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Rotbuche setzt auf Schattenstrategie
Baum des Jahres 2022 spielt im Nationalpark Eifel ganz besondere Rolle

Foto: Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/M Weisgerber
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Schleiden-Gemünd, 01. August 2022. Bereits zum zweiten Mal wurde die Rotbuche zum Baum des Jahres gekürt. Schon 1990 sicherte sich die mit einem Anteil von knapp 16 Prozent der deutschen Waldfläche häufigste Laubbaumart Deutschlands den Titel, den die Silvius-Wodarz-Stiftung jährlich vergibt. Im Nationalpark Eifel - wo man die Natur sich weitgehend selbst überlässt - entwickelt sich der Wald immer mehr zu einem Buchen-Naturwald. Grund für die starke Konkurrenzkraft der Buche ist ihr extrem dichtes Blätterdach. Die Buchenkronen lassen nur so wenig Licht durch, dass darunter außer Eiben, Stechpalmen und Weißtannen keine anderen Baumarten lange überleben können. Aufgrund dieser Schattenstrategie wäre die Rotbuche – ohne menschlichen Einfluss in der nacheiszeitlichen Entwicklung - auf mindestens zwei Dritteln der deutschen Waldfläche die beherrschende Baumart.

Bei der letzten Stichprobeninventur 2012/2013 wurde ermittelt, dass 75 Prozent der Fläche des Entwicklungsnationalparks Eifel aus Wald besteht und dass Buchen- und Buchen-Laubmischwälder mit insgesamt 1.238 Hektar rund 18 Prozent der Waldfläche einnehmen. Beim bisher dicksten im Nationalpark Eifel gemessenen Baum handelt es sich um eine Rotbuche. Sie hat in 1,3 Meter Höhe über der Erde einen Stammdurchmesser von einem Meter und ist etwa 180 Jahre alt. Damit hat sie aber erst rund die Hälfte ihrer natürlichen Lebenserwartung erreicht, die etwa zwischen 300 und 350 Jahren liegt. Im österreichischen Nationalpark Kalkalpen gibt es ein besonders altes Exemplar: Mit einem Alter von 549 Jahren lebt dort die älteste Rotbuche in Europa. Sie stand bereits, als Christopher Columbus Amerika entdeckte!

Trotz Klimawandel wird sich die Rotbuche vermutlich weiter ausbreiten, da sie ein hohes genetisches Anpassungspotential hat. Sie fühlt sich auf allen nicht zu extremen Standorten wohl, vom Flachland bis in luftige Höhen von 1.600 Metern in den Alpen. Während in den ganzjährig grünen Nadelholzwäldern ein erheblicher Teil des Jahresniederschlags in den dicht benadelten Kronen hängen bleibt und wieder verdunstet, fließt bei der im Winter kahlen Buche ein Großteil des Niederschlags als Stammabfluss direkt in den Waldboden. Dank ihrer steil aufragenden Kronenäste und ihrer durchgängig glatten Rinde ist bei der Buche der Stammabfluss höher als bei allen übrigen Laubbaumarten im Wald. Dennoch lässt der Klimawandel die Rotbuche nicht unbeschadet: Durch die zunehmende Klimaerwärmung reduziert sie ihre Blattdichte im Kronenbereich. So versucht sie einen hohen Wasserverlust zu verhindern. Zusätzlich treten immer häufiger sogenannte Mastjahre auf, in denen die Bäume eine hohe Anzahl an Früchten, Bucheckern, produzieren. Das kostet die Buche viel Energie, weshalb die Blätter im Jahr der Mast und sogar ein bis zwei Jahre danach um einiges kleiner sind als gewöhnlich.

Übrigens: Das „Rot“ in ihrem Namen verdankt die Rotbuche der leicht rötlichen Färbung ihres Holzes und nicht - wie viele vermuten würden - der Farbe ihrer Blätter. Diese sind nämlich hell- bis dunkelgrün und färben sich erst im Herbst orangerot bis rotbraun. Die Rotbuche wird wegen ihres Namens häufig mit der Blutbuche verwechselt. Dabei handelt es sich um eine Varietät, die während der gesamten Vegetationszeit sehr auffällig rote Blätter trägt.

Foto: Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/M Weisgerber
Foto: Foto: Nationalparkverwaltung Eifel/A. Pardey
LeserReporter/in:

Herbert Wintgen aus Euskirchen

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