Netzwerktreffen „viertelvoracht“
Für Durchblick im Fensterbau gesorgt
Kreis Euskirchen/Blankenheim - (epa). „So stellt man sich ein Eifeler Handwerksunternehmen vor:
nach dem Ersten Weltkrieg im Wohnzimmer gegründet und dann
kontinuierlich gewachsen.“ Mit diesen Worten läutete Manfred Poth,
Allgemeiner Vertreter des Landrates im Kreis Euskirchen, das für
dieses Jahr letzte Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ ein.
Die Teilnehmer des Netzwerktreffens von Kreiswirtschaftsförderung und
Kreissparkasse Euskirchen (KSK) waren diesmal in Blankenheim-Ripsdorf
beim Spezialisten für Kunststofffenster „Klaus Pfeil“ zu Besuch,
dessen Firmengeschichte eben mit der Schreinerei im Wohnzimmer des
Großvaters begann. Mittlerweile stellen bei „Pfeil“ 60
Mitarbeiter Fenster und Türen her, zusammen mit Subunternehmern, die
ausschließlich für „Pfeil“ arbeiten, werden sogar 120
Arbeitsplätze garantiert.
„Viele werden so ein Unternehmen aber nicht in der Ortsmitte von
Ripsdorf vermuten“, so Poth weiter, der betonte, dass dies ohne die
Anbindung von Blankenheim an die A1 auch nicht möglich wäre - der
geplante Lückenschluss der Autobahn sei ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor.
Holger Glück, Vorstandsmitglied der KSK: „Wenn der ein oder andere
ein Navi gebraucht hat, um hierherzufinden, zeigt das, wie richtig wir
mit dem Format von »viertelvoracht« als kreisweite Veranstaltung
liegen. Wir gehen in den Norden, in den Süden, in die Mitte, und
zeigen, welche interessanten Unternehmen es im Kreis Euskirchen
gibt.“ Werner Pfeil, der „Klaus Pfeil Fensterbau“ zusammen mit
seiner Tochter Sarah in der nunmehr vierten Generation führt,
berichtete, dass nachweislich sogar schon seit napoleonischen Zeiten
immer mindestens ein Schreiner in jeder Generation der Familie sein
Handwerk ausgeübt hat.
Glück lobte als Experte für Firmenkunden die Voraussicht, die
Unternehmensnachfolge früh und effektiv zu regeln und so wichtige
Weichen für die Zukunft zu stellen. Hindernde Faktoren bei der
Unternehmensexpansion seien, so Werner Pfeil, der Fachkräftemangel,
der „nicht kommt, sondern bereits da ist“. Gerade im eher
strukturschwachen Raum sei es schwieriger, Arbeitnehmer zu gewinnen,
so der Geschäftsführer. In seinem Unternehmen seien neben
Facharbeitern auch Ingenieure gefragt, die sich oft eher in
städtischen Bereichen ansiedeln.
Ein Ausweg, nämlich kontrollierte Einwanderung von Fachkräften, sei
bislang eher schwierig. „Die bürokratischen Hürden sind sehr hoch.
Oft braucht es sechs Wochen, bis eine Arbeitserlaubnis da ist“, so
Pfeil. Er habe sowohl sehr positive wie auch negative Erfahrung bei
der Beschäftigung von Geflüchteten und Migranten gemacht. Werner
Pfeil: „Große Hindernisse sind mangelnde Sprachkenntnisse und
gerade bei Älteren auch Inflexibilität. Es ist schwer, noch einmal
ganz von vorne anzufangen und einen neuen Beruf zu erlernen.“
Aktuell stehe er vor der Entscheidung, zwei Syrern, die bereits
erfolgreich in seinem Betrieb arbeiten, eine Ausbildung zu
ermöglichen. Das bedeute aber aufgrund der politischen Lage auch ein
unternehmerisches Risiko: Niemand könne momentan garantieren, dass
die beiden Geflüchteten nicht wieder abgeschoben werden und dann
Zeit, Geld und Energie für das Unternehmen verloren seien. Dazu käme
natürlich noch die menschliche Seite. Hier müsse schnell eine
politische Lösung gefunden werden, etwa durch ein konstruktives
Einwanderungsgesetz.
Bei der Betriebsführung konnten die Teilnehmer erleben, wie stark im
modernen Handwerk Muskelkraft und Fingerfertigkeit ebenso wichtig sind
wie Computerkenntnisse und Technikverständnis. „In dieser Halle ist
keine Maschine älter als drei Jahre“, verkündete Werner Pfeil in
einer der mittlerweile drei Produktionshallen. Nicht nur auf
Arbeitssicherheit werde Wert gelegt, sondern auch auf möglichst
angenehme Arbeitsbedingungen. Denn durch ständig neue Anforderungen
seitens des Gesetzgebers würden die Fenster immer schwerer. Um die
körperlichen Belastungen sowohl bei der Produktion, als auch bei dem
ebenfalls von Pfeil angebotenen Einbau zu minimieren, wurden diverse
technische Hilfsmittel angeschafft.
Auch habe sich die Firma rechtzeitig externe Beratung eingeholt und
arbeite mit Hochschulen zusammen. Werner Pfeil selbst hat neben Abitur
und Studium auch eine Schreinerlehre absolviert und wies auf moderne
Möglichkeiten wie das Duale Studium hin. Neben der handwerklichen
Ausbildung gibt es bei Pfeil auch die kaufmännische, bei der es durch
die geringen Hierarchien im Unternehmen auch gute Aufstiegschancen
gibt, so Pfeil: „Wir haben Mitarbeiter, die mittlerweile über 40
Jahre bei uns in leitenden Positionen sind.“
Um weiter die Vielfältigkeit von Unternehmen im Kreis Euskirchen zu
zeigen und durch Impulsvorträge Anstöße für fruchtbare
Diskussionen unter Unternehmern und Unternehmerinnen zu geben,
kündigte Holger Glück bereits die Gastgeber für die nächste Runde
„viertelvoracht“ im kommenden Jahr an. Die sollen am 14. März
2019, bei den Grafikdesignern „RedOrange“ in Mechernich, beim
„Seminar- und Tagungshaus Kloster Schweinheim / Zurawski
Ingenieure“ in Euskirchen 12. Juni, bei „Duotherm Rolladen“ in
Nettersheim 26. September und bei „F&E Formenbau + Entwicklung“ in
Kall am 20. November stattfinden. Eine Anmeldung dazu ist etwa vier
Wochen vor dem jeweiligen Termin über den Internetauftritt
www.viertelvoracht.eu
möglich.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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