Formel 1 in Japan
Viel "Druck im Kessel" bei Vettel und Ferrari

"Eiskalt": Max Verstappen (li.) witterte in Sepang seine Chance, zieht in seinem Red-Bull mit einem gekonnten Überholmanöver in der 4. Runde an Lewis Hamiltons Mercedes vorbei und gibt die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. | Foto: Lukas Gorys
  • "Eiskalt": Max Verstappen (li.) witterte in Sepang seine Chance, zieht in seinem Red-Bull mit einem gekonnten Überholmanöver in der 4. Runde an Lewis Hamiltons Mercedes vorbei und gibt die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab.
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Suzuka - Der vermutlich vorerst letzte Formel 1 Grand Prix in Malaysia
vergangenes Wochenende, war für den siegreichen Niederländer Max
Verstappen und seinen Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo ein
Freudenfest, für Ferrari mehr ein Rennen mit "Pleiten, Pech und
Pannen", wenn man mal von der eindrucksvollen Aufholjagd von Sebastian
Vettel absieht, der vom letzten Startplatz immerhin noch auf Rang Vier
ins Ziel kam und so wenigstens noch 12 WM-Punkte "retten" konnte.

Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari konnte wegen Antriebsproblemen gar
nicht erst starten und das dann nach Rennende in der Auslaufrunde auch
noch der Kanadier Lance Stroll mit seinem Williams in das Heck von
Vettels Ferrari krachte, rundete das schwarze Wochenende für "die
Roten" ab. Die Befürchtungen, das Getriebe in Vettels Ferrari könnte
dabei beschädigt worden sein, scheinen sich aber (Anm: bis
Red.schluss) bislang wohl nicht bewahrheitet zu haben. Nach ersten,
vorläufigen Untersuchungen in der Ferrari-Fabrik in Maranello muss
offenbar lediglich die Hinterradaufhängung gewechselt werden, was
keinerlei Bestrafungen nach sich ziehen würde. Ein Getriebewechsel
hingegen hätte laut Reglement bedeutet, dass Vettel beim Grand Prix
von Japan an diesem Wochenende automatisch um fünf Startplätze nach
hinten "strafversetzt" worden wäre.

So gesehen also noch Glück im Unglück für den Deutschen, zumal 
auch seine "Taxi-Fahrt" auf Pascal Wehrleins Sauber nach dem Crash und
die Tatsache, dass er sein Lenkrad nicht wie vorgeschrieben im
havarierten Ferrari  befestigte, wohl ohne Folgen bleiben wird. Fest
steht, bei Ferrari ist derzeit sehr viel "Druck im Kessel".

Nach dem Totalausfall von Vettel bedingt durch seinen Start-Crash in
Singapur und den technischen Problemen mit der Antriebseinheit in bei
beiden Autos in Malaysia, die Vettel in Folge den letzten Startplatz
bescherten, herrscht angesichts von nur noch fünf ausstehenden Rennen
in dieser Saison Alarm-Stimmung in der Ferrari-Zentrale. Ferrari-Chef
Sergio Marchionne scheint stocksauer, sprach von "organisatorischen
Veränderungen" und es mehren sich, wenn auch bislang unbestätigt,
die Gerüchte, dass Teamchef Maurizio Arrivabene möglicherweise in
Kürze seinen Hut nehmen müsste.

#Infobox

Des Einen Freud, des Anderen Leid: beim Red-Bull-Team herrscht
Jubelstimmung nach dem grandiosen Sieg des gerade mal 20-jährigen
Niederländers Max Verstappen, der in Malaysia den WM-Favoriten Lewis
Hamilton in seinem Mercedes kaltschnäuzig, routiniert und gekonnt
ausbremste und so den zweiten Formel 1-Sieg in seiner Karriere feiern
konnte. Mit Daniel Ricciardo, der in Sepang hinter Lewis Hamilton
Dritter wurde, hat Red-Bull endgültig dicht zu den beiden Top-Teams
Mercedes und Ferrari aufgeschlossen, um den Weltmeistertitel können
aber beide Piloten in dieser Saison nicht mehr mitfahren.

Der Rennkurs von Suzuka, rund 60 km von der japanischen Stadt Nagoya
und zirka 400 km von Tokio entfernt, gilt als eine der fahrerrisch
anspruchsvollsten Strecken. Der Kurs in Form einer "Acht" vereint
mit  den zehn Rechts- und acht Linkskurven quasi alle Kurventypen,
von langsam bis mittelschnell oder ganz schnell. Mit einem
Vollgasanteil von 70 Prozent und "Top-Speeds" von bis zu 335 km/h
zählt der Kurs zu den ganz schnellen Strecken, der Reifenverschleiß
ist hoch. Seit 1987 wurden hier 28 Formel 1-Rennen gefahren, davon
wurden immerhin 13 jeweils immer vom Trainingsschnellsten gewonnen.

Sebastian Vettel erzielte in Suzuka vier Mal die Pole-Position und
gewann hier insgesamt vier Mal, allerdings immer in einem Red-Bull und
das zuletzt im Jahr 2013. WM-Leader Lewis Hamilton siegte in Suzuka
insgesamt drei Mal, so zuletzt 2015. Er kommt zwar mit 34 Punkten
Vorsprung vor Sebastian Vettel nach Suzuka, aber gerade die letzten
Rennen haben deutlich gemacht, dass Rennen nicht "in der Theorie",
sondern immer auf der Strecke gewonnen werden und das es oft ganz
anders kommt, als man dachte.

So könnten jetzt die erstarkten Red-Bull-Boliden die beiden Top-Teams
Mercedes und Ferrari in den letzten fünf Rennen noch ordentlich
"aufmischen" und zumindest noch "um Siege mitfahren". Max Verstappen
ist zudem ein hochtalentierter, sehr selbstbewusster, aber bekanntlich
auch harter und kompromissloser "Racer", ein absolutes Ausnahmetalent
mit dem Potential eines zukünftigen Weltmeisters. Ähnliches gilt
auch für seinen Teamkollegen, den Australier Daniel Ricciardo. In
Suzuka wurde schon öfter "Formel 1-Geschichte" geschrieben.

Unvergessen bis heute sind die Jahrhundert-Kollisionen von Ayrton
Senna und Alain Prost, die sich 1989 und 1990 in Suzuka im
entscheidenden Kampf um den WM-Titel gleich zwei Mal gegenseitig von
der Strecke katapultierten. Der Kampf um die diesjährige
Weltmeister-Krone ist zwar noch nicht entschieden, Sebastian Vettel
braucht jetzt aber dringend Siege, wenn er seine Chancen auf den Titel
wahren will. Insbesondere für ihn, aber auch für Lewis Hamilton,
gilt bei den letzten fünf Rennen nur Eines:
bei jedem Rennen so viele Punkte wie möglich holen, am besten immer
das Maximum.

- Jens Hoffmeister

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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