Großer Preis von Österreich
Vettel fährt ab jetzt auf "Bewährung"

Im vergangenen Jahr beendete ein Reifenplatzer an Sebastian Vettels Ferrari vorzeitig dessen Rennen. Am Sonntag fährt Vettel in Österreich "auf Bewährung" und unter strenger Beobachtung.  | Foto: Lukas Gorys
  • Im vergangenen Jahr beendete ein Reifenplatzer an Sebastian Vettels Ferrari vorzeitig dessen Rennen. Am Sonntag fährt Vettel in Österreich "auf Bewährung" und unter strenger Beobachtung. 
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Spielberg - Es lebe der Sport! In der Formel 1 ist das leider nicht immer der
Fall. So hat das "Scharmützel" zwischen Sebastian Vettel und Lewis
Hamilton beim Grand Prix von Aserbaidschan vor 14 Tagen in Baku, der
Königsklasse im Motorsport "unerfreuliche" Schlagzeilen beschert.
Insbesondere aber Sebastian Vettel, der vor Millionen von
Fernsehzuschauern seinen Ferrari in einer Safety-Car-Phase absichtlich
in den Mercedes von Lewis Hamilton lenkte, weil dieser ihn durch eine
angeblich unfaire Abbremsaktion behindert haben soll. "Zündstoff"
gibt es also reichlich vor dem Großen Preis von Österreich, der an
diesem Wochenende auf dem wohl schönsten Rennkurs überhaupt,  in
der landschaftlich wunderschönen Steiermark gefahren wird.

Seinen 30. Geburtstag hätte Sebastian Vettel sicherlich lieber in
seinem Haus in Ellinghausen in der Schweiz zusammen mit Ehefrau Hanna
und den Töchtern Emily und Matilda gefeiert. Stattdessen musste er am
Montag in Paris bei FIA Präsident Jean Todt zum Rapport antreten, um
sich für die Ramm-Attacke gegen Hamilton zu verantworten. Nachdem in
Paris nach Sichtung aller Aufzeichnungen aus Baku offenbar klar wurde,
dass Vettel der "Hauptschuldige" war, zeigte sich dieser einsichtig,
entschuldigt sich öffentlich und übernahm so die Verantwortung für
den unschönen Zwischenfall. Es wurde daraufhin keine weitere Strafe
seitens der FIA gegen ihn verhängt, allerdings muss Vettel  einen
Teil seiner Freizeit in den nächsten 12 Monaten in Nachwuchsformeln
"abarbeiten" und an einem Seminar mit Rennkommissaren teilnehmen. Da
die Punktezahl seines "Sündenregisters" die derzeit höchste aller
Fahrer ist, fährt Vettel die nächsten Rennen sozusagen "auf
Bewährung", besser gesagt "unter Beobachtung". Noch eine Verwarnung
kann er sich nicht leisten, wenn er nicht riskieren will, für ein
Rennen gesperrt zu werden, was ihn dann unter Umständen am Ende sogar
den WM-Titel kosten könnte.

Wenn an diesem Wochenende die Formel 1 die sonst idyllische Ruhe der
zahlreichen kleinen, eher verschlafenen Dörfer mit vielen Äckern,
Wiesen und Bauernhöfen rings um den Red-Bull-Ring "unterbricht", dann
ist eine Woche "Party" angesagt, so auch in der 5.100 Einwohner
zählenden Stadtgemeinde Spielberg oder im benachbarten Zeltweg, wo
übrigens 1964 erstmals die Formel 1 zu Gast war. Der Kurs im
österreichischen Bundesland Steiermark blickt auf eine lange, nicht
immer nur erfreuliche Geschichte zurück: so wurde von 1970 bis 1987
auf dem damaligen Österreich-Ring in Spielberg gefahren, ein
umstrittener Umbau in den Jahren 1995/96 zog eine zweijährige Pause
nach sich und von 1997 bis 2003 wurde dann an gleicher Stelle, aber
auf dem zum "A1 -Ring" umbenannten Rennkurs wieder Formel 1 gefahren.

Nach dem Abzug der Formel 1 und mehrjähriger Zwangspause  kaufte
dann "Energy-Drink-König" Dietrich Mateschitz den Kurs: im Jahr 2014
kehrte die Formel 1 dann schließlich auf "einen neuen" Red-Bull-Ring
zurück, dessen Streckenführung aber im Wesentlichen mit dem
früheren "A1-Ring" identisch ist.  Der Kurs verfügt über
hochmoderne Anlagen, über sehr schnelle Passagen mit
Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 330 km/h, die Motorleistung spielt
hier eine wesentliche Rolle. 
Die Überholmöglichkeiten sind gut, es gibt große Höhenunterschiede
und hohen Bremsverschleiß, sowie zwei Links- und sieben Rechtskurven,
von denen zwei mit Tempo 250 km/h durchfahren werden.

So manches "Ereignis" um den GP von Österreich bleibt im Gedächtnis
haften: so wurde ich zwangsläufig unmittelbarer Augenzeuge, als im
Jahr 1987 beim Abschlusstraining hinter mir plötzlich ein Reh aus
einem Feld auftauchte,  auf die Piste rannte und vom heranrasenden
McLaren des schwedischen Piloten Stefan Johannson erfasst und dabei
regelrecht zerfetzt wurde. Schlimm genug für das Tier, der Fahrer
selbst blieb aber zum Glück unverletzt. Auch die "Stallorder-Affäre"
von 2002, als Ferrari-Rennleiter Jean Todt über Funk Rubens
Barrichello aufforderte, seinen damaligen Teamkollegen Michael
Schumacher "for the championship" passieren zu lassen, jährt sich an
diesem Wochenende zum 15. Mal.

Bleibt zu hoffen, dass am Sonntag, beim 9. Rennen der Saison, wieder
"der Sport lebt" und die Schlagzeilen bestimmt und das der
gegenseitige große Respekt, den Lewis Hamilton und Sebastian Vettel
vor dem Rennen in Baku fast "gebetsmühlenartig" immer wieder
öffentlich bekundeten, trotz des unschönen Vorfalls jetzt wieder auf
der Rennstrecke praktiziert wird! Gleiches gilt natürlich auch für
alle anderen Fahrer, denn: "Es lebe der Sport".

 

 

- Jens Hoffmeister

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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