Alternativstrecke zur L333
Keine Mehrheit für Bürgermeistervorschlag

Eitorf. Schon seit 50 Jahren wird immer wieder eine Neutrassierung der L333 durch das Siegtal diskutiert. Seit den Anfängen seiner politischen Laufbahn beschäftigt sich auch Bürgermeister Rainer Viehof mit einer Verbesserung der Verkehrsanbindung Eitorfs Richtung Westen. Seit mehr als 30 Jahren verfolgt er dabei eine Planvariante als Querspange von der L333 von Bach zur B8 und über diese letztlich auch zur A560. Synergien verspricht er sich dabei von einer Anbindung an die ebenfalls seit Jahren diskutierte Ortsumgehung Uckerath. Für eine solche Querspange müsste zwar das unter Naturschutz stehende Ahrenbachtal aufwendig überbrückt werden und auch verschiedene Straßenüberführungen wären notwendig, dennoch ist Viehof überzeugt davon, dass die Vorteile den erheblichen Aufwand rechtfertigen. Neben einer Verbesserung der Erreichbarkeit des östlichen Rhein-Sieg-Kreises und einer Erhöhung der Verkehrssicherheit, nicht zuletzt durch einen Radweg Siegtal, erwartet Viehof eine Verringerung der Verkehrsbelastung in den Ortslagen und den Erhalt des natürlichen Charakters des Siegtals. Für den Wirtschaftsstandort Eitorf hält er eine deutlich verbesserte Verkehrsanbindung für unverzichtbar, wenn nicht immer weiter Arbeitsplätze verloren gehen sollen. Kritikern, die seine Pläne als Verstoß gegen die Interessen der Natur werten, hält er entgegen, die Pläne seien jedoch im Interesse der Bevölkerung.

Gerne sähe Viehof seine alternative Trassenführung aufgenommen in den Landesstraßenbedarfsplan, doch in den 1990ern fehlte es ihm dazu an politischen Mehrheiten und seit 2006 wurde der Bedarfsplan nicht mehr fortgeschrieben, es gab lediglich kleinere Anpassungen. Im Juni 2021 war Viehof, mittlerweile als Bürgermeister, Mitinitiator einer Resolution der Räte aus Eitorf, Windeck und Hennef, die sich ohne konkreten Trassenvorschlag für eine Aufnahme der L333 in den Landesstraßenbedarfsplan als dringend anzugehende Maßnahme einsetzten. Anlass war damals eine langfristige Sperrung der Straße nach Felsstürzen. Eine Reaktion darauf habe es jedoch nie gegeben, bedauert Viehof.

Eine realistische Chance für sein Projekt sah Viehof jüngst gekommen, als das NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Anfang Mai ein Beteiligungsverfahren der Kommunen zur Fortschreibung des Landesstraßenbedarfsplans startete. Hierfür müssen bis zum 31. Juli Maßnahmen nur benannt werden, Unterlagen können bis Ende Oktober nachgereicht werden, schreibt Viehof in einer Vorlage für den Rat.

In der Ratssitzung hielt Sascha Liene (FDP) fest, dass die Idee zwar toll sei, die Realisierbarkeit sehe er jedoch ähnlich wie Viehofs Pläne zur Untertunnelung der Bahnstrecke. Daher werde sich seine Fraktion zunächst enthalten und die weitere Entwicklung abwarten. Für Hans-Dieter Meeser (BFf) war Viehofs Vorschlag grundsätzlich ok, er vermisse jedoch Aussagen über die Auswirkungen auf den Verkehr in Eitorf. So könne er dem Vorschlag zumindest jetzt nicht zustimmen mangels Gelegenheit zur Vorbereitung. Auch Sascha Grendel (CDU) fragte nach Details zu Folgen, Kosten oder Personalaufwand.

Dietmar Tendler (SPD), der sich nach eigenem Bekunden noch gut an Viehofs Plan aus dessen „Sturm- und Drangzeit“ erinnerte, interessierte sich ausschließlich dafür, ob Viehofs Vorschlag mit der Stadt Hennef abgestimmt sei. Als Viehof dies verneinte stellte Tendler einen Geschäftsordnungsantrag auf Nichtbefassung mit dem Thema, da die Alternativstrecke auf Hennefer Gebiet liege und daher mit der Nachbarkommune abgestimmt werden sollte. Viehof hielt dagegen, hier ginge es um Eitorf und der Landesstraßenbedarfsplan sei Sache des Landes, nicht der Stadt Hennef. Nach einer Sitzungsunterbrechung auf Antrag der CDU wurde Tendlers Antrag abgelehnt.

Im Anschluss stellte Bürgermeister Viehof seinen Beschlussvorschlag auf Übermittlung seiner Planvariante an das zuständige Ministerium zwecks Aufnahme in den Landesstraßenbedarfsplan zur Abstimmung. Teil des Beschlussvorschlags war auch eine Anregung zur Einbindung der Planung in die Umweltverträglichkeitsstudie für die Ortsumgehung Uckerath im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans. Zwölf Ja-Stimmen der CDU und je einer von der Linken und dem Bürgermeister selbst standen neun Gegenstimmen der SPD, vier der Grünen und eine der BfE gegenüber. Damit gilt bei Stimmengleichheit von 14 zu 14 Stimmen der Antrag als abgelehnt.

Viehof zeigte sich vom Ergebnis enttäuscht. Er kritisierte im Nachgang der Sitzung insbesondere die SPD. Aber auch die Ablehnung der BfE und die Enthaltung der FDP sei ihm völlig unverständlich, schreibt er in einer Pressemitteilung. Die Resolution 2021 hätten hingegen damals alle außer den Grünen befürwortet.

Da es für eine Weitergabe seiner Querspangenlösung nicht zwingend eines Ratsbeschluss bedürfe und sich im Rat ja auch nicht mehr Gegner als Befürworter gefunden hätten, will er die Pläne trotz Abstimmungsniederlage dennoch bis zum 31. Juli beim Ministerium einreichen, erklärte er auf Nachfrage gegenüber dem Extra-Blatt.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Renate Deitenbach aus Eitorf

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