"Die Erkundung ist entscheidend"
Feuerwehrmänner opfern 78 Stunden Freizeit
Mechernich/Kreis Euskirchen - (pp) Die Situation ist diffus: Ein Gefahrguttransporter ist
verunglückt. Die Gründe stehen nicht fest. Klar ist nur: Im
Tankauflieger ist ein Leck, Flüssigkeit tritt aus. Es besteht Gefahr
für Leib und Leben. Ein klarer Fall für die Feuerwehr. Das war die
Ausgangslage für eine praktische Übung während des
ABC-Einsatz-Lehrgangs des Kreisfeuerwehrverbandes auf dem Parkplatz
vor der katholischen Grundschule Mechernich an der Feytalstraße.
Lehrgangsleiter Johannes Gebertz hatte sich die Übung ausgedacht,
jetzt galt es für die insgesamt 16 Feuerwehrmänner, sich erstmals in
Zugstärke einer Einsatzsituation zu stellen. „Das
Grundschulgelände ist prädestiniert für die Übungen, weil es auf
dem Gelände tolle Möglichkeiten für Übungen gibt“, berichtet
Gebertz. Natürlich muss dabei auch die Fantasie mitspielen. Der
Gefahrguttransporter war eigentlich ein Gerätewagen, an den eine
Gefahrentafel gepappt war, die durch die Kennzeichnung 663/2023 darauf
hinwies, dass der Transporter Epichlorhydrin geladen hatte, von dem
giftige und reizende Dämpfe ausgehen und das bei Vermischung mit Luft
explodieren kann. Natürlich wurden die Feuerwehrmänner (Frauen
hatten sich nicht für den Lehrgang gemeldet) nicht in Gefahr
gebracht. Die aus einem Tank austretende Flüssigkeit war Wasser.
Während sich der erste Einsatztrupp vorbereitete und vom
Gruppenführer Anweisungen abholte, wurde parallel eine Dekon-Station
errichtet, in der die in grüne Chemieschutzanzüge gekleideten
Einsatzkräfte von Kameraden in weißen Spritzschutzanzügen später
dekontaminiert wurden. Dann ging es an die Sichtung des
Unglücksortes. Das Wasser, Verzeihung: das Epichlorhydrin lief schon
unter dem Wagen auf den Schulhof. Das Loch des Tanks mit einem Keil zu
stopfen brachte nicht den gewünschten Erfolg, also bauten die beiden
Einsatzkräfte eine provisorische Auffangwanne. Perfekte Lösung wäre
laut Gebertz gewesen, wenn der Tankinhalt in einen anderen Behälter
gepumpt worden wäre oder in ein anderes Tankfahrzeug umgefüllt
worden wäre. „Die Erkundung ist bei dieser Übung das
Entscheidende“, berichtet Gebertz. Der Gruppenführer müsse sich
auf die Rückmeldungen des Angriffstrupps verlassen können,
schließlich sei er selbst nicht direkt am Unglücksort. „Vor einer
Woche haben die Lehrgangsteilnehmer zum ersten Mal praktische Übungen
im Lehrgang absolviert, aber in Gruppenstärke“, berichtet Gebertz
eine Woche vor der Prüfung. 78 Stunden verteilt auf sieben Wochen –
der Unterricht fand meist am Wochenende statt – haben die 16
Feuerwehrmänner in ihrer Freizeit geopfert – und das erfolgreich.
Alle Absolventen haben den Lehrgang erfolgreich abgeschlossen. Ziel
des Lehrgangs war das Kennenlernen aller ABC-Gerätschaften. „Jeder,
der den Lehrgang bestanden hat, ist in der Lage, in den ABC-Einheiten
im Kreis Euskirchen mitzuarbeiten“, erklärt Gebertz. Diese befinden
sich in Euskirchen/Bad Münstereifel, Mechernich/Zülpich sowie
Dahlem/Nettersheim. Außerdem ist ein erfolgreich absolvierter
Lehrgang Voraussetzung für die Teilnahme am Gruppenführerlehrgang in
Münster und am Lehrgang Gruppenführer ABC 2.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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