Gefahren nehmen deutlich zu!
Igelstationen schlagen Alarm
„So viele hilfsbedürftige Igel wie in diesem Jahr gab es noch nie“, klagen Simone Bergheim, Igelstation Erftstadt, und Brigitte Liepe, Igelstation Eschweiler, stellvertretend für alle Stationen und Pflegestellen im Igelnetzwerk der Tierfreunde Rhein-Erft. „Die Betreiberinnen und Betreiber sind physisch, psychisch, räumlich, zeitlich und vor allem finanziell längst an ihren Grenzen."
Rasanter Rückgang des Nahrungsangebotes in Vielfalt und Menge, fehlende Versteckmöglichkeiten, Wegfall von Wasserstellen, Feuchtgebieten, Obst- und Blühwiesen, verursacht durch industrielle landwirtschaftliche Nutzung, einhergehend mit Eintrag von Herbiziden, Pestiziden, Mineral- und Naturaldünger, Verkleinerung der Reviere durch enormen Flächenverbrauch u.v.m. machen dem Igel seit vielen Jahren das Leben schwer. – Er suchte die Nähe des Menschen – wurde längst zum Kulturfolger. Leider haben Igel in Parks und Gärten nicht das Paradies gefunden. Begrenzungsmauern, undurchlässige Zäune, Gabionen, Gärten und Vorgärten, die Steinwüsten ähneln, Pools und Teiche ohne Ausstiegshilfen, Treppen, nicht abgedeckte Kellerschächte, Straßenverkehr, um nur einige Beispiele zu nennen, sind lebensbedrohlich.
Beeindruckend blühende, oft nicht heimische Baum-, Strauch- und Pflanzenarten sind u.a. verantwortlich für den gravierenden Insektenrückgang, der nicht nur Igeln, sondern allen Insektenfressern, die Nahrungsgrundlage nimmt.
Seit Jahren haben elektrische Geräte, z.B. Fadenmäher, Tellersensen, Mähroboter pp. für die Pflege des öffentlichen Grüns und in privaten Gärten Einzug gehalten. Die Geräte mit den scharfen Messern bzw. dem Nylonfaden unbedacht und/oder unachtsam zum Einsatz gebracht, verletzen Igel schwer oder töten sie sogar.
„Seit dem letzten Jahr häufen sich Vergiftungserscheinungen und zunehmend Verletzungen durch Hundebisse“, ergänzt Karin Oehl, Igelstation Pulheim seit 1973, und Leiterin des Igelnetzwerks. „Alle genannten Gefahren sind ausschließlich menschengemacht. Abhilfe ist leicht möglich.“
Igelhilfe schnell, einfach, kostengünstig
Sie möchten Igeln und anderen Insektenfressern helfen? – Es ist nicht teuer…
- Legen Sie in Ihrem Garten „eine wilde Ecke“ an, einen Totholzhaufen beispielsweise, der als Unterschlupf, Versteck- und Überwinterungsmöglichkeit dient.
- Belassen Sie einen Teil von herabgefallenem Laub in Ihrer „wilden Ecke“
- Geben Sie in Ihrer „wilden Ecke“ Wildgewächsen eine Chance
- Lassen Sie Ihren Rasen bis zum nächsten Schnitt ein wenig höher werden
- Versehen Sie Ihren Pool oder Gartenteich mit einer Ausstiegshilfe
- Decken Sie Keller- und Lichtschächte ab
- Verzichten Sie auf den Einsatz von Chemie und Giften, z.B. Schneckenkorn
- Bieten Sie im Garten regelmäßig Frischwasserstellen an
- Füttern Sie zu – aber richtig
- Legen Sie Durchlässe zu den Nachbargrundstücken an. 10 cm x 10 cm sind ausreichend. Sprechen Sie vorher mit den Nachbarn.
Jeder kann helfen, z.B. durch die Begrünung einer Hauswand oder eines Garagendaches. Ein Topf, eine Ampel, ein oder mehrere Balkonkästen, gefüllt mit heimischen Pflanzen, werden dafür sorgen, dass sich die Insektenvielfalt langsam erholt.
Auch Kommunen sind dringend gebeten, sich einzubringen. Inzwischen sieht die Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen (BauO NRW) vor, z.B. Schottergärten zu verbieten.
Mehr Infos:
https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_detail?sg=0&menu=0&bes_id=39224&anw_nr=2&aufgehoben=N&det_id=644723
Nutzen Sie die Möglichkeiten, die geeignete sind, den dramatischen Rückgang der Insekten so schnell wie möglich aufzuhalten. Bekanntlich münden viele Tropfen in einem Wasserfall. Es ist nicht nur im Sinne in Not geratener Igel so dringend nötig.
Jede Station oder Pflegestelle berät sie gern.
Kontakt
E-Mail: info@tierfreunde-rhein-erft.de
Mobil: 0152-540 510 84
LeserReporter/in:Renate Könen aus Elsdorf |
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