Pfarrgemeinde St. Barbara in Liblar
Nach Brand ohne Beichtstuhl

Die Pfadfinder demontierten den „angekokelten“ Beichtstuhl, der im Anschluss auch fachmännisch entsorgt wurde, wie Karl Hermwille erläutert. | Foto: Hermwille/Düster
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  • Die Pfadfinder demontierten den „angekokelten“ Beichtstuhl, der im Anschluss auch fachmännisch entsorgt wurde, wie Karl Hermwille erläutert.
  • Foto: Hermwille/Düster

Erftstadt-Liblar (vd). Ob nun „weltliche Kräfte ihre schmutzigen Finger im Spiel hatten, oder ob der Beichtstuhl wegen ‚Übersündung‘ in Flammen aufging“, wie es die Feuerwehr Erftstadt nach ihrem Einsatz am Vormittag des 23. Novembers in ihrem ironischen Post auf einem Social media-Kanal formulierte, für die Pfarrgemeinde St. Barbara blieb am Ende die bittere Tatsache: „Auch wenn das Feuer mangels üppigerem Brennmaterial und vermutlich bei wieder geschlossener Türe aus Sauerstoffmangel klein blieb, der Schaden am Beichtstuhl war massiv“, beschreibt Karl Hermwille, Mitglied des Kirchenvorstandes von St. Barbara.

Der pensionierte Polizeibeamte war kurz nach der Entdeckung des Feuers vor Ort und für ihn steht fest: „Für mich handelt es sich ohne jeden Zweifel um Brandstiftung, denn so ein Vorhang entzündet sich nicht von selbst. In dem Bereich ist auch keine kurzschlussverdächtige Steckdose oder eine Opferkerze in der Nähe – es sei denn natürlich, es handelte sich um ‚Selbstentzündung wegen Übersündung‘„, erklärt Karl Hermwille mit einem süffisant-bitteren Lächeln.

"Relevante Spuren gibt es nicht"

Der Beichtstuhl hatte vor den „Sünderbereichen“ Türen, in denen innen Vorhänge hingen. Einer dieser Vorhänge wurde „befeuert“, wie Karl Hermwille beschreibt. Als Mann vom Fach weiß er, dass kaum Hoffnung auf Klärung besteht, denn: „Relevante Spuren für einen Ermittlungsansatz gibt es nicht.“ Für den Kirchenvorstand bedeutete der Vorfall, neben dem ersten Schrecken, vor allem viel unnötige Arbeit. Doch man hatte auch Glück im Unglück: „Die Rußbelastung blieb im großen Kirchenschiff sehr überschaubar. Nach einer peniblen Reinigung der Kirche wurde der Beichtstuhl - zur Vermeidung der Ausdünstung von Schadstoffen - bis zur Entscheidung des weiteren Vorgehens mittels einer Folienkonstruktion ‚eingehaust‘. Nach der Feststellung, dass weder die Kirche noch das Inventar unter Denkmalschutz stehen, hat das Generalvikariat den Beichtstuhl dann ‚freigegeben‘ und die weitere Entscheidung der Pfarrgemeinde beziehungsweise dem zuständigen Pastoralteam überlassen“, erläutert Karl Hermwille.

"Kein Geheimnis - eher exotisch!"

Und so wurde in der Pfarrgemeinde diskutiert und die Lage von den Zuständigen erörtert. „Nun ist es kein Geheimnis, dass die Beichte in einem Beichtstuhl mittlerweile schon ‚exotisch‘ ist“, muss Karl Hermwille eingestehen, betont aber: „Mittlerweile werden andere Formen praktiziert, beispielsweise Bußgottesdienste oder auch persönliche Gespräche mit den Geistlichen.“ Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass „die Restauration vermutlich - laut erster fachlicher Einschätzungen - einen fünfstelligen Betrag gekostet hätte, wurde entschieden, dass der Beichtstuhl entfernt werden soll.“

Beichtstuhl wurde Pfadfinderprojekt

Und so wurde der „angekokelte Beichtstuhl“ zum Projekt der Pfadfinder der Kirchengemeinde. Sie entfernten, unter fachlicher Anleitung eines Schreiners aus den eigenen Reihen, den Beichtstuhl aus der Kirche. Wer in Liblar allerdings noch nach „alter Sitte“ beichten möchte, kann dies in der Pfarrgemeinde St. Alban, wo auf Wunsch weiterhin in einem Beichtstuhl gebeichtet werden kann.

Die Pfadfinder demontierten den „angekokelten“ Beichtstuhl, der im Anschluss auch fachmännisch entsorgt wurde, wie Karl Hermwille erläutert. | Foto: Hermwille/Düster
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Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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