Formel 1 GP Baku
"Stadtrundfahrt" im Geschwindigkeitsrausch
Baku - Wenn die Formel 1 Boliden an diesem Wochenende den Stadtkurs von
Baku beim Grand Prix von Aserbaidschan unter die Räder nehmen, werden
insbesondere bei Sebastian Vettel unangenehme Erinnerungen an seine
"Wut-Attacke" im Vorjahr wieder wach. Der enge Kampf um die
Weltmeisterschaft eskalierte in Baku 2017 während der langsameren
Safety-Car-Phase, in welcher Vettel sich vom führenden Lewis Hamilton
"unfair blockiert" fühlte und daraufhin seinen Ferrari absichtlich
und unter den Augen von Millionen Fernsehzuschauern seitlich in dessen
Mercedes "rammte".
Lewis Hamiltons Silberpfeil wurde dabei zwar nur leicht beschädigt,
eine anschließende Fixierung des losen Kopfschutzes an der Box
kostete aber Zeit und letztlich den möglichen Sieg, der
Mercedes-Pilot kam nur als Fünfter ins Ziel. Vettel wurde nach einer
verhängten zehn Sekunden Strafe noch Vierter, bedauert den Rammstoß
aber bis heute. Wenn er jetzt am frühen Samstagnachmittag in seinem
Ferrari Cockpit festgezurrt wird, darf er daran aber nicht mehr
denken, denn dann gilt es, sich im Abschlusstraining die beste
Start-Position auf dem schnellen Stadtkurs zu sichern.
Die Chancen für ihn sind gut, die vergangen drei Rennen haben
gezeigt, dass Ferrari und Mercedes in dieser Saison jetzt
kräftemäßig zumindest gleichauf sind, Vettel wird aber nach seinen
zwei Siegen in Melbourne und Bahrain schon vor dem Rennen in Baku als
heimlicher Favorit gehandelt.
#Infobox
Der spektakuläre Straßenkurs führt mitten durch Aserbaidschans
Hauptstadt Baku und zeichnet sich durch extrem hohe Geschwindigkeiten
aus. Im Vorjahr stellte dort ein Williams bei einer, wenn auch
inoffiziellen Team-Messung, einen neuen Geschwindigkeitsrekord für
die Formel 1 auf, als der Computer sage und schreibe
373 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit anzeigte. Auf keinem
anderen Stadtkurs werden auch nur annähernd derart hohe
Geschwindigkeiten erreicht. Der Vollgasanteil in Baku liegt bei 56
Prozent.
Auf der parallel zur Uferpromenade verlaufenden zwei
Kilometer langen Start-Ziel-Geraden am Kaspischen Meer, wird ganze 22
Sekunden lang mit "Bleifuß" gefahren, entsprechend hoch ist hier
der Spritverbrauch der Boliden. Auch die
Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem "Baku-City Circuit" ist mit
knapp 200 Stundenkilometern ebenfalls recht hoch. Die Strecke mit
insgesamt 20 Kurven - darunter auch vier 90 Grad- und zwei
Vollgaskurven - hat recht viel zu bieten.
Die "Highspeed-Stadtrundfahrt" führt durch die ehrwürdige
Altstadt, aber auch vorbei an ganz modernen Gebäuden und durch zum
Teil sehr enge Gassen. So im Bereich der Bergauf-Passage entlang der
historischen Burganlage, wo es ganz eng wird und wo die Straßenbreite
von knapp sieben Metern auch nur für jeweils einen Formel 1
Boliden Platz bietet. Der "Baku-City-Circuit" ist schwierig zu
fahren, eine echte "Fahrerstrecke" ,die keine Fehler verzeiht, selbst
kleinste Fahrfehler können hier schon das vorzeitige Aus bedeuten.
Vom Jäger zum Gejagten: jetzt ist es Sebastian Vettel, der mit zwei
Siegen zum Saisonbeginn nicht nur von Lewis Hamilton und dessen
Teamkollegen Valterri Bottas gejagt wird. Der Australier Daniel
Ricciardo, der im Vorjahr letztlich Profiteur der "Rangeleien"
zwischen Vettel und Hamilton war und das Vorjahresrennen in Baku auch
gewann, gehört im Red-Bull nicht zuletzt nach seinem bravourösen
Sieg beim Rennen in Shanghai vor zwei Wochen, durchaus mit zu den ganz
heißen Kandidaten für den "obersten Podestplatz".
Aber es gibt ja durchaus noch einige andere Teams und Fahrer, die man
an diesem Wochenende zum engeren Favoritenkreis zählen darf, so den
zwar oft "übermotivierten" und hitzköpfigen, andererseits aber
auch sehr schnellen Niederländer Max Verstappen im zweiten Red-Bull.
Interessant dürfte werden, welches Team und welcher Fahrer sich auf
der "Fahrerstrecke Baku" im Mittelfeld am besten positionieren kann.
Nico Hülkenberg, der sich im Werks-Renault bislang sehr gut
präsentierte, ist längst "reif" für einen Podestplatz und auch
Fernando Alonso, jetzt bekanntlich mit Renault-Power im Heck seines
McLaren, sollte man im Auge behalten...
Mit 28 Metern unter dem Meeresspiegel ist Baku die "am niedrigsten
gelegene Hauptstadt der Welt" und außergewöhnlich ist sicherlich
auch die Tatsache, dass auf dem Stadtkurs, auf dem ansonsten das Jahr
über ganz normaler Straßenverkehr über holpriges Kopfsteinpflaster
rollt, eigens für jeden Formel 1 Grand Prix die Asphaltdecke mit
großem Aufwand alljährlich neu asphaltiert wird. Ein "holpriges
Rennen" wird es also hoffentlich nicht.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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