Feuerwehren im Kreis Euskirchen
225 Menschen das Leben gerettet
Kreis Euskirchen/Kall - (pp). Ein Wildschwein aus Holz, eine erfreuliche Entwicklung beim
Nachwuchs sowie die Verleihung der höchsten Auszeichnung, die die
Feuerwehr zu bieten hat: Die Delegiertenversammlung des
Kreisfeuerwehrverbandes Euskirchen in der Kaller Bürgerhalle hatte
auch ohne Wahlen diesmal einiges zu bieten.
Gleich drei offizielle Ehrungen fanden am Ende statt, wobei einer der
Ausgezeichneten eigentlich gar kein Feuerwehrmann ist, auch wenn er
erst vor wenigen Wochen von der Freiwilligen Feuerwehr Kall zum
Ehrenbrandmeister ernannt worden war. Aber der jüngst aus dem Amt
ausgeschiedene Bürgermeister Herbert Radermacher erhielt die Deutsche
Feuerwehr-Ehrenmedaille, denn, so beschrieb es Bezirksbrandmeister
Manfred Savoir, der Kaller Bürgermeister a.D. habe sich während
seiner Amtszeit durch sein besonderes Engagement für die Feuerwehr
verdient gemacht. „Es war gut, Sie erlebt zu haben“, meinte auch
Udo Crespin, oberster Feuerwehrmann im Kreis Euskirchen.
Anschließend konnte Radermacher von der Bühne aus zusehen wie zwei
seiner ehemaligen Mitarbeiter ebenfalls ausgezeichnet wurden. Der
einstige Ordnungsamtschef Alois Poth erhielt das Deutsche
Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze, unter anderem dafür, weil er in
seiner Doppelrolle als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und der
Gemeindeverwaltung als Bindeglied wirkte. Dass Poth immer noch sehr
emsig ist, zeigte sich dadurch, dass Manfred Savoir ihn gleich
mehrfach aufrufen musste. Poth kümmerte sich im Thekenbereich
nämlich mit Mitgliedern der Jugendfeuerwehr darum, dass bei den
hochsommerlichen Temperaturen alle 95 Delegierten in der Kaller
Bürgerhalle mit Getränken versorgt wurden.
Mit der höchsten Auszeichnung, die die Feuerwehr zu bieten hat, dem
Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold, wurde Kalls Wehrleiter Harald
Heinen, gleichzeitig auch stellvertretender Kreisbrandmeister und
stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, dekoriert.
Heinen leitet seit 30 Jahren die Geschicke der Kaller Gemeindewehr -
laut Savoir ein überaus ungewöhnlich langer Zeitraum. Alleine
Heinens Verdienste für die Feuerwehr aufzuzählen wäre
abendfüllend. Savoir bezeichnete ihn deshalb auch als Motor der
Feuerwehr nicht nur in Kall, sondern im gesamten Kreis.
Zum Schluss wurde aus dem Ehrenden aber auch ein Geehrter: Weil
Manfred Savoir in diesem Jahr seinen Posten als Bezirksbrandmeister
niederlegt, schenkte ihm der Kreisfeuerwehrverband Eifeler
Spezialitäten und ein Wildschwein aus Holz.
Damit der Jahresbericht kein trockenes Vortragen von Fakten wird,
hatte sich der Kreisfeuerwehrverband eine von Kreisbrandmeister Udo
Crespin moderierte Talkrunde ausgedacht. Dabei berichtete unter
anderem das Führungstrio der Kreisjugendfeuerwehr, Kerstin Brandhoff,
Christian Heinrichs und Kathrin Hörnchen, über die Entwicklung in
der Nachwuchsabteilung und über besondere Projekte, etwa einen
Polen-Austausch.
Ein beeindruckendes Statistikwerk hatte der „Herr der Zahlen“ beim
Kreisfeuerwehrverband, der frühere stellvertretende Vorsitzende
Karl-Georg Hardy, zu bieten. Insgesamt gab es zum Stichtag 31.
Dezember 2016 im Kreis Euskirchen 4301 Feuerwehrleute. 2617, darunter
178 Frauen, gehören zur Einsatzabteilung, 719, davon 117 Frauen, zur
Jugendfeuerwehr, und 965 Mitglieder stark ist die Ehrenabteilung.
Insgesamt ist die Zahl der Feuerwehrleute im Vergleich zum Jahr 2015
um 40 gestiegen. Besonders der Zuwachs bei der Jugendfeuerwehr freut
Udo Crespin: „Das ist eine markante Aussage, denn die
Jugendfeuerwehr ist die Hauptgenerierungsquelle für die
Einsatzabteilungen.“
Das Durchschnittsalter, in dessen Berechnung die Einsatzabteilungen
und Jugendfeuerwehren einfließen, beträgt 31,83 Jahre und ist damit
ungefähr auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Die Unterschiede in
den elf Kommunen sind aber enorm: In Zülpich (35,55 Jahre) sind die
Feuerwehrkräfte fast sechseinhalb Jahre älter als bei den
Nesthäkchen in Kall (29,12 Jahre). Deutlich geringer ist übrigens
das Alter der insgesamt 265 Feuerwehrfahrzeuge im Kreis: Sie sind
durchschnittlich 15,18 Jahre alt, wobei vier bereits seit mehr als
vier Jahrzehnten im Einsatz sind.
Etwa jedes zweite Mitglied der Einsatzabteilungen und
Jugendfeuerwehren hat im Jahr 2015 an einer Aus-, Fort- oder
Weiterbildung teilgenommen, etwa zwei Drittel von ihnen direkt in der
jeweiligen Stadt oder Gemeinde.
„Das primäre Ziel der Feuerwehr ist die Menschenrettung“, meinte
Kreisbrandmeister Udo Crespin. Deshalb war für ihn die wichtigste und
entscheidendste Zahl in Hardys umfangreicher Statistik die 225. Denn
so viele Menschen wurden im Jahr 2016 gerettet.
Wer glaubt, dass die Feuerwehr hauptsächlich mit Bränden zu tun hat,
irrt gewaltig. Von den insgesamt 2738 Einsätzen waren im vergangenen
Jahr nur 363 Brände, darunter neun Großbrände. Dem gegenüber
stehen 1201 technische Hilfeleistungen. Dazu gehören auch die Wasser-
und Sturmschäden, die durch die Unwetterlagen im vergangenen Sommer
einen Zuwachs von 234 auf 325 Einsätze hatten.
Ein paar Ziele hat sich der Kreisfeuerwehrverband auch auf die Fahnen
geschrieben. So soll die Bereitschaft Düren/Euskirchen wieder
intensiver zusammenarbeiten. Eine Großübung der Bereitschaft ist im
Oktober an der Rurtalsperre bei Heimbach geplant. Neuerungen gibt es
auch im Bereich Ausbildungen, etwa ein neues Seminar Einsatztaktik
für Feuerwehrleute in Leitungsfunktionen. Großes Ziel ist die
Mitgliederbindung, da seien aber auch Politik und Verwaltungen
gefragt, so Crespin.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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