Unfallbilanz 2018
Ein Horrorjahr für den Verkehrsdienst

Wie bei diesem Horrorcrash kurz vor Weihnachten in Euskirchen, war es voriges Jahr in den meisten Fällen nicht angepasste Geschwindigkeit, die schwerwiegende Unfälle zur Folge hatte. Deshalb will die Kreispolizeibehörde Euskirchen auch in diesem Jahr wieder verstärkt gegen Raser vorgehen. | Foto: Archiv/tor
  • Wie bei diesem Horrorcrash kurz vor Weihnachten in Euskirchen, war es voriges Jahr in den meisten Fällen nicht angepasste Geschwindigkeit, die schwerwiegende Unfälle zur Folge hatte. Deshalb will die Kreispolizeibehörde Euskirchen auch in diesem Jahr wieder verstärkt gegen Raser vorgehen.
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Kreis Euskirchen - Ende des vorigen Jahres, wenige Tage vor Weihnachten, kam es in
Euskirchen zu einem folgenschweren Verkehrsunfall. Ein 45 Jahre alter
Euskirchener befuhr mit seinem Sportwagen die Landstraße 194.
Vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit kam der Wagen auf der
regennassen Fahrbahn ins Schleudern und kollidierte auf der
Gegenfahrbahn mit einem Unimog. Der Fahrer des Sportwagens war sofort
tot, sein Beifahrer, ein 27-jähriger Euskirchener, verstarb wenig
später trotz notärztlicher Versorgung noch an der Unfallstelle.

Für die Verkehrsdirektion der Kreispolizeibehörde Euskirchen war
dieser schlimme Unfall so etwas wie der traurige Höhepunkt und
Abschluss eines absoluten Horrorjahres. Denn damit stieg die Zahl der
Menschen, die im Jahr 2018 auf den Straßen des Kreises Euskirchen ihr
Leben lassen mussten, auf 18 und damit auf ein Fünf-Jahres-Hoch.
Tatsächlich sind sogar seit 2011 nicht mehr derart viele Menschen bei
einem Verkehrsunfall im Kreis verstorben - damals waren es sogar 24
gewesen. Verglichen mit dem Jahr 2017 mit sechs Verkehrstoten hat sich
die Zahl verdreifacht.

Auch darüber hinaus waren es alles andere als erfreuliche Zahlen, die
Landrat Günter Rosenke als Leiter der Kreispolizeibehörde Euskirchen
zusammen mit Polizei-Abteilungsleiter Harald Mertens, dem
kommissarischen Direktionsleiter Verkehr, Thorsten Köpp, sowie dem
Führungsstellenleiter der Direktion Verkehr, Tido Janssen,
vorzustellen hatten. Denn auch bei den Unfallzahlen gab es in 2018
einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr - um 67 auf nun 6084
Verkehrsunfälle. Das entspricht einer Zunahme um 1,11 Prozent.

Nicht zuletzt ist auch die Zahl der verunglückten Personen in 2018
gestiegen - von 837 auf 846. Was jedoch auf die deutliche Zunahme an
getöteten Verkehrsteilnehmern zurückzuführen ist, denn bei den
schwerverletzten Personen gab es einen Rückgang von 2 auf 187 und bei
den leichtverletzten von 1 auf 641 Personen.

Auch die so genannte Verunglücktenhäufigkeitszahl (VHZ) ist dem
entsprechend voriges Jahr angestiegen. Sie gibt die Zahl der bei
Verkehrsunfällen verletzten und getöteten Personen pro 100.000
Einwohner an. Im Kreis Euskirchen lag sie in 2018 bei 440 (Vorjahr
438) und befindet sich damit fast im Einklang mit dem
Landesdurchschnitt. Denn NRW-weit lag die VHZ in 2018 bei 439,49.
Immerhin: im Jahr 2011 hatte die VHZ im Kreis Euskirchen noch bei 555
gelegen.

Vor allem die jungen Erwachsenen - gemeint ist die Altersgruppe von 18
bis 24 Jahre - und die Motorradfahrer bleiben weiterhin die am
stärksten unfallbelasteten Verkehrsteilnehmer. Bei den jungen
Erwachsenen gab es 2018 im Vergleich zu 2017 sechs getötete sowie
jeweils neun schwer- und leichtverletzte Personen mehr. Bei den
Motorradfahrern ist die Zahl der Getöteten um zwei und die Zahl der
Schwerverletzten um elf gestiegen. Die Zahl der Leichtverletzten ist
minimal gesunken (-2). Beide Personengruppen werden deshalb auch in
diesem Jahr wieder ganz besonders im Fokus der Verkehrspolizei stehen.

