Unser Dorf hat Zukunft
Die schönsten Dörfer im Kreis gekürt
Kreis Euskirchen/Kall - (pp). Zu einer „schönen Bescherung” hatte Landrat Günter
Rosenke in die Kaller Bürgerhalle eingeladen - und viele kamen. Mit
der Bescherung meinte der Landrat die Siegerehrung des
Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“, an dem 60 Ortschaften
aus dem Kreis Euskirchen teilgenommen hatten. Die Ehrung der
Siegerdörfer fand im Rahmen der Herbsttagung des Kreisverbandes der
Gartenbau- und Verschönerungsvereine statt. Die musikalische
Gestaltung hatte das Gemeinschaftsorchester der Musikvereine aus
Ripsdorf und Schmidtheim übernommen.
Landrat Rosenke, auch Mitglied im Vorstand des Landesverbandes
Gartenbau NRW, wies darauf hin, dass es in den Dörfern im
Kreisverband ein großes und ein breit getragenes, ehrenamtliches
Engagement gebe. Dieses Engagement in den Gartenbau- und
Verschönerungsvereinen sei „Gold wert“. Die Vereine seien im
Kreis Euskirchen immer noch die Motoren für den Wettbewerb „Unser
Dorf hat Zukunft“. Längst habe ihr Beispiel im Kreis Euskirchen
Schule gemacht, denn auch in Dörfern ohne die klassischen
Verschönerungsvereine seien die Bemühungen und Erfolge um die
Zukunftsfähigkeit sichtbar. Rosenke: „Auch deshalb schätze ich
Ihre Arbeit im besonderen Maße.“
Der Landrat richtete seinen Appell auch an die Politik und die
Verwaltungen als Vertreter oder Dienstleister für die Bürgerschaft.
„Für sie ist es verpflichtend, das ehrenamtliche Engagement unserer
Vereine mit Wort und Tat zu unterstützen“, so Rosenke.
Der Buchautor und Journalist Manfred Lang, der als Moderator bei der
Herbsttagung agierte, erinnerte an die Anfänge des Wettbewerbs, der
einst den Titel „Unser Dorf soll schöner werden“ trug. Damals sei
der Wettbewerb ein „Blümchenwettbewerb“ gewesen, bei dem eher
Wert auf die schöne Gestaltung von Gärten und Blumenschmuck gelegt
wurde. Heute, wo der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ heiße,
gehe es mehr um soziale Aspekte, die von den Bewertungskommissionen in
den Blick genommen würden. Seit 2007 werde der Wettbewerb nach
anderen Kriterien durchgeführt. Der Lebensraum Dorf, das
Gemeinschaftsleben im Dorf, die Reaktionen auf demografische
Veränderungen, die Nachbarschaftshilfe, kulturelle und ökologische
Aspekte seien heute bei der Bewertung wichtige Kriterien. Lang:
„Tolle Blumenkästen und schöne Rabatte allein können nicht
verhindern, dass Dörfer zu Schlafstätten werden.“ Man müsse den
Lebensraum Dorf bewusst gestalten.
Landrat Günter Rosenke blickte zurück: Als der Wettbewerb „Unser
Dorf soll schöner werden“ vor 56 Jahren ins Leben gerufen wurde,
habe es den Kreis Euskirchen in der heutigen Gestalt noch nicht
gegeben. Auch nach mehr als fünf Jahrzehnten erfreue er sich noch
immer großer Beliebtheit. In diesem Jahr hätten mit 60 Dörfern im
Kreis Euskirchen zwar weniger teilgenommen als beim letzten Mal im
Jahr 2014. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt sei das aber immer noch
eine stolze Zahl. Erfreulich sei die Tatsache, dass dieses Mal neben
den „alten Hasen“ auch einige „Frischlinge“ dabei waren, die
erstmals am Wettbewerb teilgenommen hätten.
Die Jury habe viele neue Ideen und Impulse in den Dörfern feststellen
können. Das beweise, dass es in den Dörfern und Vereinen ein reges
Engagement, und im Kreis Euskirchen eine stetige Weiterentwicklung
gebe. „Sie wissen ja: Wer stehen bleibt, steht im Weg“, zitierte
Rosenke seinen bekannten Spruch.
Bürgerschaftliches Engagement sei heute das zentrale Element des
Wettbewerbs. Viele positive Beispiele habe die Kommission, die an zehn
Tagen von morgens bis abends im Kreis Euskirchen „op jück“
gewesen sei, feststellen können. Erstmals sei in diesem Jahr auch ein
Vertreter der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen „als
sinnvolle Verstärkung“ mit von der Partie gewesen.
