Arbeitsmarktbilanz 2017
Anhaltender Boom im Kreis Euskirchen

Johannes Klapper, Chef der Arbeitsagentur Brühl, und Pressesprecherin Nicole Cuvelier konnten eine sehr erfreuliche Jahresbilanz 2017 für den Arbeitsmarkt im Kreis Euskirchen präsentieren. | Foto: Torsten Beulen
  • Johannes Klapper, Chef der Arbeitsagentur Brühl, und Pressesprecherin Nicole Cuvelier konnten eine sehr erfreuliche Jahresbilanz 2017 für den Arbeitsmarkt im Kreis Euskirchen präsentieren.
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Kreis Euskirchen - Der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Euskirchen hält
weiter an. Der eigentlich für Dezember saisontypische Anstieg der
Arbeitslosigkeit ist diesmal ausgeblieben. Im Dezember ist die Zahl
der arbeitslosen Personen noch einmal um 99 oder 1,8 Prozent gesunken.
Insgesamt waren im Dezember 5482 Menschen arbeitslos; das sind -
verglichen mit Dezember 2016 - 57 oder 1,0 Prozent weniger. Die
Arbeitslosenquote lag im Dezember bei 5,2 Prozent und im
Jahresdurchschnitt bei 5,4 Prozent. Seit Beginn der Quotenberechnung
im Jahr 1998 war sie im Kreis Euskirchen noch nie niedriger.

„Früher hat man bei 5,5 Prozent von Vollbeschäftigung
gesprochen“, kommentiert Johannes Klapper, Vorsitzender der
Geschäftsführung der für den Kreis Euskirchen zuständigen Agentur,
die aktuellen Zahlen. Das sei zwar heute nicht mehr so, aber 5,4 sei
dennoch eine sehr gute Zahl. „Die Auftragsbücher sind voll und die
meisten Betriebe versuchen nach Möglichkeit durchzuarbeiten“, so
Klapper.

Nicht nur wegen der Arbeitsquote auf Rekordtief kann man bei Brühler
Arbeitsagentur auf ein höchst erfolgreiches Jahr 2017 zurückblicken.
„Wir verzeichnen außerdem erneut ein Rekordhoch bei der Zahl der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, sinkende
Arbeitslosenzahlen und eine kontinuierlich steigende Nachfrage nach
Arbeitskräften“, so Klapper weiter. Tatsächlich lag die Zahl der
Personen, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
nachgehen, im Juni 2017 bei 56.497 und damit so hoch wie noch nie
zuvor. Zum Vergleich: Im Juni 2007 hatte sie noch bei 45.488 gelegen.

Demnach konnte die Arbeitsagentur für den Kreis Euskirchen ein
Beschäftigungswachstum von 11.009 oder 24,2 Prozent in den
vergangenen zehn Jahren verzeichnen. Klapper: „Es ist auch noch kein
Ende der Beschäftigungssteigerung in Sicht.“ Im Gegenteil: „Der
demografische Wandel wird in einigen Branchen Auswirkungen zeigen. Vor
allem in Gesundheit- und Pflegeberufen sowie Berufen aus dem Bereich
der Information und Kommunikation wird es - aufgrund von
Fachkräfteengpässen - zunehmend problematisch, die freiwerdenden
Stellen von altersbedingt ausscheidenden Menschen zügig neu zu
besetzen“, prognostiziert der Arbeitsmarktexperte.

Beim Beschäftigungszuwachs spielt auch die steigende
Teilzeitbeschäftigung eine große Rolle. Deren Zahl hat sich in den
vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. „Verständlicherweise,
denn wenn für eine Stelle zwei Personen in Teilzeit eingestellt
werden, dann sind auch beide sozialversicherungspflichtig
beschäftigt“, erklärt Klapper. Gestiegen sei aber auch die Zahl
der Vollzeitbeschäftigten. Dies zeige, dass der Zuwachs bei der
Teilzeitbeschäftigung nicht zulasten der Vollzeitbeschäftigung geht.
Um 3451 oder 9,4 Prozent hat die Zahl der Vollzeitbeschäftigten in
den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Aktuell arbeiten 39.856
Menschen aus dem Kreis Euskirchen in Vollzeit und 16.632 in Teilzeit.

