Peace Camp
Ein Haus für Europa gebaut
Zwölftes Peace Camp des DRK in Vogelsang: 29 junge Menschen aus zehn Ländern setzten sich für Frieden, Gemeinschaft und Menschlichkeit ein. Ein „Europahaus“ und ein neuer Escape Room wurden erschaffen.
Schleiden-Vogelsang (hs). Gut gelaunt und in starker Pose stehen die jungen Frauen inmitten ihres Werkes: dem „Europahaus“ („Europe´s home“). Diese fünf massiven Baumstämme, umgeben von einer Hecke, symbolisieren Europa – samt seiner Werte, Perspektiven, Geschichte, Fakten und Bedeutung für die Teilnehmer des zwölften Peace Camps des Roten Kreuzes auf dem Gelände von Vogelsang ip.
Diese stammen aus Frankreich, Spanien, Senegal, Italien, Irland, Großbritannien, Portugal, Japan, Kroatien und Deutschland. Zwischen den Stämmen haben sie Drahtseile gespannt, an denen Bilder und Texte hängen, die zeigen, was Europa eigentlich so wertvoll macht. Bald sollen diese auch auf Stahlplatten gedruckt werden.
Dass das „Europahaus“ exakt dieselben Maße hat und auf einer Linie steht wie die Türme des „Malakoff-Gebäudes“, dass Besucher auf dem Gelände von „Vogelsang ip“ begrüßt, ist dabei kein Zufall, ganz im Gegenteil: es zeigt den Gegensatz zur menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten, die diesen Ort einst errichteten. Und ergibt so eine wertvolle Ergänzung zur Rotkreuz-Akademie direkt nebenan.
Hecke soll wachsen wie Europa
Die Themen und Bilder auf den Zetteln sind für Europäer fast schon normale Themen, die weltweit eher selten zu finden sind. Darunter Menschenrechte, faire Gerichtsprozesse, Freiheit, oder Sicherheit. Umso schlimmer, dass vielen jungen Menschen der Wert Europas gar nicht mehr bewusst ist. Die Hecke ringsherum steht dafür, dass diese wertvolle Gemeinschaft weiterwachsen soll und zeigt dennoch, wie fragil das Ganze sein kann. Ähnlich wie Demokratien – wenn man nicht auf sie Acht gibt.
Gleichzeitigt zeigt das neue Projekt auch die großen Hürden auf, die außerhalb Europas warten. Symbolisch muss man beispielsweise erst die Außengrenze überwinden, um das Werk, aka Europa, betreten zu können.
Neuer Escape Room
Das „Europahaus“ ist eines von zwei Projekten, dass die insgesamt 29 jungen Menschen in nur 16 Tagen „Peace Camp“ unter Projektleiterin Daniela Werkle gemeinsam erdacht und umgesetzt haben. Damit unterstützen sie nachhaltig die Bildungsarbeit der Rotkreuz-Akademie auf dem Gelände der ehemaligen NS-Ordensburg, das dank zwölf erfolgreicher Peace Camps bereits duzende solcher Projekte beherbergt.
Die zweite Aktion war die Gestaltung eines neuen Escape Rooms unter Leitung von Jona Kutsche im „Fluchthaus“ des Roten Kreuzes, dass sich mit Krieg und Flucht beschäftigt. Auch hier hatten die Rotkreuzler freie Gestaltungsmöglichkeiten und entwickelten einen Escape Room, der gleichermaßen durch Schwierigkeit wie durch künstlerische Gestaltung beeindruckt – von der Kreativität der erzählten Geschichte einmal abgesehen.
Diesen konnte eine „Testtruppe“ des Roten Kreuzes nach der Fertigstellung gleich einmal ausprobieren. Angefangen als politische Gefangene, die gemeinsam ihren Weg in ein besseres Leben und frei von Krieg bestreiten mussten.
Ausflüge und Aktivitäten
Wenn man währen der rund zwei Wochen im „Peace Camp“ nicht grad arbeitete oder abends gemeinsam am Lagerfeuer saß, ging es auf Ausflüge nach Köln und Aachen, ins „Haus der Geschichte“ nach Bonn, oder zum „Railbike fahren“ ins Hohe Venn. Auch ein Ausflug zur Gedenkstätte Hasselpath im Wald bei Rocherath stand auf dem Programm. Aufgeklärt wurden die Teilnehmer dabei über die Schrecken, die dort im zweiten Weltkrieg geschahen. „Ein Blutbad“, wie es Simon Jägersküpper, Geschäftsführer des „Rotkreuz-Museums Vogelsang ip e.V.“ nannte.
Dieser hatte das Peace Camp nach elf Jahren von seinem Vorgänger und Vereinsvorsitzenden Rolf Zimmermann übernommen, der es sich aber nicht nehmen ließ, auch wieder mit dabei zu sein. Ansonsten halfen viele ehrenamtliche Rotkreuzler bei der Umsetzung und Betreuung. „Es war wie immer schön und wahnsinnig interessant“, so Jägersküpper weiter. Besonders seien dabei die verschiedenen Blickwinkel auf Themen, die die Teilnehmer aus allen Teilen der Welt mitbrachten.
Gemeinsam legte man sich nachts unter den besonders hellen Sternenhimmel der Nordeifel und beobachtete die Perseiden, wie sie leuchtend vorbeizogen. „Traumhaft“, da waren sich alle einig. Schließlich feierte man die gemeinsame Zeit mit einem lockeren „Come together“ samt leckeren Burgern, zu dem auch Vertreter des DRK-Landes- und Kreisverbandes eingeladen waren.
Spenden dringend benötigt
Das Team des Museumsvereins musste allerdings eine bittere Pille schlucken: Aufgrund bürokratischer Hürden gab es diesmal und vermutlich auch in Zukunft keine finanzielle Förderung mehr für das doch eigentlich so wertvolle Projekt. Die erforderlichen 15.000 Euro musste man also aus eigenen Mitteln mit Unterstützung des DRK Kreisverbandes Euskirchen und des DRK Landesverbandes Nordrhein aufbringen, die Anreise zahlen die jungen Menschen selbst.
Um mit dem Peace Camp auch in Zukunft ein Zeichen für Menschlichkeit setzen zu können, sei man daher dringend auf Spenden angewiesen. Melden könne man sich dazu bei Simon Jägersküpper entweder telefonisch unter 0 24 44-9 14 91 36 oder per Mail unter simon@rkmvip.de.
„Nach Abschluss des Peace Camps gehen die Teilnehmer schließlich als weltweite Botschafter des Roten Kreuzes oder Halbmondes zurück in ihre Heimat, um die Welt ein bisschen besser zu machen“, erklärte Jägersküpper.
Redakteur/in:Holger Slomian aus Pulheim |
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