Volksbank Euskirchen
Genervt vom Regulierungswahn
Kreis Euskirchen - Der Entschluss von Manfred Gatz steht fest! Der 30. September 2017
ist sein letzter Arbeitstag bei der Volksbank Euskirchen. Nach fast 25
Jahren, davon 21 Jahre als Sprecher, verabschiedet er sich auf eigenen
Wunsch aus dem Vorstand der Bank. In den Ruhestand geht Gatz
allerdings noch nicht. „Ich bin Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
und werde ab 1. Oktober, wenn ich nicht mehr abhängig beschäftigt
bin, meine Wiederbestellung beantragen und auf ganz kleiner Flamme
meine Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen nutzen“, sagt der
63-Jährige. „Es würde meiner Gesundheit sicher nicht bekommen,
wenn ich arbeitsmäßig von 150 auf 0 Prozent zurückgehe.“
Aber warum räumt Manfred Gatz freiwillig seinen Posten? Es sei
einerseits genau der richtige Zeitpunkt nach 47 Berufsjahren und hoffe
auf weiterhin gute Gesundheit bei viel weniger Arbeit, so Gatz.
„Andererseits nervt mich der regulatorische Overkill der Politik und
der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht,
Anm.d.Red.) bei Banken unserer Größenordnung, der das, was ich
einmal gelernt habe, nämlich vernünftige Kredit- und
Einlagengeschäfte zu betreiben, zunehmend untergräbt.“
Auf rund 800 beziffert Gatz die Zahl der Rundschreiben von Politik und
Bankenaufsicht, die er und seine Vorstandskollegen Hans-Jürgen
Lembicz und Marc Güttes pro Jahr durchlesen und umsetzen müssen.
Hinzu kommt die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die
die Zinsen im Einlagen- und Kreditgeschäft mittlerweile auf nie
erahnte Tiefstwerte gedrückt habe. Ungeachtet dieser schwierigen
Rahmenbedingungen blickt das Vorstandstrio der Volksbank Euskirchen
dennoch auf ein gutes, wenngleich erneut schwieriges Bankenjahr 2016
zurück. Die Bilanzsumme ist in 2016 um 35 Millionen Euro auf nun
1,175 Milliarden Euro gestiegen. Dazu hat sicherlich auch die
rückwirkend zum 1. Januar 2016 erfolgte Fusion mit der Raiffeisenbank
Junkersdorf beigetragen.
Im Kreditgeschäft waren wie in den Vorjahren die
Neubaufinanzierungen, die Finanzierungen von Um- und Ausbauten sowie
Kreditablösungen bei anderen Banken der Motor für die
Bestandszuwächse. Hier wurde mit einem Zuwachs von 4,5 Prozent der
höchste jemals bei der Volksbank Euskirchen gemessene Wert erreicht -
und das, obwohl die Tilgungen der bonitätsmäßig guten Kunden
ebenfalls auf ein Rekordniveau gestiegen sind.
Auch die Ertragslage der Volksbank Bank hat sich „insgesamt
planmäßig“ entwickelt. Einem erneut um 811.000 Euro rückläufigen
Zinsüberschuss standen nahezu unveränderte Provisionseinnahmen
gegenüber. 659 Millionen Euro hatte die Volksbank am Jahresende 2016
an Krediten vergeben, 29 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Die
Kundeneinlagen sind in 2016 um 33 Millionen Euro angestiegen und lagen
am Jahresende bei knapp über einer Milliarde Euro.
Seit Anfang dieses Jahres bietet die Volksbank Euskirchen ihren
Mitgliedern und Kunden einen neuen Weg zur Kontaktaufnahme an: So
müssen sie für eine Beratung in vielen Fällen nicht mehr in eine
der Filialen kommen, sondern können bequem von zu Hause aus per Video
mit einem Kundenberater sprechen. Dafür werden lediglich ein
schneller Internetanschluss sowie PC, Tablet oder Smartphone
benötigt.
Bereits zum vierten Mal in Folge konnte die Volksbank Euskirchen den
Wettbewerb „Beste Bank“ in Euskirchen zu ihren Gunsten
entscheiden. Dieses Ergebnis hat im Herbst 2016 die Gesellschaft für
Qualitätsprüfung (GfQ) bekannt gegeben. „Meine Kollegen vom
Vorstand und ich sind sehr erfreut über das Ergebnis“, so
Hans-Jürgen Lembicz. „Wir sehen die Bank auf ihrem Weg in Richtung
eines Qualitätsanbieters bestätigt. Gerade in der schwierigen Zeit
der niedrigen Zinsen kommt es für den Anleger, neben marktgerechten
Konditionen, vor allem auf die Qualität der Beratung an.“
Dies bestätige auch die ebenfalls zum vierten Mal in Folge erlangte
Auszeichnung „Hervorragende Kundenzufriedenheit 2017“. In einer
bundesweiten Umfrage hatte das Institut für Vermögensaufbau die
Zufriedenheit von Bankkunden ermittelt. „Mit einem Gesamtergebnis
von 1,6 sind wir dabei nicht nur als beste Bank in Euskirchen bewertet
worden, sondern stehen sogar in ganz NRW auf Platz 1“, so Lembicz.
Rückwirkend zum 1. Januar 2017 wird die Volksbank Euskirchen erneut
wachsen. Auf der Generalversammlung stimmten 99,6 Prozent der
anwesenden Mitglieder der Volksbank Euskirchen der Fusion mit der
Volksbank Wachtberg zu. Auch deren Mitglieder haben die Fusion bereits
abgesegnet - sogar einstimmig.
Wenn Manfred Gatz am 30. September 2017 zum letzten Mal als Chef den
Hauptsitz der Volksbank in der Bahnhofstraße in Euskirchen verlässt,
wird er also ein bestens bestelltes Feld hinterlassen. Er gehe guten
Gewissens in den (Un-)Ruhestand, so Gatz. Die gute Entwicklung der
Bank sei insbesondere der guten Zusammenarbeit im Vorstand und mit den
übrigen Mitarbeitern zu verdanken. Und sie sei langfristig geplant.
Gatz: „Ich kann sagen: Ich gehe und keiner merkt es.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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