Mehrheit lehnt Wendefahrt ab
Fundierte Kritik an der Maßnahme der Stadt
KÖLNER NORDEN - (hub). Bei der Einrichtung der Schrankenanlagen durch den
Landesbetrieb Straßen.NRW, die LKW am Befahren der Leverkusener
Autobahnbrücke hindern sollen, wurde die Zufahrt vom Norden kommend
in Richtung A1 nach Dortmund gesperrt. Die Verkehrsteilnehmer sollen
stattdessen auf der Industriestraße durch das Wenden im Niehler Ei
die Zufahrt in Gegenrichtung benutzen. Das führte insbesondere in
Merkenich zum Verkehrschaos. Nun richtet die Stadt eine neue
Wendefahrt auf der Industriestraße in Köln-Niehl vor dem Niehler Ei
ein. Hier einige Meinungen.
Dieter Brandau für die SPD-Bezirksfraktion im Stadtbezirk
Chorweiler:
„Im Prinzip ist das Schwachsinn, denn es nimmt nur Verkehr vom
Niehler Ei weg, sonst bleibt alles gleich. Stattdessen wird durch das
Einfädeln zusätzlicher Stau erzeugt. Außerdem kommt die Maßnahme
zu spät, die Verkehrsteilnehmer haben sich bereits an die Umfahrung
durch Merkenich gewöhnt. Besser wären die Vorschläge, die das
Wirtschaftsforum Nord gemacht hatte.“
Horst Baumann, SPD-Fraktionsvorsitzender Bezirksvertretung
Nippes:
„Ich halte die Maßnahme für ausgesprochen sinnvoll. Jeder, der die
Industriestraße in Richtung Niehler Ei befährt, erlebt das Stauchaos
durch die Lkw, die bis dorthin durchfahren und wieder zurück müssen.
Das Chaos erstreckt sich auch auf die Abbieger in Richtung Longerich,
die durch den langen Stau nicht rechts daran vorbei können. Viele
wollen dem Stau auf der linken Spur entgehen, fahren auf die
Rechtsabbiegespur, um sich dann im Kreisel nach links einzufädeln.
Dass da nicht mehr passiert, ist ein Wunder. Diese Stau-Hölle würde
durch einen U-Turn für die Lkw entzerrt.“
Christian Möbius, Landtagsabgeordneter (CDU):
„Ich glaube nicht, dass das Steuergeld mit dem Bau der
Wendemöglichkeit sinnvoll angelegt ist: Diese Maßnahme ist nicht
geeignet, die beklagenswerte, vorhersehbare und chaotische
Verkehrssituation in Merkenich zu beheben, es steht zu befürchten,
dass an der Einfädelungsstelle der Industriestraße gefährliche
Verkehrssituationen entstehen. Die einzig sinnvolle Lösung ist es,
die gesperrte Anschlussstelle Niehl wieder für den PKW-Verkehr
freizugeben, damit eine Ableitung des Verkehrs Richtung Leverkusen
erfolgen kann und der Verkehr gar nicht mehr Richtung Niehler Ei
fahren muss.“
Gebhard Hilger, Sprecher der Bürgerinitiative Anliegerstraße Für
Fühlingen (BAFF):
„Der U-Turn wird unserer Meinung nach allenfalls das Niehler Ei
entlasten und den dort entstehenden Rückstau. Die Staus auf der
Industriestraße (von Norden kommend vor der Ausfahrt Richtung
Merkenich, um über den „Turbokreisel“ auf die A1 Richtung
Leverkusen zu kommen / von Süden bzw. Niehler Ei vor der Ausfahrt auf
die A1 Richtung Leverkusen) werden sich dadurch nicht verringern. Das
bedeutet, solange auf der Industriestraße von Norden kommend die
Auffahrt auf die A1 komplett gesperrt bleibt, wird das Verkehrschaos
in Merkenich weiterhin erhalten bleiben. Auch der durch diese Sperrung
verursachte wieder verstärkte Durchgangsverkehr in Fühlingen wird
sich nicht verringern, da viele Fahrer (auch von LKW) lieber die B9
(Neusser Landstraße) fahren, als sich auf der Industriestraße und
danach auf der A1 und/oder A57 in Staus zu stellen. Insofern erscheint
uns der Nutzen des U-Turn allenfalls als sehr begrenzt.“
Martin Erkelenz, CDU-Mitglied der Bezirksvertretung Nippes und des
Rates:
„Aufgrund der noch lange anhaltenden Sperrungen der Leverkusener
Brücke halte ich eine Entlastung des Niehler Ei für sehr wichtig.
Eine Minderung der Verkehrsbelastung für beide Stadtteile, aber auch
für den Kölner Norden insgesamt, wäre mit diesem Projekt möglich.
Von daher halte ich die Maßnahme für dringend erforderlich.
Gleichwohl wäre der Bau nicht unbedingt nötig, wenn die Leverkusener
Brücke nicht erst kurz vor ihrem Kollaps, sondern vorher für die
heutigen Verkehrsverhältnisse neu konzipiert worden wäre. Ein
Versäumnis, das hauptsächlich der Rot-Grünen Landesregierung
zuzuschreiben ist.“
Der Bürgerverein „Wir Fühlinger“ beklagt, dass das Thema
nicht so richtig kommuniziert worden sei, deshalb gibt es von
Hans-Josef Weihrauch nur eine knappe erste generelle
Stellungnahme: „Die angespannte Verkehrssituation wird aus
unserer Sicht durch die Maßnahme nicht entschärft. Sie kann eher
Hindernis als Lösung sein. Ein Rückstau ist weiter
vorprogrammiert.“ Der Bürgerverein erwartet keine nachhaltige
Entlastung des Kölner Nordens, insbesondere für Merkenich. Der
Verkehr werde nur anders geleitet, komme aber trotzdem geballt an der
Auffahrt Richtung Leverkusen an.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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