Für die Bürger- und für die Kultur- und Sportstiftung der
Kreissparkasse Euskirchen nahm Vize-Landrat Markus Ramers an der
anschließenden Siegerehrung teil, bei der die Stiftungen Preisgelder
in Höhe von 20.000 Euro an die Dörfer vergaben, die am
Kreiswettbewerb teilgenommen hatten.
Von den 60 Wettbewerbsteilnehmern hatte die Bewertungskommission 13
für die Endrunde um die Teilnahme am Landeswettbewerb nominiert. Vier
von ihnen werden nun nächstes Jahr auf Landesebene mitmischen. Das
sind Euskirchen-Billig und Zülpich-Bürvenich, die punktgleich den
ersten Platz belegten und ein Preisgeld von jeweils 900 Euro bekamen.
Punktgleich waren auch die beiden dritten Plätze, die mit jeweils 800
Euro belohnt wurden: Nettersheim-Frohngau und Mechernich-Floisdorf.
Mit je 500 Euro Preisgeld wurden die anderen neun Orte bedacht. Platz
5 bis 13 belegten (in alphabetischer Reihenfolge der Kommunen)
Houverath (Bad Münstereifel), Ripsdorf (Blankenheim), Scheven und
Sistig (Kall), Nettersheim und Zingsheim (Nettersheim), Dreiborn
(Schleiden) sowie Enzen und Schwerfen (Zülpich).
Sonderpreise bekamen Sieberath, Wittscheid (beide Hellenthal),
Nemmenich (Zülpich), Eicks, Eiserfey (beide Mechernich) und
Harperscheid (Schleiden). In diesen Dörfern waren der Kommission
besonders lobenswerte Eigenschaften oder Details aufgefallen. Einen
Gutschein als Sonderpreis über je 25 Euro übereichte der Landrat den
Kindern Finn (6) und Paula (9) aus Blankenheim-Freilingen. Sie hatten
beim Besuch der Jury den Rundgang durch das Dorf moderiert und damit
Pluspunkte gesammelt.
Den vier Top-Dörfern Billig, Bürvenich, Frohngau und Floisdorf werde
der Landrat die Daumen drücken, dass sie sich vielleicht für den
Bundeswettbewerb qualifizieren könnten.
Seinen besonderen Dank richtete Rosenke an die Mitglieder der
Bewertungskommission. Franz Unterstetter, ehemaliger
Geschäftsbereichsleiter beim Kreis Euskirchen, ist seit 2008
Vorsitzender dieser Kommission, der in diesem Jahr die Jurymitglieder
Rudi Dick, Doris Felser, Dieter Evertz, Heinrich Büsch, Hans-Josef
Nolden und dessen Vertreter Johannes Mertens angehörten. Franz
Unterstetter gab den Dank in Form eines Blumenstraußes weiter an
Heike Schmitz von der Kreisverwaltung, die die Bereisungspläne, den
Einsatz der Busse und viele andere Vorbereitungen gemanagt habe.
Nach der Siegerehrung plauderte Moderator Manfred Lang mit Dr.
Waldemar Gruber von der Landwirtschaftskammer NRW sowie mit den
Jurymitgliedern in einer kurzen Talkrunde über die wichtigsten
Aspekte des Wettbewerbes, über Highlights oder mögliche
Verbesserungen in den Dörfern. Dabei sprach Franz Unterstetter von
viel sozialem Engagement und einem großen Erfindungsreichtum in den
Dörfern. Man habe viele schöne Überraschungen erlebt. Dr. Waldemar
Gruber rief die Verschönerungsvereine dazu auf, den Nachwuchs zu
aktivieren. „Sie müssen die Jugend mitnehmen“, sagte Gruber.
Im Verlauf der Veranstaltung referierte der Geschäftsführer des
Landesverbandes Gartenbau NRW, Hubert Mersch, über
„Gestaltungsideen für Gärten“. Gartenkultur sei eine
anspruchsvolle Sache. Mersch kritisierte die Verdrängung von Grün um
die Häuser: „Eine Ladung Kies macht keinen Garten.“ Kies und
Steine seien kein Mittel gegen den Unkraut-Wuchs. „In fünf Jahren
werdet ihr von morgens bis abends über die Kiesflächen kriechen, um
das Unkraut wegzumachen“, so Mersch. Das komme nämlich nicht von
unten sondern von oben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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