30 Jahre Schulberatungsstelle
Bewährte Anlaufstelle für Schüler, Eltern und Lehrer
Kreis Euskirchen - (bp). Lisa* ist acht Jahre alt und geht in die zweite Klasse. Die
Freude, mit der sie noch im ersten Jahr Tag für Tag in die Schule
ging, ist längst verflogen. Lisa ist unkonzentriert, lernt sehr
langsam und bei den Hausaufgaben gibt es regelmäßig Stress mit den
Eltern.
Auch bei Stefan* läuft die Schulkarriere alles andere als glatt. Der
15-Jährige wiederholt gerade die achte Klasse einer Realschule. Nach
einem guten Start klagt er seit Wochen über starke Kopfschmerzen und
geht nicht mehr zur Schule. Eine medizinische Ursache konnte nicht
gefunden werden. Wegen der vielen Fehlstunden ist die Versetzung
erneut gefährdet.
Lisa und Stefan sind keine Einzelfälle. Manchmal fehlt Schülerinnen
und Schülern die Motivation, ein anderes Mal sind sie überfordert.
Zuhause gibt es Ärger wegen der Hausaufgaben oder Stress nach einer
schlechten Note. Auch schlaflose Nächte vor Klassenarbeiten oder
Angst vor Mobbing können die Freude am Schulalltag nehmen. Nicht nur
die Kinder, sondern auch Eltern und Lehrkräfte sind besorgt. Was tun?
„Wir können in vielen Fällen dabei unterstützen, dass sich
Schülerinnen und Schüler wieder als erfolgreich erleben “, sagt
Benedicte Remmert, die Leiterin der Schulberatungsstelle für den
Kreis Euskirchen. Seit genau 30 Jahren gibt es die Einrichtung des
schulpsychologischen Dienstes bereits, und das Team aus Psychologinnen
und Pädagogen konnte in vielen Fällen sowohl Schülern wie auch
Eltern und Lehrkräften bei der Krisenbewältigung helfen. „Wir sind
neutral, unabhängig und unterliegen der Schweigepflicht. Außerdem
ist unsere Beratung kostenlos“, betont die Psychologin.
Lisa konnte geholfen werden. Ihre Grundschullehrerin hatte den Eltern
eine Beratung empfohlen. Im Gespräch mit der Schulpsychologin konnten
Eltern und Lisa von ihren Sorgen berichten. Es wurde aber auch
herausgearbeitet, was Lisa in der Schule und zu Hause gelingt, was ihr
gut gefällt, was sie mit Freude tut. Um einen Einblick zu erhalten,
wo Lisas Stärken liegen und wo sie mehr Unterstützung benötigt, gab
es zudem einen intensiven Austausch mit der Lehrerin.
Dabei bestätigte sich der erste Eindruck. Lisa hat keine
grundsätzlichen Schwierigkeiten beim Lernen, aber besondere
Schwierigkeiten beim Erlernen der Rechtschreibung und des Lesens.
„Lisa war dadurch sehr entmutigt und hat sich ein bisschen
aufgegeben, so dass auch die Leistungen in anderen Fächern abgenommen
haben“, berichtet Benedicte Remmert. Gemeinsam mit allen habe man
dann besprochen, wie Lisa ermutigt und entlastet werden kann und
welche Förderung für sie besonders hilfreich ist. „Heute hat Lisa
ihre Freude an der Schule wiedergefunden, hat Vertrauen in sich und
ihre Lehrkräfte“, so die Psychologin.
Neben Lern- und Leistungsschwierigkeiten sind es vor allem soziale
Probleme wie Streit, Ausgrenzung und Mobbing und generell Fragen zur
Schullaufbahn, mit denen das Team der Beratungsstelle täglich
konfrontiert wird. Und immer mal wieder wird auch mit Kindern und
Jugendlichen gesprochen, die den Schulbesuch komplett verweigern.
„Wir nehmen uns in jedem Fall Zeit für die jungen Menschen“, sagt
die Leiterin. „Wir wollen den Kindern und Jugendlichen, aber auch
den Eltern helfen, sich und die Situation besser zu verstehen und das
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wieder zu gewinnen. Dadurch
entsteht Motivation und es können Schritte hin zur Lösung gefunden
werden.
Auch bei Stefan hat diese Strategie zum Erfolg geführt. Nach einem
ersten gemeinsamen Gespräch mit ihm und seinen Eltern in der
Schulberatungsstelle erfolgte mit Einverständnis aller Beteiligten
ein Kontakt mit Stefans Klassenlehrer, um die schulische Perspektive
einzuholen. Es wurde deutlich, dass Stefan unter großem
Leistungsdruck steht und Angst hat, erneut „zu versagen“. Doch mit
direkter Unterstützung durch seine Lehrer zeigte sich für Stefan,
mit welchem ihm möglichen Aufwand er das Klassenziel realistisch
erreichen kann. Zudem war Stefan noch nicht in die Klassengemeinschaft
integriert und Hänseleien ausgesetzt, weshalb er sich mehr und mehr
zurückgezogen hat. Auch hier boten Gespräche in der
Schulberatungsstelle und mit den Lehrkräften neue Ansatzpunkte, damit
sich Stefan in der Schule sicher fühlen kann.
Die Arbeit bietet immer wieder Herausforderungen: „Die Menschen mit
ihren unterschiedlichen Anliegen bei der Suche nach einer Lösung zu
unterstützen, ist eine sehr schöne Aufgabe.“ sagt Benedicte
Remmert. Zu ihrem Aufgabenspektrum gehört im Übrigen nicht nur die
Beratung von Schülerinnen, Schülern und Eltern, sondern auch ein
vielfältiges Angebot für Lehrkräfte, zum Beispiel Coaching,
Supervision, Fallberatung und die Unterstützung beim Aufbau
schulischer Beratungs- und Krisenteams und Fortbildungen zu
psychologisch-pädagogischen Themen. „Das Wort Langeweile kennen wir
hier nicht“, sagt die Schulpsychologin vielsagend.
Die Schulberatungsstelle für den Kreis Euskirchen wurde 1987 als
Initiative des Kreises Euskirchen und der Bezirksregierung Köln
gegründet, damals mit 1,5 Stellen. Während in den Anfangsjahren vor
allem die Einzelberatung von Schülerinnen Schülern und Eltern im
Mittelpunkt stand, haben mittlerweile die Beratung von Lehrkräften
und Schulen, zum Beispiel im Bereich Krisenprävention und
-intervention und zuletzt auch Unterstützung bei der Inklusion und
der Integration stark zugenommen. Benedicte Remmert leitet die
Einrichtung seit 2014, die mittlerweile über 3,75 Stellen verfügt.
Das ist rechnerisch eine Fachkraft pro 7000 Schüler.
Kontakt:
Internet: www.kreis-euskirchen.de
Mail: info@schulberatung-eukirchen.de
Tel.: 02251-810680
* Die Beispiele beschreiben ein typisches Vorgehen bei Beratungen
und spiegeln keine Namen und Details realer Anfragen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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