Jugendbefragung
Einsamkeit und Leistungsdruck

Die Ergebnisse der euregionalen YES-Jugendbefragung 2023 liegen vor: Die mentale Gesundheit bei Jugendlichen in der Grenzregion ist besorgniserregend.

Kreis Euskirchen (hs). Die YES-Jugendbefragung 2023 („Youth Euregional Scan“) liefert wichtige Erkenntnisse zur gesundheitlichen Lage von Jugendlichen in den Grenzregionen zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Die Studie, die in Zusammenarbeit von 14 Organisationen aus dem Gesundheitswesen der drei Länder durchgeführt wurde, untersucht seit dem Jahr 2000 die Gesundheit von Jugendlichen in der Euregio Maas-Rhein und wurde 2023 erstmals auf die Euregio Rhein-Maas Nord ausgeweitet. Durch die enge Zusammenarbeit der Partnerorganisationen konnte die YES-Jugendbefragung 2023 als bisher umfangreichste grenzübergreifende Untersuchung in der Region durchgeführt werden.

Im Herbst 2023 wurden rund 25.000 Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren anonym befragt. Neben dem Gesundheits- und Risikoverhalten wurde auch das mentale Wohlbefinden der Jugendlichen erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass über ein Drittel der Jugendlichen von psychischen Belastungen berichten. Faktoren wie Einsamkeit und Leistungsdruck spielen dabei eine zentrale Rolle. Besonders deutlich wird dies bei Jugendlichen, die Einsamkeit empfinden – ihr Risiko für psychische Belastungen ist viermal höher.

Mädchen bewerten ihre psychische Gesundheit insgesamt schlechter als Jungen, während jüngere Jugendliche im Vergleich zu älteren ihre mentale Verfassung positiver einschätzen. Diese Ergebnisse spiegeln einen Trend wider, der international auf eine besorgniserregende Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen hinweist.

Auch im Kreis Euskirchen stellt sich die psychische Gesundheit als das zentrale Thema heraus. So berichten jeweils zwei Fünftel der Schülerinnen und Schüler von psychischen Belastungen, Einsamkeit und regelmäßigem oder häufigen Leistungsdruck. Oft gestresst fühlen sich die meisten Jugendlichen von der Schule oder den Hausaufgaben (47 Prozent). Mobbing in der Schule, das 30 Prozent der Befragten in den letzten drei Monaten vor der Befragung erlebt haben, ist seit 2019 (19 Prozent) gestiegen.

Dementsprechend sind 39 Prozent der Jugendlichen der Meinung, dass die Themen Mobbing, Diskriminierung und aggressives Verhalten mehr Aufmerksamkeit in der Schule erhalten sollten. Außerdem lässt sich ein Anstieg beim Konsum von sozialen Medien feststellen. So wurden diese von 57 Prozent der Jugendlichen mindestens drei Stunden am Tag genutzt. 2019 waren es noch 48 Prozent. Gefährdet für einen sogenannten „problematischen Gebrauch“ sind etwa ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler. Sie zeigen Anzeichen für eine mögliche Suchtentwicklung in Bezug auf soziale Medien wie Vernachlässigung anderer Aktivitäten und Pflichten, Konsum als Gegenmittel zu negativen Gefühlen, oder Unruhe, wenn nicht konsumiert werden kann. Diesbezüglich sowie vor allem im Bereich der psychischen Gesundheit schneiden die Mädchen schlechter ab als die Jungen.

Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, frühzeitig einzugreifen und maßgeschneiderte Präventionsmaßnahmen für Jugendliche in der Grenzregion zu entwickeln. Dabei spielt das Lernen voneinander eine zentrale Rolle – insbesondere mit Blick darauf, welche erfolgreichen Ansätze die Nachbarländer bereits implementiert haben.

Brigitte van der Zanden, Direktorin von euPrevent, unterstreicht die Bedeutung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit: Der Lebensalltag von Menschen im Grenzgebiet schließt das Nachbarland ein. Organisationen, die sich mit der Gesundheit und dem Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger befassen, erklären in ihrem Organisationsauftrag, dass der Bürger im Mittelpunkt steht, aber dieses Anliegen geht leider nicht immer über die Grenze hinaus.

Die YES-Gesundheitsstudie liefert wertvolle Erkenntnisse, um Maßnahmen im Gesundheitswesen gezielt an die Bedürfnisse der Menschen in der Grenzregion anzupassen.“ Die beteiligten Organisationen beabsichtigen, die Studie in vier Jahren mit einem weiteren Befragungszyklus fortzusetzen, um langfristige Entwicklungen zu beobachten und entsprechende Maßnahmen abzuleiten.

Die vollständigen Ergebnisse der Studie sind im Euregional Health Atlas - www.euregionalhealthatlas.eu - einsehbar, der die gesundheitliche Lage der Jugendlichen im grenzübergreifenden Vergleich abbildet.

Redakteur/in:

Holger Slomian aus Pulheim

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