Der Arbeitsagentur Brühl wurden im Jahr 2017 insgesamt 5046 freie
Stellen aus dem Kreis Euskirchen gemeldet, 4836 waren
sozialversicherungspflichtig. Das waren 426 oder 9,7 Prozent mehr als
im Jahr 2016. „Damit hatten wir im vorigen Jahr die stärkste
Nachfrage seit 17 Jahren“, fährt Klapper mit den Erfolgsmeldungen
fort.

Die Besetzung freier Stellen wird jedoch zunehmend schwieriger. „Die
Arbeitgeber zeigen nur wenig Kompromissbereitschaft bezüglich der
Kompetenzen der gesuchten Fachkräfte“, hat Klapper festgestellt.
Schwächere Bewerber würden immer noch zu selten eine Chance
bekommen. Die Konsequenz: Viele freie Stellen können trotz eines noch
vorhandenen Bewerberangebotes nicht besetzt werden. „In den
kommenden Jahren wird das Angebot an Fachkräften sinken. Deshalb ist
es dringend an der Zeit, alle Potenziale zu nutzen“, so Klappers
Appell an die Arbeitgeber.

Bei der Arbeitsagentur Brühl ist man zuversichtlich, dass sich der
Arbeitsmarkt auch in 2018 weiter gut entwickeln wird. Johannes Klapper
sieht jedoch auch die Herausforderungen: „In 2018 werden die ersten
Babyboomer in den Ruhestand gehen. Die Lücke, die diese Fachkräfte
hinterlassen, wird immer schwieriger zu schließen sein.“ Denn die
zu erwartenden Produktivitätsgewinne durch Digitalisierung und
Automatisierung werden den steigenden Bedarf an Fachkräften nicht
lösen. Vielmehr sei es so, dass sich die Berufsbilder verändern und
Aufgaben zunehmend komplexer werden. Arbeitnehmer müssten sich
deshalb bewusst machen, dass sich nicht nur gewohnte Tätigkeiten,
sondern ganze Berufe grundlegend ändern. Klapper: „Diesen
Veränderungen können sie nur durch lebenslanges Lernen begegnen. Wer
auf dem Arbeitsmarkt mithalten möchte, muss sich regelmäßig
weiterbilden.“

Auch im neuen Jahr legt die Arbeitsagentur Brühl einen Schwerpunkt
ihrer Arbeit auf die Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit. „Hierin
liegt gleichzeitig der präventive Ansatz zur Vermeidung der
Langzeitarbeitslosigkeit“, weiß Johannes Klapper. „Schließlich
sind fehlende Schulabschlüsse und häufige Arbeitslosenzeiten ein
Risikofaktor.“ Dabei setzen die Brühler Experten - neben einer
frühzeitigen Berufsorientierung an den Schulen und einer guten
Beratung - auf das Projekt „Zukunftsstarter - Das bringt mich
weiter“, das jungen Erwachsenen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren,
die aus unterschiedlichen Gründen bisher keine Ausbildung absolviert
haben, durch entsprechende Qualifizierung zu einer Ausbildung
verhelfen soll.

2018 wird sich außerdem die hohe Anzahl arbeitsuchender Migranten
deutlicher in den Arbeitsmarktzahlen widerspiegeln. Viele der 1090
geflüchteten Menschen, die sich in den vergangenen Monaten im Kreis
Euskirchen arbeitssuchend gemeldet haben, haben in 2017 Sprach-,
Integrations- und Qualifizierungskurse besucht. Sobald sie dem
Arbeitsmarkt nach diesen Kursen zur Verfügung stehen, ändert sich
deren Status. Sie sind dann nach dem Sozialgesetzbuch nicht weiter nur
arbeitsuchend, sondern gelten als arbeitslos und werden entsprechend
statistisch erfasst. Johannes Klapper: „Die Menschen benötigen dann
eine Chance, sich am Arbeitsmarkt zu bewähren. Wir unterstützen
Arbeitgeber mit passenden Programmen und Fördermöglichkeiten.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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