Arbeiten entlang der Autobahn
Gehölzpflege oder Radikalkur?

An der Autobahn-Anschlussstelle Euskirchen-Frauenberg wurden etliche Bäume gefällt. Der Landesbetrieb Straßen.NRW begründet die Maßnahme mit seiner Verkehrssicherungspflicht. | Foto: Tom Steinicke
  • An der Autobahn-Anschlussstelle Euskirchen-Frauenberg wurden etliche Bäume gefällt. Der Landesbetrieb Straßen.NRW begründet die Maßnahme mit seiner Verkehrssicherungspflicht.
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Kreis Euskirchen - Neue An- und Aussichten entlang der A1: Auf etlichen Kilometern
zwischen den Autobahn-Abzweigen Frauenberg und Mechernich lässt der
Landesbetrieb Straßen.NRW durch einen Dienstleister aktuell
Motorsägen zum Einsatz kommen und die Grünstreifen durchforsten. An
zahlreichen Stellen - gerade in Bereichen der Auf- und Abfahrten -
bleiben vom Straßenbegleitgrün nicht viel mehr als ein paar kahle
Stämme übrig. „Auf den Stock setzen“ nennt Norbert Cleve von der
Autobahnniederlassung Krefeld die Radikalkur: „Die Bäume werden bis
auf eine Höhe von zehn bis 20 Zentimeter zurückgeschnitten.“

Der in solchen Fällen oftmals verwendete Begriff der Rodung sei
falsch. „Bei einer Rodung werden auch die Wurzeln aus dem Erdreich
entfernt“, so Cleve. Der Sprecher der Autobahnniederlassung Krefeld
begründet die Fällungen mit der Verkehrssicherungspflicht. „Wenn
ein Baum auf die Fahrbahn fällt, ist keinem geholfen“, sagt er.
Für den Bestand entlang der Fahrbahn sei die „Radikalkur in Sachen
Verjüngung des Bestands“ sogar positiv. „Die Sträucher und
Bäume erholen sich davon. In zwei Jahren wird niemand mehr sehen,
dass wir dort haben arbeiten lassen“, so Cleve.

Gerade im Bereich, der unmittelbar an die Leitplanke heranreicht,
seien Sträucher wesentlich sinnvoller als Bäume. Cleve: „Wenn ein
Fahrzeug von der Fahrbahn abkommt, prallt es nicht gegen einen
Baum.“ Im Idealfall werde es aber von der Leitplanke aufgehalten.
Einzelne Bäume, die im oberen Bereich der Böschung gewachsen sind,
seien aber auch eine Gefahr - gerade nach einer intensiven
Gehölzpflege. „Mitunter stehen Bäume dann alleine und sind
windanfällig. Auch durch Schnee können sie in der Eifel auf die
Fahrbahn fallen“, berichtet der Experte des Landesbetriebs.

Die Arbeiten entlang der A1 fallen nach Angabe des Pressesprechers
derzeit besonders ins Auge, weil „wir zuletzt über einen längeren
Zeitraum nichts in Sachen Gehölzpflege unternommen haben.“ Für den
Abtransport und die Weiterverwertung des gefällten Holzes sei ein
Fremdunternehmen zuständig. Das sei vertraglich geregelt. Großteile
des Holzes würden, so Cleve, gehäckselt und als Holzhackschnitzel
verkauft. Ob die Fremdfirma dabei Gewinn mache, wisse er nicht.

In der Kreisverwaltung Euskirchen und sogar bei Landrat Günter
Rosenke persönlich sind bereits zahlreiche Beschwerden von Bürgern
über das Vorgehen des Landesbetriebs eingegangen. Wie zu erfahren
war, zeigte sich die Untere Landschaftsbehörde, die grundsätzlich im
Vorfeld vom Landesbetrieb Straßen.NRW über solche Maßnahmen
informiert wird, „überrascht“ vom Ausmaß der
Straßensicherungsmaßnahmen.

Autofahrer Guido Breuer ist sauer: „Im Bereich der Auf- und Abfahrt
Wißkirchen steht ja nichts mehr. Ich habe mich beim ersten Mal
gefragt, ob ich hier überhaupt richtig bin.“ Der Euskirchener
wundert sich darüber, dass „einmal komplett rasiert worden ist.“
Man hätte doch bestimmt einzelne Bäume und Sträucher entfernen
können. „Die, die wirklich sein müssen. Alles andere ist doch
reine Willkür“, so Breuer. Das Argument Verkehrssicherung stellt er
infrage: „Wenn keine Bäume und Sträucher mehr entlang der Fahrbahn
stehen, ist die Strecke doch viel windanfälliger.“

Abgeschlossen werden die Arbeiten entlang der Autobahn laut Cleve
spätestens am 28. Februar. Das Bundesnaturschutzgesetz regelt die
Fäll- und Schnittverbote für Hecken, lebende Zäune, Sträucher und
weitere Gehölze. Zwischen dem 1. März und dem 30. September darf
nicht abgeholzt und geschnitten werden.

- Tom Steinicke

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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