Unerwartete Erinnerungsstücke
Briefe finden nach fast 100 Jahren zurück

Nach nahezu 100 Jahren konnte die Mappe mit den Briefen zwar nicht mehr zu seinem ursprünglichen Eigentümer, aber zumindest zu dessen Tochter Elfriede Brück (2.v.r.) zurückkehren. | Foto: Kreisstadt Euskirchen
  • Nach nahezu 100 Jahren konnte die Mappe mit den Briefen zwar nicht mehr zu seinem ursprünglichen Eigentümer, aber zumindest zu dessen Tochter Elfriede Brück (2.v.r.) zurückkehren.
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Euskirchen - Die Freude bei der 82-jährigen Elfriede Brück aus Holzmülheim war
groß, als Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl ihr einige
unerwartete Erinnerungsstücke an ihren Vater übergab.

Die unscheinbar wirkende schwarze Mappe enthielt Feldpostkarten,
Briefe, Fotos und das Soldbuch ihres Vaters Reinold Kirch. Die Mappe
muss dieser kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verloren haben.

Der Weg zurück in die Familie des Soldaten war lang: Anfang des
Jahres meldete sich Alex Campbell aus Tilehurst in England im
Stadtarchiv der Kreisstadt Euskirchen. Er hatte von einer
Mitarbeiterin der Stadt Basingstoke and Deane erfahren, dass
Basingstoke and Deane eine Städtepartnerschaft zu Euskirchen
unterhält und von dort die Kontaktdaten des Archivs erhalten.

Vermutlich hat Mr. Campbell in den Unterlagen, die größtenteils in
einer alten deutschen Schrift verfasst wurden, den Namen Euskirchen
entziffert. Auch das Archiv konnte nicht sofort Nachfahren des
Soldaten Reinold Kirch, der im Reserve-Infanterie-Regiment 28, 5.
Kompanie, das in der Euskirchener Kaserne stationiert war, gedient
hatte, ermitteln, da er nicht aus Euskirchen, sondern aus Schönau
stammte.

Die Mappe enthielt allerdings auch Liebesbriefe der damaligen Freundin
von Reinhold Kirch. Das Stadtarchiv ermittelte hierüber, dass diese
aus Holzmülheim kam und konnte durch weitere Recherchen feststellen,
dass sie und Reinold Kirch 1922 geheiratet haben. Hierüber konnte
letztlich die Tochter Elfriede Brück ausfindig gemacht werden.

Wie die Mappe nach England gekommen ist, lässt sich nicht genau
rekonstruieren. Alex Campbell hat sie von seinem Vater geerbt. Wie sie
in dessen Besitz gekommen ist, weiß er nicht. Da Reinold Kirch nicht
in England war und der letzte Brief aus dem Jahr 1919 an seinen
damaligen Dienst- und Wohnort Köln stammt, liegt die Vermutung nah,
dass er die Mappe verloren und der Vater von Alex Campbell, vielleicht
als britischer Besatzungssoldat, sie gefunden und mitgenommen hat. Da
nirgendwo eine Adresse angegeben war, konnte er die Mappe nicht
zurückschicken, selbst wenn er das gewollt hätte. Dennoch wurde die
Mappe fast ein Jahrhundert lang sorgfältig im Hause Campbell
aufbewahrt.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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