Formel 1 in Silverstone
Keine "Sonntagsruhe" in der Heimat des Motorsports

Valtterie Bottas fuhr in Österreich im Mercedes seinen zweiten Formel 1-Sieg und ist und bleibt sowohl für seinen Teamkollegen Lewis Hamilton als auch für Sebastin Vettel und Ferrari ein ernsthafter Konkurrent im Kampf um den Weltmeistertitel. | Foto: Lukas Gorys
  • Valtterie Bottas fuhr in Österreich im Mercedes seinen zweiten Formel 1-Sieg und ist und bleibt sowohl für seinen Teamkollegen Lewis Hamilton als auch für Sebastin Vettel und Ferrari ein ernsthafter Konkurrent im Kampf um den Weltmeistertitel.
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Silverstone - Das erste Rennen in der so genannten "Automobil Weltmeisterschaft"
fand am 13. Mai 1950 auf dem Silverstone-Circuit unter den Augen des
damaligen britischen Königs Georg VI.  an einem Samstag statt, weil
man die Sonntagsruhe nicht stören wollte. Der Sieger dieses ersten
Rennens zur später umbenannten "Formel 1-Weltmeisterschaft", war
Guiseppe Farina in einem Alfa Romeo 158. Auf dem Traditionskurs von
Silverstone wurden seither 46 Formel 1- Rennen gefahren. An diesem
Wochenende ist es dann aber der insgesamt "51. britische Grand Prix",
da zwischenzeitlich auch Rennen in Brands-Hatch gefahren wurden. Es
ist ein echtes "Heimspiel" für Lewis Hamilton, aber auch für die
sechs von insgesamt zehn Formel-1-Teams, die in Silverstone beheimatet
sind und dort ihre Fabriken haben.

Von "Sonntagsruhe" kann in der Formel 1 schon lange keine Rede mehr
sein und ob die Queen sich im Fernsehen das Rennen anschaut ist wohl
eher fraglich. Das mittelgroße, ländliche "Dorf Silverstone" in
Northamptonshire mit seinen knapp 2.000 Einwohnern hat sich an den
Rummel um die Formel 1 im Laufe der Jahrzehnte gewöhnt und man ist
dort eher stolz darauf, als die "Heimat des britischen Motorsports"
bezeichnet zu werden.

Wenn die zehn Formel-1-Teams mit  zwanzig Fahrern am Sonntag  zum
10. Lauf von insgesamt 20 Rennen in der diesjährigen
F1-Weltmeisterschaft  aufeinander treffen, ist also "Halbzeit" in der
diesjährigen Saison angesagt. Die Halbzeit-Bilanz ist aus Sicht von
Sebastian Vettel und Ferrari insofern positiv, weil der Deutsche jetzt
mit 20 Punkten Vorsprung vor Lewis Hamilton, seinem ärgsten
Konkurrenten im Kampf um die Weltmeisterschaft, nach Silverstone
kommt. Der Druck wird größer auf das Mercedes-Team, auch wenn
Valtterie Bottas vergangenen Sonntag in Österreich mit Mercedes
seinen zweiten Sieg feierte:  "Mercedes muss aber jetzt nachlegen",
so Niki Lauda, der als Aufsichtsrat vom Mercedes-F1-Team darauf setzt,
dass Lewis Hamilton, der seinen Heimat-Grand Prix immerhin schon vier
Mal gewinnen konnte, am Sonntag als Erster die Zielflagge sieht und so
den Abstand zu Sebastian Vettel in der Fahrer-WM verkürzen kann.

Sowohl Ferrari, als auch Mercedes treten "zur Halbzeit"  mit neuen,
leistungsstärkeren Motoren in Silverstone gegeneinander an. Man
munkelt, dass die neuen Aggregate die Boliden mit 10 bis 15 PS mehr
befeuern könnten.

Der "Silverstone Circuit" auf einem ehemaligen Flugplatzgelände
gelegen, ist auch nach diversen Umbauten immer noch eine der
schnellsten Rennstrecken. Es gibt acht Links- und zehn Rechtskurven,
von denen alleine sieben mit Tempo 250 km/h durchfahren werden. Es ist
eine der schwierigsten  Strecken, die Fahrer lieben aber den Kurs und
die besondere Herausforderung. Die ultraschnelle Kurvenkombination
Copse Corner, Maggots, Beckets und Chapel ist wohl einmalig im Formel
1 Kalender. Vor Copse Corner zeigt die "Tachonadel" im 8. Gang rund
315 km/h an, die Boliden erreichen dann bei Maggots sogar rund  330
km/h und nahe der "Thomas-von Becket-Kapelle" immerhin noch rund 265
km/h!

Das typisch britische Regenwetter ist gefürchtet, früher versanken
dort die Autos auf den umliegenden Parkplätzen und Zufahrtsstraßen
mehr als nur einmal im Matsch und mussten mit Traktoren "geborgen"
werden.  Inzwischen ist aber das Gelände weitgehend asphaltiert, was
wiederum nicht vor Verkehrschaos schützt. 1992 kam Mika Häkkinen
nicht pünktlich zum Warm-Up, weil er schon morgens im Stau stand. Am
besten ganz früh anreisen ist daher die Devise für alle Akteure,
aber auch für die vielen Tausend Fans. Immerhin wurden im Vorjahr ca.
140.000 Besucher beim Rennen gezählt, die britischen Fans sind
motorsportbegeistert und können da durchaus mit der Begeisterung der
italienischen Tifosi mithalten.

Trotz dieser doch recht hohen Besucherzahlen ist die Zukunft dieser
Traditionsstrecke ungewiss. Möglicherweise könnten dort im Jahr 2019
die "Formel-1-Lichter" erlöschen, wenn bis dahin keine finanziellen
Lösungen gefunden werden. Die hohen Antrittskosten der Formel 1 und
damit verbunden angeblich rund 8,5 Mio. Euro "Minus" in den
vergangenen zwei Jahren sind ein Problem. So hielt Lewis Hamilton denn
vor dem Rennen am Sonntag erneut ein emotionales Plädoyer für "seine
Heimatstrecke" und bezeichnete den britischen Grand Prix "...als das
wichtigste Rennen des Jahres..."

Und das würde Hamilton natürlich jetzt gerne zum 5. Mal gewinnen...
wenn da nicht noch Teamkollege Valtterie Bottas, sowie Sebastian
Vettel im Ferrari oder Kimi Räkkönen und die beiden Red-Bull-Piloten
Daniel Ricciardo und Max Verstappen "lauern würden"... Von
"Sonntagsruhe" also keine Spur, es wird für Fahrer und Besucher
wieder sehr laut in der so geliebten "Heimat des britischen
Motorsports".

- Jens Hoffmeister

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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