Planspiel "Schulbanker"
Wirtschaftliche Kompetenz wird erheblich gestärkt
Eitorf - Von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt hat in Eitorf eine neue Bank
eröffnet: Sie nennt sich „NRW-International Bank“, und hat ihre
Zentrale in der „Schule an der Sieg“. Seit November nehmen hier
sechs Schüler an einem internationalen Planspiel des Bundesverbands
Deutscher Banken teil.
Aktuell befindet sich die Bank in ihrem fünften Geschäftsjahr, wobei
ein Jahr im Spiel nur einer Woche in der realen Welt entspricht.
Allerdings befindet sich die Schülerbank derzeit in einer tiefen
Krise, ist im letzten Geschäftsjahr von den Ratingagenturen
abgewertet worden und rangiert jetzt jenseits der Top-20-Liste.
Drei Geschäftsjahre lang hatten sich Konzept und Strategien der
Sekundarschüler enorm bewährt und die Bank stand durchgehend auf
Platz eins des aus 38 Schülerteams bestehenden Marktes. Insgesamt
umfasst das Planspiel 20 Märkte, in denen mehr als 3.000 Schüler aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz miteinander konkurrieren und
dabei ihre Wirtschaftskompetenz erweitern.
Dabei treten die Eitorfer Sekundarschüler in Wettbewerb mit Schülern
aller Schulformen, die ihnen oft mindestens ein Schuljahr voraus sind,
denn die Organisatoren empfehlen die Teilnahme ab Jahrgangsstufe zehn,
während das Eitorfer Bankerteam aus Neuntklässlern besteht.
Der das Projekt begleitende Lehrer Heiko Fritsche hat mit Jaden
Gollent und Kürsat Cim zunächst zwei Schüler aus seinem Profilkurs
„Wirtschaft im Betrieb“ zur Teilnahme animiert, das weitere Team
haben sie selbst aus Mitschülern der Profilklassen zusammengestellt.
Jeder der Schüler hat einen Aufgabenschwerpunkt.
So ist Jaden zuständig für das Kreditwesen, Kürsat für den
Aktienmarkt, die Buchhaltung untersteht Frederic Paul, um PR und
Marketing kümmert sich Patrick Sieg, um die Sozialen Medien Bianca
von Perbandt. Den Vorstandsvorsitz hat Jonas Goldammer inne.
Entscheidungen werden bei wöchentlichen Meetings gemeinsam getroffen
und an die Spielleitung übermittelt. Doch auch außerhalb der
Teamsitzungen müssen sich die jungen Banker um ihre Ressorts kümmern
und Entwicklungen beobachten.
Sie lernen dabei nicht nur, wie die allgemeine Konjunktur die
Wirtschaft beeinflusst, sondern erhalten eine solide Basis an
Wirtschafts- und Finanzwissen. Ein Handbuch, Anregungen durch
Spielleitung und Begleitlehrer und nicht zuletzt eigene Recherchen
bestimmen die Handlungen, Aktivitäten werden kontrolliert und
bewertet.
Neben den Kernbereichen Sparen und Kreditwesen, Wertpapierhandel oder
Onlinebanking bilden die Aus- und Weiterbildung von Personal, die
Dichte des Filialnetzes, Werbung und Marktforschung entscheidende
Faktoren, die über Erfolg oder Misserfolg der Bank entscheiden.
Bei den Lagebesprechungen muss über Investitionen entschieden, das
Kundenverhalten analysiert und darauf reagiert werden, Werbemaßnahmen
geplant oder Zinssätze angepasst werden. Eine zu starke Anhebung der
Zinssätze war es auch, berichtet Patrick, die die Bank in Schieflage
brachte und den bisher so sicher behaupteten ersten Platz gekostet
hat.
Doch noch haben die 14- bis 16-jährigen Nachwuchsbanker Hoffnung,
diesen zurückzuerobern oder zumindest wieder so weit aufzusteigen,
dass sie im April am Finale in Berlin teilnehmen können.
Neben dem Imagegewinn winken mehrere tausend Euro Preisgelder und
nicht zuletzt Urkunden, die später ihre Bewerbungsmappen im realen
Leben bereichern sollen. Neben dem Interesse an Wirtschaftsfragen, dem
Zugewinn an Kompetenzen und dem Spaß an Teamarbeit hat nicht zuletzt
die Aussicht auf verbesserte Bewerbungschancen die Schüler zur
Teilnahme motiviert.
Begleitlehrer Fritsche ist von den Leistungen des Schülerteams
begeistert. Sie arbeiten selbstständig, sind gut organisiert,
erarbeiten sich eigenständig Fachkompetenzen und engagieren sich auch
an Wochenenden und in den Ferien für das Projekt. Fritsche
bescheinigt dem Planspiel hohen pädagogischen Wert und sieht darin
eine gute Ergänzung zum Pflichtfach „Arbeitslehre- und
Wirtschaft“.
Er freut sich, dass sich einige der Teilnehmer auch beim nächsten
großen Projekt beteiligen wollen, das er für die „Schule an der
Sieg“ gerade vorbereitet: Gründung und Aufbau einer
Schülergenossenschaft. Dort wird dann aber nicht virtuell, sondern
ganz real gehandelt und mit echtem Geld gewirtschaftet. Inhaltlich
soll die ganze Schule profitieren, denn im Mittelpunkt der
Aktivitäten stehen Produktion und Vermarktung von „gesunder
Ernährung“, Nachhaltigkeit und Wiederverwertung. Die
Gründerversammlung soll zeitnah stattfinden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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