Marktgestaltung die Zweite
Ein neuer Planer und äußerst wenig Zeit

Platzaufteilung der beschlossenen Planung. | Foto: Planungsbüro Club L 94
  • Platzaufteilung der beschlossenen Planung.
  • Foto: Planungsbüro Club L 94
  • hochgeladen von Patrick Beck

Eitorf. Die Würfel für einen zweiten Versuch zur Neugestaltung des Marktplatzes sind gefallen. In der letzten Sitzung des Fachausschusses wurde die Planung vorgestellt die in einen neuen Förderantrag des Integrierten Handlungskonzepts (InHK) münden soll. Zunächst umriss Ursula Mölders vom Stadtplanungsbüro Dr. Jansen, die seit Jahren die Gemeinde beim Versuch begleitet, Landesmittel aus Töpfen der Städtebauförderung zu generieren, kurz Historie und Rahmenbedingungen. Wie bekannt, war ein erster Versuch 2019 an einem Bürgerentscheid zugunsten des Erhalts von Parkplätzen gescheitert. Inzwischen hat die Bezirksregierung Köln erneut Fördermittel in Aussicht gestellt, die Bürgermeister und Ratsmehrheit unbedingt sichern möchten. Mölders ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass die Zeit dränge und eine Entscheidung über die vorgelegten Varianten keinerlei Aufschub dulde. Die Förderrichtlinien hätten sich geändert, ein Antrag nach alten Regeln könne nur noch bis Ende September gestellt werden. Bis dahin seien ausschreibungsfähige Unterlagen zu erstellen und dafür sei die Zeit bereits äußerst knapp.

Neuer Planer ist nach einem europaweiten Teilnehmerwettbewerb der „Club L 94 Landschaftsarchitekten“, der in Eitorf bereits die Planung der Regionale 2010 umgesetzt hatte. Unter dem Motto „grüner Rahmen für die kulturelle Mitte Eitorfs“ präsentierte Planer Frank Flor drei mit einer Arbeitsgruppe aus Politik und Verwaltung vorabgestimmte Entwürfe. Eine autofreie Variante war nicht mehr darunter, die Entwürfe sahen bei sonst ähnlicher Gestaltung Varianten mit 20, 24 und 30 Stellplätzen vor. Hierfür ist eine große, weitgehend freie Fläche des Marktplatzes reserviert, die gleichzeitig als Areal für Fahrgeschäfte zur Eitorfer Kirmes und für sonstige Veranstaltungen dient. Entgegen erster Planungen werden jedoch nicht drei, sondern nur zwei große Fahrgeschäfte dort Platz finden. Die Variante mit 30 Stellplätzen, für deren Weiterführung sich die Mehrheit letztlich entschied, sieht nördlich und östlich dieses zentralen Bereichs geschützte Aufenthaltsbereiche mit viel Grün, Wasserelementen und Spielgeräten vor. Sitzgelegenheiten sollen die grünen Inseln einrahmen. Über gestalterische Details könne später entschieden werden, so Planer Flor. Maßgeblichen Einfluss auf die zu erwartenden Kosten hat insbesondere der Platzbelag. Bei einer Ausführung in Naturstein wird mit netto 500.000 Euro Mehrkosten gerechnet gegenüber einer Variante aus Betonstein. Die Gesamtkosten der Maßnahme werden dementsprechend mit brutto 4.314.000 beziehungsweise 5.058.000 Euro geschätzt. Die Kosten für die Stellplätze sind von der erhofften 70-prozentigen Förderung ausgenommen. Die Erschließung des Marktplatzes soll über einen Minikreisel an der südwestlichen Platzecke erfolgen, eine Bushaltebucht ist ebenso geplant wie ein Zebrastreifen mit Verkehrsinsel vor dem Rathaus.

Die Planung fand bei CDU und SPD weitgehend Zustimmung. Kritisch gesehen wurde vor allem das weitgehend leere Parkplatzareal. Wünschenswert wären mobile oder überbaubare Gestaltungselemente, so der Tenor, denn weniger die Parksituation als die Kirmes verursacht die große Freifläche. Insbesondere die SPD hätte für eine Überarbeitung gerne einen Aufschub erwirkt, die gemeindliche Projektleiterin Michaela Straßek-Knipp mahnte jedoch eindringlich, hierfür sei die Zeit zu knapp.

Große Bedenken äußerten die Grünen Sie erinnerten daran, dass ein wesentlicher Vorbehalt des Fördergebers ein rechtssicherer, seinen Vorstellungen entsprechender Bebauungsplan im Gewerbegebiet „Im Auel“ sei. Bisher sei ungeklärt, ob bei einer erfolgreichen Klage gegen die Planung mit einer Rückzahlung von Fördermitteln für den Markt gerechnet werden müsse. Die Verwaltung hielt fest, man halte den angestrebten B-Plan nach bestem Wissen und Gewissen für rechtssicher. Auch gehe man davon aus, dass die Forderung der Bezirksregierung vor allem dazu diene zu erkennen, dass es dem Rat ernst sei mit der Durchsetzung der Verkaufsflächenbeschränkung im Gewerbegebiet. Eine schriftliche Garantie für die Fördermittel sei jedoch nicht zu erwarten.

Ganz entschieden sprach sich die FDP gegen die als „Hau-Ruck-Planung“ bezeichnete Maßnahme aus, die sogar zu wenig Zeit für eine Einbindung der Bürger lasse. Selbst wenn Fördermittel fließen würden, müsse man mit etwa zwei Millionen Eigenmitteln rechnen. Angesichts der sonstigen anstehenden und teilweise längst überfälligen Bauvorhaben, fehlender Personalkapazitäten und drohender Steuererhöhungen sei ein teurer Marktumbau nicht vermittelbar, warb Sascha Liene stattdessen für eine Sanierung in Eigenregie. Dem hielt Bürgermeister Rainer Viehof entgegen, dass auch dann hohe Kosten entstünden, nicht nur das Pflaster bedürfe einer Sanierung, inzwischen habe sich gezeigt, dass alle Bäume kaputt seien. Nun gelte es, die Chance auf einen 70-prozentigen Zuschuss zu nutzen.

In einer Sitzungsunterbrechung zeigte sich auch Günter Marx als Sprecher der früheren Bürgerinitiative weitgehend zufrieden. Grundsätzlich sehe man im Entwurf viele gute Ansätze. Wichtig sei jedoch die Kompensation der entfallenden Stellplätze in direkter Marktnähe. Sorge bereite zudem die Entwässerung, damit bei Starkregen das Wasser nicht in den Läden stehe.

Letztlich stimmten CDU und SPD für die Weiterführung der Planung, während FDP, Grüne und BFE dagegen votierten. Ziel ist ein Förderantrag bis Ende September. Erhofft wird ein positiver Bescheid bis Anfang 2025, Baubeginn soll frühestens 2026 sein. Für eine intensive Bürgerbeteiligung reiche die Zeit nicht mehr, in Vorbereitung sei jedoch eine Informationsveranstaltung, so Projektleiterin Straßek-Knipp.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Renate Deitenbach aus Eitorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.