Mit 77 Jahren verstorben
Trauer um Ex-FC-Spieler Toni Regh

Im Laufe seiner Karriere hatte Toni Regh zahlreiche Erinnerungen gesammelt. Unter anderem zierte eine große Wand mit Fotos sein Haus in Stotzheim. Nun ist Regh im Alter von 77 Jahren verstorben. | Foto: Archiv - Torsten Beulen
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  • Im Laufe seiner Karriere hatte Toni Regh zahlreiche Erinnerungen gesammelt. Unter anderem zierte eine große Wand mit Fotos sein Haus in Stotzheim. Nun ist Regh im Alter von 77 Jahren verstorben.
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Euskirchen-Stotzheim - Toni Regh ist tot. Der Stotzheimer, der mit dem 1.FC Köln zweimal
Deutscher Meister wurde, ist am vergangenen Sonntag im Alter von 77
Jahren verstorben. Regh trug in den 1960er Jahren in 178
Pflichtspielen den Dress der Geißböcke. Er war an zwei Meistertiteln
(1962 und 1964) und einem DFB-Pokalsieg (1968) beteiligt und wirkte
bei legendären Europapokal-Schlachten mit.

Als junger Spunt von gerade mal 20 Jahren war Toni Regh 1961 zum
„Effzeh“ gewechselt. Dank seiner Kampfkraft und der
ausgezeichneten Kondition konnte er sich schnell einen Stammplatz im
Team erobern - und das zu einer Zeit, als die Kölner nicht nur „dä
eetste Club am Rhing“ waren, sondern mit ihrem modernen
Trainingsgelände mitten im Grüngürtel und dem visionären
Präsidenten Franz Kremer vielen Vereinen in Deutschland als Vorbild
dienten. „Ja, er war ein »Wöhldier«, ein Arbeitstier, auf dem
Platz, ein Dauerläufer, der kämpfen konnte […] Wenn der Trainer
vor einem Spiel die Mannschaftsliste […] vorlas, machte er manchmal
den Scherz, bei Toni Regh gleich drei Positionen auf einmal
anzugeben“, schreibt Hubert Misgeld in dem Buch „Stotz-heim
erzählt - Band 2“ über Toni Regh.

Mehrmals pro Woche machte sich Toni Regh auf den Weg von Stotzheim
nach Köln - und zwar mit dem Moped. Ein Auto konnte er sich erst
später leisten, denn anders als heutzutage, wo die Nobelkarosse eines
Sponsors quasi zur Grundausstattung eines Bundesligafußballers
gehört, war die Entlohnung für die Einsätze im FC-Trikot vor mehr
als 50 Jahren nicht gar so einträglich. Mit 300 Mark pro Monat wurden
Reghs Dienste anfangs belohnt, später gab es immerhin 1200 Mark plus
250 Mark zusätzlich pro Sieg. Und als Meisterprämie spendierte ein
Sponsor allen FC-Spielern seinerzeit einen kleinen Fernseher…

Aber das Geld war für Toni Regh nicht wichtig. „Wir hätten auch
»für lau« beim FC gespielt“, sagte Regh einst im Gespräch mit
dem Blickpunkt am Sonntag. Und wenn es sein musste, ging er halt auch
ins Tor. So wie am 5. September 1962 im schottischen Dundee.
Schlussmann Fritz Ewert hatte sich bei der Premiere der Geißböcke im
Europapokal der Landesmeister bereits in der vierten Minute eine
schwere Gehirnerschütterung zugezogen. Bis zur Halbzeit hielt Ewert
durch - da stand es bereits 0:5. Und weil Auswechselungen damals noch
nicht gestattet waren, wurde Toni Regh kurzerhand von Trainer
„Tschik“ Cajkovski zwischen die Pfosten beordert. Die Partie
endete 1:8, „aber ich habe noch ein paar gute Dinger gehalten“,
erinnerte sich Regh noch Jahre später. Auf dem Rückflug kam es zu
Cajkovskis bekanntem Ausspruch „Am besten Flugzeug stürzt ab!“

Nicht minder legendär ist das Viertelfinal-Duell im Europapokal der
Landesmeister gegen den FC Liverpool im März 1965, bei dem Toni Regh
ebenfalls mitgewirkt hat. In insgesamt drei Spielen standen sich der
deutsche und der englische Meister gegenüber. Hin- und Rückspiel
endeten jeweils 0:0; das Entscheidungsspiel in Rotterdam nach
Verlängerung ebenfalls Remis: 2:2. Nach damaligem Reglement musste
das Los entscheiden. Doch auch der Münzwurf des Schiedsrichters
gelang erst im zweiten Versuch. Zunächst war die Plastikscheibe
senkrecht im morastigen Boden stecken geblieben; bei der Wiederholung
war das Glück auf Seite des FC Liverpool.

Toni Reghs beim „Effzeh“ endete 1969. Er verabschiedete sich zum
Lokalrivalen Fortuna Köln, für den Regh noch zwei Jahre in der
Regionalliga kickte, der damals zweithöchsten deutschen Spielklasse.
Es folgten Engagements beim Euskirchener TSC, Olympia Köln und dem
TuS Chlodwig Zülpich, mit dem Toni Regh im Jahr 1975 als
Spielertrainer in die Landesliga aufstieg. Später war er als Trainer
bei seinem Heimat-verein Schwarz-Weiß Stotzheim, beim SV Kirchheim
und zuletzt zwölf Jahre beim SC Enzen-Dürscheven aktiv. Für den SC
bestritt Toni Regh auch sein letztes Spiel - im stolzen Alter von 50
Jahren!

„Ich wünsche mir, dass meine Rosi und ich zusammen 100 Jahre alt
werden“, verriet Regh einst dem Blickpunkt am Sonntag. Dieser Wunsch
ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Toni Regh ist just an dem Tag
verstorben, an dem sein „Effzeh“ das rheinische Derby gegen
Borussia Mönchengladbach mit 2:1 gewann. Er hätte sich ganz sicher
darüber gefreut. 

Im Laufe seiner Karriere hatte Toni Regh zahlreiche Erinnerungen gesammelt. Unter anderem zierte eine große Wand mit Fotos sein Haus in Stotzheim. Nun ist Regh im Alter von 77 Jahren verstorben. | Foto: Archiv - Torsten Beulen
Eine Aufnahme aus Toni Reghs großem Fundus an Erinnerungen: Hier kämpft er mit dem Frankfurter Hans-Walter Eigenbrodt (r.) um den Ball. Das Spiel fand am 28. Februar 1964 vor 35.000 Zuschauern im „Kölner Stadion“ statt - Endstand 1:1.  | Foto: Sammlung Toni Regh
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