Kreisgeschichtsverein
Buch über die Frauengeschichte
Kreis Euskirchen/Blankenheim - „Frauen. Zwischen Fremd- und Selbstbestimmung“: So lautet der
Titel eines neuen Buches, das der Kreisgeschichtsverein jetzt im
Eifelmuseum vorgestellt hat. Das Werk enthält Geschichte und
Geschichten über Frauen, die aus dem Gebiet des heutigen Kreises
Euskirchen stammten oder hier gelebt und gewirkt haben. In
zahlreichen, kurzen Artikeln werden die ausgewählten
Protagonistinnen, die unterschiedlichen sozialen Schichten
angehörten, biographisch vorgestellt und in das jeweilige
gesellschaftliche Umfeld und den historischen Kontext eingeordnet
Wenn Frauen in Geschichtsbüchern erwähnt werden, dann meist als
Gattin oder Mutter im Hintergrund von mächtigen Männern. Die wenigen
Ausnahmen sind meist Heilige oder Hexen. Es waren die Männer, die
jahrhundertelang Geschichte geschrieben haben - für Frauen blieb da
nur ein Platz in der zweiten Reihe. Das war im heutigen Kreis
Euskirchen nicht anders.
Doch auch hier gab es starke und herausragende Frauen, deren Stellung,
Leistung und Lebensweg außergewöhnlich waren, etwa Augusta
Reichsgräfin von Sternberg-Manderscheid, die letzte regierende
Gräfin vom Blankenheim. Oder Isabella Clara Eugenia von Spanien, die
Generalstatthalterin der Spanischen Niederlande und damit auch
Herrscherin über Lommersum. Sie galt als „der einzige Mann in der
Familie“. Diese beiden Frauen stehen exemplarisch für ein
bemerkenswertes „Weiberregiment“, wie Dr. Gabriele Rünger es
treffend formuliert.
Die Vorsitzende des Geschichtsvereins des Kreises Euskirchen ist die
Herausgeberin des neuen, fast 400 Seiten umfassenden Buches „Frauen.
Zwischen Fremd- und Selbstbestimmung“, das jetzt druckfrisch
erschienen ist. Gemeinsam mit Gisela Arnold, Karin Trieschnigg und
Hans-Helmut Wiskirchen schließt sie damit eine Forschungslücke, denn
eine historische Aufarbeitung der Frauengeschichte für den Kreis
Euskirchen existierte bisher nicht.
Dabei geht es den Autorinnen und dem Autor nicht nur ums
„Weiberregiment“, also um Frauen, die tatsächlich Macht
ausübten. Genauso wird der Blick unter anderem auf adelige Hausfrauen
gerichtet, auf die Handlungsspielräume von Witwen, auf Frauen in
freiadeligen Stiften, auf das Leben hinter Klostermauern und auf die
Hexenprozesse. Bislang nicht beachtete, „normale“ Frauen mit ihren
für die Zeit typischen Lebensentwürfen und Handlungsräumen finden
also ebenso einen angemessenen Platz im Buch, das insgesamt über 30
„Frauenleben“ von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert mit
einem Ausblick auf die Gegenwart („Der Fall Lolita Brieger“)
vorstellt. In einem zweiten Band, der nächstes Jahr erscheinen soll,
wird diese Untersuchung fortgesetzt - dann unter der Perspektive
„Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung“.
Die Arbeiten zum aktuellen Buch haben sich über rund drei Jahre
hingezogen. Dabei wurden auch Quellen ausgewertet, die in Prag lagern.
Dank der guten Zusammenarbeit war Dr. Milena Belicova vom dortigen
Nationalmuseum Prag jetzt auch bei der Buchpräsentation in
Blankenheim zugegen. Im Vorfeld hatte das Tschechische
National-Denkmalamt in Prag dem Geschichtsverein eine ganz besondere
Foto-Datei zur Verfügung gestellt - eine Aufnahme der ehemaligen
Blankenheimer Gräfin Augusta von Sternberg-Manderscheid. Gabriele
Rünger überreichte einen großformatigen Druck dieses Bildes an den
Förderverein des Eifelmuseums. Die erste Vorsitzende Dr. Ruth
Britz-Kirstgen dankte und versprach, einen Ehrenplatz für „unsere
Augusta“ zu finden.
Das Buch „Frauen: Zwischen Fremd- und Selbstbestimmung“ ist ab
sofort im Buchhandel für 20 Euro erhältlich.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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