Jugendmigrationsdienst
Hochschulberatung für junge Flüchtlinge

Norbert Weber (r.), Willi Hendrichs (3.v.r) und Nina Braun (4.v.l.) beraten und betreuen die hochmotivierten jungen Flüchtlinge in den Räumen des Jugendmigratinsdienstes an der Oststraße 15 in Euskirchen. | Foto: Petra Grebe
  • Norbert Weber (r.), Willi Hendrichs (3.v.r) und Nina Braun (4.v.l.) beraten und betreuen die hochmotivierten jungen Flüchtlinge in den Räumen des Jugendmigratinsdienstes an der Oststraße 15 in Euskirchen.
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Euskirchen - Es gibt sie die positiven Geschichten, in denen Integration
gelingt, junge Menschen in Deutschland Fuß fassen, ihren Weg gehen,
eine Ausbildung absolvieren oder studieren. Beim
Jugendmigrationsdienst in Euskirchen beginnen einige dieser
Geschichten. Norbert Weber und Nina Braun arbeiten dort mit jungen
Menschen im Alter zwischen 12 und 27 Jahren. Es gibt die ersten
Sprach- und Integrationskurse und sie begleiten sie auf ihrem
beruflichen und sozialen Integrationsprozess in Deutschland.

Einige der jungen Menschen kommen zum Jugendmigrationsdienst mit
klaren Zielvorstellungen: Sie wollen in Deutschland studieren. In
diesem Fall kommt Willi Hendrichs von der „Bildungsberatung
Garantiefonds Hochschule“ (GFH) ins Spiel, einem Förderprogramm des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Etwa
alle sechs bis acht Wochen kommt der Berater nach Euskirchen, um mit
jungen Flüchtlingen über ihre Zukunft zu sprechen. Rund 30 Prozent
ihrer 300 Klienten seien studierfähig, meint Norbert Weber.

Voraussetzung für ein Studium sind zum einen ein adäquater
Schulabschluss und zum anderen die Sprache. Zunächst muss das
Schulabschlusszeugnis bewertet werden, ob es vergleichbar mit dem
deutschen Abitur ist oder nicht. Von manchen Ländern, wie
beispielsweise Syrien, werden die Abschlusszeugnisse direkt anerkannt,
wenn die Noten stimmen. In anderen Fällen müssen die jungen
Studierwilligen ein- bis zweijährige Kurse besuchen, um die
Hochschulreife zu bekommen. Und sie müssen die deutsche Sprache auf
einem hohen Niveau beherrschen.

Die Kurse für Flüchtlinge enden in der Regel auf B1-Niveau
(Sprachniveaustufen nach dem Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmen). Damit kann man sich zwar schon gut verständigen,
doch für ein Hochschulstudium ist dies nicht ausreichend; da ist das
C1-Niveau gefragt.

Der Haken bei den weiterführenden Sprachkursen: Sie werden nicht mehr
bezahlt. In solchen Fällen springt unter bestimmten Voraussetzungen
der Garantiefonds-Hochschulberatung ein. Er übernimmt die Kosten für
die Maßnahmen, bis die jungen Leute ihr Studium aufgreifen können;
dann greift das Bafög.

Doch die intensiven Sprachkurse und die anderen Maßnahmen kosten viel
Geld. Er müsse leider viel zu viele vertrösten, erklärt Willi
Hendrichs, denn das Geld aus dem Garantiefonds reicht nicht aus, um
allen Flüchtlingen mit den passenden Voraussetzungen sofort in die
passenden Maßnahmen bringen zu können.

Doch die jungen Asylbewerber haben Biss. Sie sind hochmotiviert und
Norbert Weber und Nina Braun helfen ihnen, wo sie können. „Der Weg
ist so positiv“, freut sich Nina Braun über die Entwicklung
derjenigen, die sie mitbetreut. „Ihr könnt stolz auf euch sein“,
lobt sie die Anwesenden, die gerade ein Beratungsgespräch mit Willi
Hendrichs hatten.

Der 24-jährige Syrer Abdulsattar beispielsweise hat die Sprachkurse
schon erfolgreich absolviert und möchte mit Beginn des nächsten
Semesters BWL studieren. Zana (21) und Massoud (29) - beide ebenfalls
aus Syrien - lernen zur Zeit intensiv die deutsche Sprache. Medizin
und BWL mit Schwerpunkt Personalführung sind ihre
Wunschstudiengänge. Traumstudium Medizin oder Zahnmedizin stehen auch
bei Mannan (26, Syrien) und der 21-jährigen Mounira (Syrien) hoch im
Kurs. Die 21-jährige Syrerin Hevin hat sich ein Pharmaziestudium
vorgenommen.

Alle sind sie hoch motiviert und nach rund zwei Jahren, die sie
inzwischen in Deutschland leben, beherrschen sie schon gut die
Sprache. „Wo es einen Willen gibt, gibt es auch einen Weg. Es gibt
keine Unmöglichkeiten“, bringt es Massoud auf den Punkt.

Den starken Willen hat die 21-jährige Afghanin Margana. Jetzt sucht
sie zusammen mit ihrem Mann den Weg zum Studium. Als Afghanin ist es
mit der Anerkennung derzeit schwierig. Selbst die sprachlichen
Grundkurse kann sie nicht besuchen. Also hat sich das Paar die Sprache
auf anderem Weg beigebracht und Nina Braun und Norbert Weber begleiten
sie auf ihrem weiteren Weg. „Wir verstehen uns als Vermittler“,
erklärt Weber. „Mit vielen bleiben wir lange Jahre im Kontakt“.

Damit die jungen Menschen sich ungezwungen unterhalten und auch in der
Alltagssprache ankommen können, gibt es beim Jugendmigrationsdienst
einen Sprachtreff. Dort kommen Geflüchtete aber auch Einheimische
zusammen. „Treffen, sprechen, lachen“ lautet das Motto des Treffs,
der jeden Donnerstag zwischen 17 Uhr und 19 Uhr stattfindet.

- Petra Grebe

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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