Schulzentrum Lechenich
Sanierung kostet knapp 75 Millionen Euro
Diskussionen um das Lechenicher Schulzentrum - und kein Ende. Die aktuelle Kostenschätzung der Stadt beläuft sich auf knapp 75 Millionen Euro. Wie kam es zu dieser Kostenexplosion?
Erftstadt. Im Immobilienausschuss der Stadt wurde jüngst eine aktuelle Kostenschätzung für die Sanierung des Schulzentrums in Lechenich vorgestellt - die beiden meistbeachteten Zahlen: Projektkosten in Höhe von 74,6 Millionen Euro und der Fertigstellungstermin im vierten Quartal 2027. „Das Kostendebakel und das Sanierungschaos in der Umbauphase waren vorhersehbar und vermeidbar“, resümierten Marion Sand und Bernd Bohlen von der Fraktion Aufbruch `22 im Anschluss. Sie kritisieren, dass keine Wirtschaftlichkeitsberechnung erfolgt sei, in der die Kosten der Sanierung den Kosten eines Neubaus gegenübergestellt und zu erwartende zukünftige Betriebskosten hätten berechnet werden können.
Immense Steigerung der Baukosten
Der kommissarische Leiter des Eigenbetriebs Immobilien der Stadt Erftstadt, Gerd Schiffer, der sein Amt vor rund einem Jahr antrat, erklärt die Kostensteigerung vor allem mit dem Verweis auf die gestiegenen Baukosten: „Der Baupreisindex des statistischen Bundesamtes weist in 2021 und 2022 eine Steigerung von 12,6 und noch einmal 18 Prozent aus. Hochwasser, Corona und der Ukrainekrieg haben in den vergangenen Jahren zu deutlichen Materialpreissteigerungen und Verzögerungen geführt, die sich auch in den Baukosten niederschlagen“, erläutert Gerd Schiffer.
Mit Blick auf die Vorlage aus 2017 und die Herleitung der damaligen Sanierungs- beziehungsweise Neubaukosten fasst Schiffer zusammen: „Bei den damaligen Sanierungskosten in Höhe von 24 Millionen Euro hat es sich, ebenso wie bei den Kosten für einen Neubau in Höhe von 40 Millionen Euro, um erste Kostenprognosen gehandelt. Ob die Ansätze aus damaliger Sicht auskömmlich kalkuliert worden sind, das will ich nicht kommentieren.“
Grundsätzlich gelte aber, so der kommissarische Leiter des Eigenbetrieb Immobilien: „Ein Vergleich von Prognosezahlen, die aufgrund fehlender Planungstiefe wenig belastbar sind, und aktuellen Kosten, ist in keiner Weise aussagefähig.“ Darüber hinaus erklärt Schiffer: „Belastbares erhält der Bauherr mit Vorlage der Entwurfsplanung und der Kostenberechnung, aus der - unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Nachtragsrisiko oder Unvorhergesehenes - ein Projektbudget festgelegt wird.“ Dieses wurde seinerzeit mit einer Höhe von 57,8 Millionen Euro veranschlagt.
Projektkosten von 74,6 Millionen Euro - Fertigstellung Ende 2027
Bei der Steigerung der Kosten sei, so betont Gerd Schiffer, Folgendes zu bedenken: „Fakt ist, dass die enormen Baukostensteigerungen in den letzten Jahren ebenso einen Neubau betroffen hätten wie aktuell die Sanierungsmaßnahme.“ Bei der Sanierung hätte aber der ursprüngliche Leistungsumfang während der Bauphase angepasst werden müssen, beispielsweise durch unvorhergesehene Schadstoff- und Abbruchsanierungen. Des Weiteren habe die Verzögerung – ursprünglich sollte die Baumaßnahme Ende 2025 abgeschlossen sein – zu Honoraranpassungen geführt.
In der nun von ihm vorgestellten Kostenschätzung seien die Planungskosten und das Risikobudget, zu dem auch Baukostensteigerungspotenziale zählen, angepasst - und so stünden nun Projektkosten in Höhe von 74,6 Millionen Euro und die Fertigstellung für das vierte Quartal 2027 im Plan.
Das Fazit von Marion Sand und Bernd Bohlen lautet: „Die Zeche zahlen leider nicht die Verursacher, sondern einmal mehr alle Bürgerinnen und Bürger in Erftstadt – und die vielen Schülerinnen und Schüler, die ihre Schuljahre auf einer lärmenden Baustelle verbringen.“
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
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