Eifel-Aid
Eifeler Hilfe kam in größter Not

Die von „Eifel-Aid“ betreuten Kindergärten und Schulen für behinderte Kinder wurden regelmäßig mit Material versorgt. | Foto: Privat/ProfiPress
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  • Die von „Eifel-Aid“ betreuten Kindergärten und Schulen für behinderte Kinder wurden regelmäßig mit Material versorgt.
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Kreis Euskirchen - (pp). Am 26. Dezember 2004 verwandelte ein Tsunami die Küsten des
Indischen Ozeans in ein Katastrophengebiet. Auf Sri Lanka kam noch
eine weitere tragische Komponente hinzu: Dort fielen dem verheerenden
Tsunami nicht nur rund 35.000 Menschen zum Opfer, sondern das Land war
zu diesem Zeitpunkt bereits von bewaffneten Auseinandersetzungen
schwer gezeichnet.

„Batti“, wie die Einheimischen die Stadt Batticaloa nennen - nur
wenige Kilometer von den Surfer-Paradiesen und Traumständen der
Ostküste Sri Lankas entfernt - war nicht nur Hochburg der
Rebellenorganisation Tamil Tigers während des Bürgerkriegs, sondern
wurde beim Tsunami komplett verwüstet. Seitdem floss dank der Kreis
Euskirchener Hilfsorganisation „Eifel-Aid“, zu deren Unterstützer
das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen, die Caritas, die Diakonie, die
Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Technische Hilfswerk (THW), die Feuerwehr
und der Malteser Hilfsdienst sowie zahlreiche private Spender zählen,
Hilfe im Wert rund 120.000 Euro in die bettelarme Region. Jährliche
Besuche garantieren, dass die Spenden dort ankommen, wo sie benötigt
werden.

Die Initialzündung für dieses Engagement gaben seinerzeit zwei
junge, freiwillige Feuerwehrleute, die sich mit einem Hilfeersuchen an
den Kreisfeuerwehrverband gewandt hatten: Krisantini Balasundaram und
ihr Cousin Suthan Thiruchelvam, deren Familienangehörige alles Hab
und Gut verloren hatten und einige auch ums Leben gekommen waren. Für
den damaligen DRK-Geschäftsführer Rolf Zimmermann und seine
Mitstreiter war schnell klar: Wir wollen was tun!

Ein Spendenaufruf wurde gestartet und in der Bevölkerung setzte eine
überwältigende Hilfsbereitschaft ein. Insgesamt 110.000 Euro kamen
innerhalb weniger Wochen zusammen, die nachhaltig auf zehn Jahre für
die Hilfe vor Ort eingesetzt werden sollte.

Doch wie und in welchem Rahmen genau? „Das war am Anfang noch nicht
ganz klar“, erzählt Rolf Zimmermann, der jetzt zum Abschluss des
mehr als zehnjährigen Hilfsprojektes Bilanz zog. Im März 2005 machte
sich eine vierköpfige Delegation - neben Zimmermann bestehend aus
Feuerwehrmann Rolf Stubb, dem Vater Krisantis und dem Euskirchener
Kinderarzt Dr. Joachim Rechmann - als Erkundungstruppe „FACT“ (=
Field Assessment and Coordination Team) via Flieger auf den Weg nach
Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka. „Wir übernachteten bei
Freunden der Familie Balasunderam im Wohnzimmer unter einem
Moskitozelt. Am nächsten Tag ging es dann in einem uralt-klapprigen
Bus in achtstündiger Fahrt über holprige Fernstraßen, die hier
allenfalls als Feldwege durchgehen würden“, erinnert sich
Zimmermann.

Überall boten sich ihnen beklemmende Bilder der Verwüstung, eine
Landschaft voller Trümmer und Ruinen. Bei ihrer Ankunft in Batticaloa
das gleiche Bild: Die ersten Aufräumarbeiten waren gemacht, die
Schäden aber noch unübersehbar. Es mangelte vor allem an Wasser,
denn die Brunnen waren durch Salzwasser und Fäkalerreger auf Monate
hin verseucht. Die Not war groß: Zu essen gab es pro Kopf täglich
zwei Handvoll Reis. Die Menschen waren von der Mangelernährung schon
stark gezeichnet. Trost und Halt fanden sie vor allem in der Kirche im
Ortskern, die von der Flut verschont geblieben war. Frater J. Joseph
Mary, Pastor der St. Ignatius Church, half der deutschen Delegation,
Prioritäten zu setzen und das Hilfsangebot auf den Punkt zu bringen.
Das Projekt: der Bau einer Ambulanzstation in einer unterversorgten
Grenzregion.

Mit der Koordination vor Ort wurde ein junger, engagierter ehemaliger
Zivildienstleitendes des DRK-Kreisverbandes Euskirchen betraut: René
Böhmer aus Mechernich. Nicht nur als gelernter Dachdecker ein
Glücksgriff. „Ihm ist es zu verdanken, dass unser Vorhaben nicht,
wie so manches andere, im Chaos gutgemeinter Aktionen gestrandet
ist.“ Sein Rat: „Es nützt nichts, wenn wir hier von irgendwoher
Sachen ankarren lassen, wir müssen sie hier vor Ort bauen lassen. Und
es bringt auch nichts nach westlichen Architektur-Standards zu planen,
sondern wir müssen die Gebäude hier bauen, wie sie den Gegebenheiten
vor Ort entsprechen.“

Nach seiner Maxime brachte „Eifel-Aid“ nicht nur einheimische
Handwerker in Lohn und Brot, sondern realisierte den Bau für einen
Bruchteil der ursprünglich kalkulierten Kosten.

Viel Gutes ist in den vergangenen elf Jahren passiert: Brunnen sind
gebaut worden, Kindergartenpatenschaften zwischen Sri Lanka und dem
Kreis Euskirchen entstanden, viele bunte Kinderzeichnungen um die Welt
verschickt, Mobiliar und Arbeitsmaterialien für den Schulunterricht
beschafft worden. Die Dankbarkeit in den Augen der Menschen war
riesengroß, und das Projekt wurde für die beiden
„Eifel-Aid“-Mitstreiter Thomas Schwarzer, ehemaliger „Zivi“
beim Roten Kreuz in Euskirchen, und Winfried Dederichs, pensionierter
Nettersheimer Gemeindebrandmeister, zu einer Herzensangelegenheit.

Dass das Projekt jetzt ausläuft, betrachten sie mit einem lachenden
und einem weinenden Auge. Die Hilfe ist angekommen und hat vielen
Menschen Glück gebracht, eine hoffnungsvolle und nachhaltige Zukunft
gegeben. Die Freundschaften werden in jedem Fall bleiben, ist man sich
sicher. Und auch die Erinnerungen an kleine Anekdoten, die die Helfer
ein ums andere Mal zum Schmunzeln gebracht haben.

Wie die von der englischsprachigen Liste mit „Musikinstrumenten“,
die sich die Kinder von Batticaloa vor einigen Jahren gewünscht
hatten. Dieser Wunsch wurde ihnen natürlich erfüllt. Mit einem Auto
voller Trommeln, Triangeln, Flöten und Co. reisten Dederichs und
Schwarzer damals an. Die Überraschung war groß, denn „mit der
Übersetzung ins Deutsche hatte es nicht so ganz geklappt“, lacht
Dederichs: Eigentlich hatten sich die Kinder nur einen CD-Player
gewünscht.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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