Bundestagswahl 2017
Ein Sieger und drei Gewinner im Kreis Euskirchen
Kreis Euskirchen/Berlin - „Ich hab noch einen Koffer in Berlin, deswegen muss ich
nächstens wieder hin!“ Kurz nach 22 Uhr am Sonntagabend hatte
Detlef Seif die endgültige Gewissheit, dass der Gassenhauer von
Marlene Dietrich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge auf ihn
zutrifft. Der Rechtsanwalt aus Weilerswist wird auch in den kommenden
vier Jahren der CDU-Bundestagsfraktion angehören. 42,8 Prozent der
Wähler hatten für Seif gestimmt und ihm damit zum dritten Mal nach
2009 und 2013 das Direktmandat im Wahlkreis 92
Euskirchen-Rhein-Erft-Kreis II beschert, dem neben allen elf Kommunen
aus dem Kreis Euskirchen auch die Städte Brühl, Erftstadt und
Wesseling angehören.
Alles andere als ein Wahlsieg von Seif wäre allerdings auch eine
riesige Überraschung gewesen, denn seit 1949 hat sich bislang immer
der CDU-Bewerber in diesem Wahlkreis durchsetzen können. Dass er im
Vergleich zu 2013 deutlich an Stimmen verloren hatte, nämlich
stattliche 8,1 Prozentpunkte, nahm der Chef der CDU im Kreis
Euskirchen relativ gelassen hin. Immerhin, so Seif, seien seine
Verluste geringer als die der CDU im Bund insgesamt. Tatsächlich hat
ein CDU-Bewerber in diesem Wahlkreis jedoch noch nie derart schlecht
abgeschnitten.
Gleiches gilt allerdings auch für SPD-Kandidatin Ute Meiers. Die
Wesselingerin war trotz eines engagiert geführten Wahlkampfes
letztendlich ohne Chance aufs Direktmandat. Mit 26,2 Prozent lag sie
zwar deutlich über dem Bundestrend ihrer Partei, doch auch dieses
Resultat ist ein historisches Tief in diesem Wahlkreis. Und anders als
ihre Vorgängerin Helga Kühn-Mengel wird Meiers auch nicht über die
Landesliste in den Bundestag einziehen.
Zum Einzelkämpfer in der Hauptstadt wird CDU-Mann Detlef Seif deshalb
jedoch keineswegs. Denn mit Markus Herbrand (FDP) und Rüdiger
Lucassen (AfD) sicherten sich zwei weitere Direktkandidaten aus dem
Wahlkreis 92 über die jeweilige Landesliste ihrer Partei ein
Bundestagsmandat. Der Gemünder Markus Herbrand verfehlte mit 9,9
Prozent nur knapp ein zweistelliges Resultat. Ebenso wie Rüdiger
Lucassen, der aus Bad Münstereifel stammt. Er kam aus dem Stand auf
9,5 Prozent der Stimmen.
Auf den Direktkandidaten der Grünen, Hans-Werner Ignatowitz
(Euskirchen), entfielen 5,8 Prozent der Stimmen, auf die Bewerberin
der Linkspartei, Susanne Schütze-Lülsdorf (Euskirchen), 5,8 Prozent.
Ähnlich eindeutig wie die Wahl des Direktkandidaten (Erststimme)
verteilten sich auch die Zweitstimmen. Für die CDU stimmten 35,7
Prozent aller Wähler und für die SPD 23,4 Prozent. Die beiden
Volksparteien lagen damit im Wahlkreis 92 deutlich über dem
Bundestrend. Ebenso wie die FDP, die im Kreis Euskirchen sowie in
Brühl, Erftstadt und Wesseling insgesamt auf 14,7 Prozent
Stimmanteile kam. Für die AfD votierten 9,8 Prozent, für die Grünen
6,7 Prozent und für die Linkspartei 6,1 Prozent.
Erfreulich übrigens die Wahlbeteiligung: Diese lag im Wahlkreis 92
bei 76,1 Prozent und damit mehr als drei Prozentpunkte höher als bei
der Bundestagswahl 2013.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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