Vor dem Aus bewahrt
Hebammenambulanz in Eitorf vorerst gesichert

Hebamme Melanie Baumgarten (re). im Gespräch mir der bisherigen Koordinatorin Cornelia Berghs und dem Landtagsabgeordneten Björn Franken bei der Eröffnung der Hebammen-Ambulanz. | Foto: Archiv Deitenbach
  • Hebamme Melanie Baumgarten (re). im Gespräch mir der bisherigen Koordinatorin Cornelia Berghs und dem Landtagsabgeordneten Björn Franken bei der Eröffnung der Hebammen-Ambulanz.
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Eitorf. Mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit wurde im November 2022 die Eröffnung der neuen Hebammen-Ambulanz in Räumen des St. Franziskuskrankenhauses gefeiert. Entstanden war die Projektidee vor dem Hintergrund, dass die Hebammenversorgung im ländlichen Raum des RSK schon lange nicht mehr gewährleistet ist. Dies bedeutet nicht nur weite Wege zu Geburtskliniken sondern gilt in gleichem Maße für die Begleitung während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Um zumindest bei letzterem Abhilfe zu schaffen hatten Politik und Verwaltungen von Kommune über Kreis bis zum Gesundheitsministerium NRW gemeinsam mit lokalen Netzwerken von Gesundheits-, Familien- und Sozialangeboten engagiert zusammengearbeitet und ein völlig neues Konzept etabliert.

Trägerschaft und Koordination übernahm zunächst der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF), die Räume stellte das Krankenhaus, die Finanzierung erfolgte größtenteils aus Landesmitteln, ergänzt durch einen Zuschuss des Rhein-Sieg-Kreises. Die praktische Umsetzung erfolgte durch die Hebammen und durch Koordinatorin Cornelia Berghs vom SKF. Betrieben wurde die Ambulanz als erste im Rhein-Sieg-Kreis bereits seit September und konnte schon im November eine großartige Resonanz vorweisen. Dies setzt sich bis heute fort. So konnten 2023 in der Hebammen-Ambulanz 43 Frauen betreut werden, davon 27 allein aus Eitorf.

Dennoch drohte dem ebenso erfolgreichen wie unverzichtbaren Projekt nun das Aus zum 31. März. Die Fördermittel von Land und Kreis waren von Anfang an befristet und auch die Trägerschaft durch den SKF soll zumindest in der bisherigen Form enden. Da sich das Angebot inzwischen jedoch während der Projekt- und Aufbauphase zu einem unverzichtbaren Angebot der Frauengesundheit entwickelt hat, wandte sich der SKF mit einem Antrag zur Unterstützung an die Gemeinde. Nach dem neuen Konzept soll die Koordinationsstelle entfallen und die Führung der Ambulanz ausschließlich in Händen der Hebammen liegen. Dies sei in anderen Hebammen-Ambulanzen die Regel und funktioniere gut, bestätigte SKF-Vorständin Jutta Oehmen auf Nachfrage. Melanie Baumgarten, Hebamme der ersten Stunde, hat sich zur Führung der Ambulanz in Eigenverantwortung bereit erklärt, unterstützt wird sie aktuell von nur einer Kollegin. Gesucht werden dringend weitere freiberufliche Hebammen für die Vor- und Nachsorge, erläutert Oehmen und zeigt sich hoffnungsvoll, dass die seit kurzem intensivierte Suche erfolgreich sein wird. Darüber hinaus erklärte Oehmen, dass der SKF die Ambulanz auch weiterhin unterstützen wird, in welcher Form dies geschehen könne, sei jedoch zur Zeit noch offen. Angedacht sei beispielsweise auch eine Ergänzung des Hebammenangebots durch Ansiedlung von Schwangerschaftsberatung und Frühen Hilfen durch den SKF in den Räumen der Ambulanz.

Laut Antrag zur finanziellen Unterstützung der Ambulanz trägt sich die Einrichtung bei Wegfall der Koordinierungsstelle weitgehend selbst. Die Hebammen können die Leistungen der Vor- und Nachsorge über die Hebammengebührenordnung abrechnen. Für die Raumnutzung entstehen Kosten von monatlich 250 Euro, des weiteren müssen Aufwandsentschädigungen für vereinbarte aber nicht wahrgenommene Termine bereitgestellt werden. Insgesamt erwartet der SKF für 2024 Kosten in Höhe von knapp 6.000, für 2025 von gut 7.000 Euro.

Bürgermeister Rainer Viehof hat dem Rat vorgeschlagen eine außerplanmäßige Ausgabe von je 8.000 Euro für 2024 und 2025 zu beschließen. Diese soll im schlechtesten Fall komplett für die laufenden Kosten genutzt, bei angefragter hälftiger Beteiligung des RSK sollen 4.000 in die laufenden Kosten fließen und 4.000 in eine Investitionsrücklage. Sollte der Kreis hingegen wie bisher auch künftig einen Zuschuss von 8.000 Euro gewähren, sollen die Eitorfer Mittel komplett für Investitionen zurückgelegt werden.
Die Fraktionen teilten die Auffassung, dass das Projekt unverzichtbar sei und sprachen sich unisono für eine Förderung durch die Gemeinde aus. Gleichzeitig kritisierte Bernd Thienel (SPD), dass seitens übergeordneter Ebenen die Verantwortung für diesen wichtigen Beitrag zur Frauengesundheit allein der Gemeinde überlassen werde. Toni Strausfeld, Vorsitzender der CDU-Fraktion, ergänzte den Beschlussvorschlag um Gespräche mit Windeck und Ruppichteroth zwecks Beteiligung.

Einstimmig fasste der Rat einen Vorratsbeschluss, der im Rahmen der veranschlagten Summe je nach Ergebnissen von Kreis und Nachbarkommunen eine schnelle Umsetzung ermöglicht und ebnete damit den Weg zum Erhalt der Einrichtung. Weitere Informationen zur Hebammen-Ambulanz finden sich unter www.skf-bonn-rhein-sieg.de/hebammenambulanz.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Renate Deitenbach aus Eitorf

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