinem Lieblingskurs, dem "Suzuka International Racing
Course" , möglichst nicht wiederholen. Schon vier Mal konnte er hier,
bislang allerdings immer in einem Red-Bull gewinnen, der erste Sieg im
Ferrari wäre also überfällig. Lewis Hamilton war im Land der
aufgehenden Sonne bislang drei Mal erfolgreich, führt wie erwähnt
mit 50 Punkten Vorsprung in der WM vor Vettel und ist, wie auch sein
Silberpfeil, derzeit in Bestform.
Der japanische Hochgeschwindigkeitskurs in Form einer "Acht" verfügt
über zahlreiche schnelle Kurven, so die berühmten "Esses" im ersten
Sektor. In der "130 R" Linkskurve erreichen die Boliden über
300 Stundenkilometer Top-Speed und auch die beiden Degner-Kurven
haben es in sich und schon für so manche Verbremser und Unfälle
gesorgt. Auch das unberechenbare Wetter spielte dort schon oft
verrückt, ob heftige Regenfälle, Taifune oder gar Erdbeben, in
Suzuka ist alles möglich.
Außer dem WM-Kampf zwischen den beiden WM-Favoriten Lewis Hamilton
und Sebastian Vettel darf man sich in Suzuka jetzt schon auf den
Niederländer Max Verstappen und seinen Red-Bull-Teamkollegen Daniel
Ricciardo freuen. Verstappen war in Sotschi der "Fahrer des Rennens",
als er vom 19. Startplatz aus nach einer sensationellen Aufholjagd mit
imposanten Überholmanövern schließlich auf Platz Fünf vor Daniel
Ricciardo auf Rang Sechs ins Ziel fuhr. Im Vorjahr wurde der
Niederländer in Suzuka Zweiter! Genau diese Duelle, echten Motorsport
auf der Rennstrecke, ohne "Beeinflussung von außen" wollen die Formel
1 Fans sehen.
Es gab auch schon mal Zeiten in der Formel 1, da war Stallorder
verboten, Anweisungen über Funk ebenso und die Fahrer durften selbst
entscheiden, wann sie die Reifen wechseln müssen und wie schnell
sie fahren dürfen, um nicht mit leerem Tank stehen zu bleiben. Der
beste Fahrer im besten Auto soll am Ende auch gewinnen, so hoffentlich
jetzt beim Großen Preis von Japan...
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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