Geschichtsforum Schleiden
1000 Jahre in einem Heft
Schleiden (lk). Wer wohnt schon gern im Streitauel? Diese Frage wirft Dr. Norbert Toporowsky in einem Aufsatz im neuen Jahresheft 2023 des Geschichtsforums Schleiden auf, das jetzt erschienen ist. Der Unheil verheißende Name wurde nicht gewählt, als es um die Benennung der Straßen ging, die die Baulücke zwischen Gemünd und Mauel nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen haben.
Für die Gemünder war der Streitauel im 19. Jahrhundert durchaus ein bekannter Flurname. Er erinnert an die Zeit des Spätmittelalters, als die Urft die Grenze zwischen der Dreiborner Herrschaft auf der linken Seite und dem Gebiet der Heimbacher Burggrafen auf der rechten Seite bildete.
Damals war die Burg Mauel in Lehnsabhängigkeit des Schleidener Herren und damit eine Enklave im Dreiborner Herrschaftsbereich. Dr. Toporowsky schildert, wie die Maueler Bevölkerung sich im 16. und 17. Jahrhundert immer wieder den Dreiborner Herren widersetzten.
Es ist bereits das achte Jahresheft, das der Verein vorlegt. Zu den Autoren zählen wieder Professor Thomas Gärtner und das inzwischen verstorbene Vereinsmitglied Karl „Jupp“ Lüttgens, der einen Text aus der Endphase des Ersten Weltkriegs hinterlassen hat. Ebenfalls im Jahresheft vertreten sind mit Anne Michels und Hannah Wolter wieder die Sieger des diesjährigen Schülerwettbewerbs des Geschichtsforums. Mit einem Aufsatz über Hermann-Josef Balter aus Losheim kommt Hubert Jates als erstes Mitglied des Nachbarvereins, des „Königlichen Geschichts- und Museumsvereins Zwischen Venn und Schneifel“, zu Wort.
Der zeitliche Rahmen des Heftes spannt sich über mehr als 1000 Jahre: von der Entstehungszeit erster Dörfer, die Alfred Wolter beschreibt, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Räumlich liegt der Schwerpunkt bei den Orten des heutigen Stadtgebietes von Schleiden, doch die Arbeiten greifen teilweise ganz bewusst darüber hinaus in den gesamten Nordeifelraum. Und auch thematisch ist der Verein seinem Vorsatz einer weiten Streuung treu geblieben: So stehen beispielsweise Kirchen-, Industrie- und Medizingeschichte ebenso nebeneinander wie Einblicke in die Geschichte einzelner Orte neben den Arbeiten über bekannte oder auch weniger bekannte Persönlichkeiten.
Mit dem von Siegfried Scholzen aufgenommenen Titelbild mit Stefan Pütz bei der Arbeit in der reaktivierten Schmiede Ronig in Herhahn wird die Verbindung zum Beitrag von Jacques Pützer zur langen Tradition dieses Handwerks hergestellt.
Siegfried Scholzen hat die Aussagen von Zeitzeugen über das „Kriegsgeschehen 1944 in Gemünd“ aus ihrer jeweiligen Perspektive zusammengestellt. Frank Güth liefert dazu eine „Historische Gesamtbetrachtung zur Bombardierung von Gemünd“.
Klaus Stüber entdeckte im Nachlass von Rudolf Gehrke ein Foto einer verschollenen Katasteraufnahme der 1903 ausgegrabenen Fundamentreste der Burg Mauel. Anhand dieses Plans gingen Bernd Kehren und Bernd Pütz der Frage nach, wo diese Burg stand.
Bernd Kehren erinnert an den vergessenen Erfinder Paul Hasenbach und „Die letzten zwei Tage im Eisenwerk Mauel“.
Das „Jahresheft 2023“ hat 244 Seiten, 118 Schwarz-Weiß-Abbildungen und kostet 6 Euro. Weitere Infos auf https://gf-sle.de
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.