Die meisten Verkehrsunfälle ereignen sich, weil Verkehrsteilnehmer
die Abstandsregeln nicht einhalten. Aber auch das Abbiegen und Wenden
sowie Vorfahrtsverletzungen gehörten in 2018 zu den
Hauptunfallursachen. Und nicht zuletzt war, ist und bleibt die
erhöhte Geschwindigkeit ein Thema - zumal sie die häufigste Ursache
für Unfälle mit schwerwiegenden Folgen ist. Deshalb, so die
Ankündigung, wird der Kontrolldruck auf Raser weiterhin hochgehalten,
und auch in diesem Jahr sollen flächendeckend
Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden.

Wie wichtig diese Kontrollen sind, zeigen die folgenden Beispiele: Am
25. Juni 2018 wurde ein Autofahrer auf der B56n bei Zülpich in einer
Tempo-100-Zone mit 203 Stundenkilometern geblitzt. Ihm wurde ebenso
ein dreimonatiges Fahrverbot auferlegt wie dem Autofahrer, der am 19.
November 2018 auf der B266 bei Kall-Scheven mit 186 Stundenkilometern
unterwegs war; erlaubt waren 70(!). „Wer so schnell fährt, nimmt
die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf“, so
Polizeidirektor Mertens.

Drastisch gestiegen ist auch die Zahl der Unfallfluchten - wenngleich
es sich in den meisten Fällen „nur“ um Parkplatzrempler handelt.
Um dagegen vorzugehen, hat die Polizei Euskirchen Ende des vorigen
Jahres zusammen mit 72 Kooperationspartnern die Kampagne
„Unfallflucht ist unfair“ gestartet. Plakate und Flyer sollen die
Menschen für das Problem sensibilisieren und Zeugen so animiert
werden, ihre Beobachtungen zu melden. Zumal Unfallflucht nicht nur
„unfair“ ist, sondern auch eine Straftat und schlichtweg nicht
lohnenswert: Denn im Kreis Euskirchen wird fast jeder zweite Fall von
Unfallflucht aufgeklärt. Bei 44,7 Prozent lag die Aufklärungsquote
im Jahr 2018 und damit etwas über dem Landesdurchschnitt (43,1
Prozent). Noch höher, nämlich 75 Prozent, betrug voriges Jahr die
Aufklärungsquote bei Unfallfluchten mit Personenschaden.

Einen traurigen Rekord hat im vorigen Jahr ein 32 Jahre alter
Autofahrer aus Belgien in Schleiden aufgestellt. Ein Tankwart hatte
die Polizei gerufen, nachdem der Mann ohne zu zahlen davongefahren
war. Als er von der Polizei angehalten wurde, saß er mit 3,34
Promille am Steuer.

Der Mann ist jedoch leider kein Einzelfall: Insgesamt verzeichnet die
hiesige Polizei auch bei den Fahrten unter Alkoholeinfluss und/oder
Drogeneinwirkung einen Anstieg von 267 auf 277.

Das Mobiltelefon beziehungsweise Smartphone nimmt nicht nur einen
immer größer werdenden Raum im Alltag ein, nach Angaben der Polizei
wird es auch immer häufiger während der Fahrt benutzt. Im Jahr 2018
wurden 1170 derartige Fälle von den Verkehrspolizisten im Kreis
Euskirchen aufgenommen; das sind noch einmal 335 mehr als im Jahr
zuvor. Kaum verwunderlich, dass die damit einher gehende Ablenkung von
Autofahrern immer häufiger zu Unfällen führt. In 2019 werde man
daher auch vermehrt der Blick auf die „missbräuchliche Nutzung von
technischen Geräten“ und der damit verbundenen Ablenkung von
Autofahrern richten, kündigte Thorsten Kööp an.

Doch die Polizei setzt nicht nur auf Kontrolle und Repression, sondern
auch auf Vorbeugung und Aufklärung. So werden auch weiterhin
Veranstaltungen angeboten wie der „Crash-Kurs NRW“, bei dem junge
Fahrer drastisch mit Unfallfolgen konfrontiert werden. Damit erreicht
die Polizei etwa 2000 Menschen pro Jahr. Zudem gibt es
Verkehrssicherheitsarbeit in Kindergärten, Schulen, aber auch für
Senioren und auch für Zuwanderer.

Es mangelt also nicht an Arbeit für den Verkehrsdienst der
Kreispolizeibehörde Euskirchen. Und damit sich die Zahlen in diesem
Jahr richtet Landrat Günter Rosenke einen Appell an alle
Verkehrsteilnehmer: „Bitte fahren Sie langsamer und
rücksichtsvoller!“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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