Nationalsozialismus in Schule und Erziehung
Historiker suchen Fotos und Dokumente aus der Region
Wechselnde Sonderausstellungen in der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang zur Tradition geworden. Sie bieten ergänzend zur Dauerausstellung der NS-Dokumentation „Bestimmung Herrenmensch“ regelmäßig Hintergrundinformationen und Vorträge zu ausgewählten Schwerpunktthemen. Auch für den Herbst 2023 ist aktuell eine Sonderausstellung in Vorbereitung. Doch dafür brauchen die Wissenschaftler die Hilfe der Menschen aus der Region.
Kreis Euskirchen (lk). „Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben, und sie sind glücklich dabei“. Mit diesen Worten wandte sich Adolf Hitler im Jahr 1938 in einer Rede vor Angehörigen der Hitlerjugend an die Jugend im Deutschen Reich und fasste damit den Anspruch nationalsozialistischer Erziehung zusammen. Die nationalsozialistische Ideologie sollte bestimmend für das gesamte Leben werden: Vom Jungvolk, über Hitlerjugend und den Bund Deutscher Mädel, bis hin zu Arbeitsdiensten und Wehrmacht. Auch Vogelsang war ein Ort nationalsozialistischer Erziehung. Hier sollten Jungen und Männer zu „Führern“ des nationalsozialistischen Staates erzogen werden. Doch was geschah in der Region um Vogelsang?
„Erziehung zur Volksgemeinschaft“ – Der Nationalsozialismus im ländlichen Raum im Spiegel von Schule, Jugend und Erziehung. Unter diesem etwas sperrigen Arbeitstitel bereiten zurzeit Wissenschaftler der NS-Dokumentation der Vogelsang IP eine Sonderausstellung vor, um den Alltag und die Erfahrungen von Jugendlichen aus der Region während des Nationalsozialismus näher zu beleuchten. Denn auch in der Nordeifel wurden die Insignien des nationalsozialistischen Staates an und in den Schulen angebracht, wurde der Schulunterricht zunehmend durch die NS-Ideologie geprägt und bestimmte die Hitlerjugend mehr und mehr den Alltag der Jugend.
Gleichzeitig war die katholische Kirche in der Region stark verwurzelt und übte traditionell einen entsprechend großen Einfluss auf die Erziehung und den Alltag der Jugend aus. Hatten die Nationalsozialisten die Organisationen sozialistischer und sozialdemokratischer Jugendarbeit zerschlagen, so blieb mit dem dichten Netzwerk der Kirchen ein Organisationspotenzial für widerständiges Verhalten bestehen.
Noch fehlen den Ausstellern Objekte und Fotomaterial aus der Region. „Sicherlich lagert noch in vielen Haushalten Material, das die Ausstellung als Leihgabe bereichern würde. Gesucht werden Fotos vom Schulalltag, von den Aktivitäten der Hitlerjugend und kirchlichen Jugendgruppen oder der Kinderlandverschickung. Auch alte Schulbücher oder Aufzeichnungen aus dem Unterricht sowie Gegenstände nationalsozialistischer oder kirchlicher Jugendverbände sind hilfreich und könnten auf Wunsch auch abgeholt und anonym verwendet werden“, ruft Historiker Marc Meyer die Anwohner der Region zum Mitmachen auf.
Weitere Infos telefonisch unter 0 24 44 - 91 57 90 und auf:
www.vogelsang-ip.de
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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