Arbeitsmarkt
Gemeinsam gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Sie wollen gemeinsam gegen die Langzeitarbeitslosigkeit im Kreis Euskirchen vorgehen (v.l.): Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrates, Arbeitsagentur-Chef Rainer Imkamp und Josef Weingarten, Geschäftsführer des Jobcenters EU-aktiv. | Foto: Anja Breuer
  • Sie wollen gemeinsam gegen die Langzeitarbeitslosigkeit im Kreis Euskirchen vorgehen (v.l.): Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrates, Arbeitsagentur-Chef Rainer Imkamp und Josef Weingarten, Geschäftsführer des Jobcenters EU-aktiv.
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Kreis Euskirchen - (bp). Die Beschäftigung im Kreis Euskirchen boomt. Dennoch sind
viele Menschen schon seit Langem ohne Job. 575 Menschen aus dem Kreis
Euskirchen sind schon vier Jahre und länger arbeitslos.
Arbeitsagentur, Jobcenter und Kreis sind sich einig, dass sich das
dringend ändern muss, auch wenn es Geld und Geduld erfordert. Gute
Ansätze gibt es genug.

Der Arbeitsmarkt im Kreis Euskirchen ist aktuell von einer steigenden
Beschäftigung und - abgesehen von der kleinen Sommerpause - einer
leicht sinkenden Arbeitslosigkeit geprägt. Doch je niedriger die
Arbeitslosigkeit insgesamt liegt, desto deutlicher tritt zutage, dass
nicht alle gleichermaßen profitieren: Menschen, die nur recht kurz
ohne Job, meist gesund und unter 50 Jahren sind und zudem noch eine
abgeschlossene Ausbildung vorweisen, finden in der Regel schnell neue
Arbeit. „Deutlich schwerer tun sich hingegen die
Langzeitarbeitslosen bei der Jobsuche. Zu ihnen zählt, wer bereits
seit mindestens einem Jahr ohne Job ist“, sagt Rainer Imkamp, Leiter
der Agentur für Arbeit Brühl.

„Es sind nicht nur 2000 Langzeitarbeitslose, sondern auch mehr als
4000 Jobcenter-Kunden, die schon seit mehr als zwei Jahren Leistungen
beziehen“, ergänzt Josef Weingarten, Geschäftsführer des
Jobcenters EU-aktiv.

Rainer Imkamp ist überzeugt: „Wir dürfen nicht nachlassen,
gemeinsam gegen die Langzeitarbeitslosigkeit vorzugehen. Wir haben
eine gemeinsame Verantwortung für die Menschen auf dem Arbeitsmarkt
und können auch die Herausforderungen nur gemeinsam lösen. Es hängt
von dem Engagement aller Beteiligten ab, ob wir einen großen Sprung
nach vorne machen können und Langzeitarbeitslosen Perspektiven
bieten“.

„Hierbei darf sich niemand seiner Verantwortung entziehen. Ein
ganzheitlicher Ansatz schließt auch Unterstützungsleistungen mit
ein, mit denen zum Beispiel soziale, psychische und gesundheitliche
Vermittlungshemmnisse aufgegriffen werden können. Die Kommunen sind
insbesondere dann gefragt, wenn es um Sucht- und Schuldnerberatung
oder Kinderbetreuungsmöglichkeiten geht“, pflichtet Manfred Poth,
Allgemeiner Vertreter des Landrates im Kreis Euskirchen bei. Der Kreis
Euskirchen geht mit guten Beispiel voran und hat zehn
Einfacharbeitsplätze für diesen Personenkreis eingerichtet.

Die Partner sind sich einig, dass der Kampf gegen die
Langzeitarbeitslosigkeit zwei Ziele verfolgen muss: „Erstens, jenen
zu helfen, die es bereits sind. Und zweitens, zu verhindern, dass
Menschen neu hinzukommen!“

Neben der fehlenden Qualifikation erschwert vor allem ein höheres
Lebensalter den von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen die
Arbeitsplatzsuche. Ende Juli waren 32,2 Prozent aller
Langzeitarbeitslosen (671) mindestens 55 Jahre alt. Darüber hinaus
haben es auch schwerbehinderte Menschen und alleinerziehende Frauen
schwer, einen Arbeitsplatz zu finden. „Sofern jemand mehr als ein
solches »vermittlungshemmendes Merkmal« aufweist, potenzieren sich
die Probleme“, so Imkamp.

Von den 2084 im Juli gemeldeten Langzeitarbeitslosen aus dem Kreis
Euskirchen hatten 60 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung und
17,5 Prozent (364) fehlte es sogar an einem Schulabschluss. „Ob
Langzeitarbeitslosigkeit nun Ursache oder Folge ist - viele Betroffene
haben schwerwiegende Probleme, aus denen sie allein schlicht nicht
herausfinden: Überschuldung, Sucht, Konflikte in der Familie,
psychische und gesundheitliche Probleme“, beschreibt Weingarten die
Gemengelage einige seiner Kundinnen und Kunden.

Die Gruppe der Betroffenen ist also sehr heterogen und so sind es eben
auch die Ursachen für Langzeitarbeitslosigkeit. Daher bedarf es nach
Ansichten der Arbeitsmarktpartner eines ganzen Bündels verschiedener
- auch präventiver - Ansätze: Stärkung der Beratung, Einrichtung
von Jugendberufsagenturen, Stärkung des familienzentrierten Ansatzes
sowie der Gesundheitsorientierung, Verbesserung des Zugangs zu
Rehabilitationsleistungen, Stärkung der Qualifizierung und der
lokalen Netzwerke, Verbesserung der Integrationsarbeit, Stärkung der
Nachhaltigkeit und Einführung eines sozialen Arbeitsmarktes.„Für
die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit stehen der Agentur für
Arbeit und dem Jobcenter ein umfangreiches Förderinstrumentarium zur
Verfügung, das durch Bundes- und Landesprogramme, Leistungen Dritter
und kommunale Leistungen sinnvoll ergänzt wird, jetzt kommt es darauf
an, diese sinnvoll miteinander zu verknüpfen“, wissen die Experten.

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