Wenn Frauen belästigt werden
Im Notfall nach Luisa fragen
Kreis Euskirchen - Viele Frauen haben diese Situationen schon erlebt: Sie werden blöd
angemacht! Sie werden in der Disco angetanzt, ohne dass sie es wollen!
Sie fühlen sich beobachtet oder einfach unsicher! Doch was können
Betroffene in solch einer Situation tun? In Euskirchen wird dies an
bestimmten Orten künftig einfacher: Sie fragen einfach „Ist Luisa
hier?“ Diese Frage dient als Code für geschultes Personal bei
Veranstaltungen oder in Zukunft hoffentlich auch in Diskotheken,
Kneipen und Cafés.
„Mit dieser Kampagne wollen wir ein niederschwelliges Angebot für
Mädchen und Frauen schaffen, die sich in bestimmten Situationen
einfach unsicher fühlen“, erklärt Ann-Katrin Bode, Mitarbeiterin
der Frauenberatungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen“, bei
einem Pressetermin.
Noch stehen sie am Anfang der Kampagne, doch die Frauen der
Beratungsstelle hoffen, dass die Idee um sich greift und möglichst
viele Veranstalter mitmachen - nicht nur zur Karnevalszeit.
Übernommen haben die Euskirchener die Initiative vom Verein
„Frauen-Notruf Münster“, der die Kampagne in der dortigen
Partyszene eingeführt hat.
Es gehe nicht um Täterbestrafung, sondern einzig um den
Personenschutz, erläutert Ann-Katrin Bode das Konzept. Betroffene
Frauen müssen sich nicht groß erklären, sie müssen den Vorfall
nicht detailliert schildern, sondern sie brauchen nur die Frage „Ist
Luisa hier?“ zu stellen und es wird ihnen unmittelbar und diskret
geholfen. Ihnen wird ein Taxi gerufen. Es können Freunde auf der
Veranstaltung gesucht oder Vertraute angerufen werden.
Das Personal informiert aber auch über Hilfsangebote außerhalb der
Situation. „Es reicht, wenn die Frauen ein ungutes Bauchgefühl
haben. Sie müssen die Situation nicht aushalten, bis Schlimmeres
passiert“, betont Bode.
Ziel ist es, möglichst viele Veranstalter mit ins Boot zu holen.
Bisher hätten sie schon Mitarbeiter vom DRK, den Johannitern und des
Euskirchener City-Forums geschult. Unterstützt wird das Projekt auch
von dem Arbeitskreis HaLT Euskirchen (Netzwerk für
Alkoholprävention).
Künftig werden Plakate an den Orten hängen, wo das Projekt
unterstützt wird. Darauf ist nachzulesen, an wen sich Betroffene
wenden können, beispielsweise an den Rettungsdienst vor Ort, an das
Thekenpersonal oder - wie im Falle des Euskirchener City-Forums - an
alle, die einen entsprechenden Button tragen. Die Plakate sollen jedem
öffentlich demonstrieren: Hier hat sexuelle Belästigung keinen
Platz.
Der Beginn der Kampagne wurde bewusst in die Karnevalszeit gelegt, und
in der nächsten Zeit werden die Mitarbeiterinnen der
Frauenberatungsstelle in der Stadt Flyer verteilen und auslegen, um
über die Kampagne zu informieren.
Sie merke in den Beratungen, dass Frauen und Mädchen sich oft in
Diskotheken nicht mehr sicher fühlten, sagt Ute Schreckenberg. Es
gäbe auch immer mehr Fälle, bei den Betroffenen vermuteten, dass
K.O.-Tropfen im Spiel gewesen seien. Sie habe aber auch die Erfahrung
gemacht, das die Security verstärkt eingreife. Doch die können ihre
Augen nicht überall haben. Da hilft es den Frauen, dass sie mit der
Luisa-Kampagne ein niedrigschwelliges Angebot haben, um aus einer
unangenehmen Situation zu kommen.
Wenn Frauen jedoch den Verdacht haben, dass jemand ihnen K.O-Tropfen
ins Getränk geschüttet hat, sie sexuell genötigt oder sogar
vergewaltigt wurden, haben Frauen auch im Kreis Euskirchen
mittlerweile die Möglichkeit, eine anonyme Spurensicherung (ASS)
durchführen zu lassen. Sie müssen dann nicht gleich entscheiden, ob
sie Anzeige erstatten wollen oder nicht. Das Marien-Hospital in
Euskirchen und das Kranken-haus in Mechernich haben inzwischen die
Voraussetzungen geschaffen, Spuren gerichtsfest zu sichern, die zehn
Jahre aufbewahrt werden.
Für die Zukunft wünscht sich Ann-Katrin Bode, dass sich noch mehr
Veranstalter, Ca-fé- und Kneipenbesitzer an der Luisa-Kampagne
beteiligen. Nicht nur zum Straßenkarneval können sich
Gaststätteninhaber an die Beratungsstelle wenden, wenn sie sich
beteiligen möchten, damit bei ihnen auch nach außen gezeigt wird,
dass Frauen sich sicher fühlen können und das sexuelle Belästigung
an diesem Ort nicht geduldet wird.
An den Karnevalstagen ist das Telefon der Frauenberatungsstelle (Tel.
02251-75140) an Weiberdonnerstag von 9 Uhr bis 12 Uhr und 14 Uhr bis
16 Uhr sowie am Rosenmontagmontag von 11 Uhr bis 14 Uhr besetzt. Aber
auch später können sich Frauen an die Beratungsstelle wenden,
Informationen zu den Öffnungszeiten gibt es unter
www.frauen-helfen-frauen.eu.
Rund um die Uhr besetzt ist das bundesweite
24-Stunden-Frauen-Hilfstelefon unter 08000-116016. Und bei akuter
Gefahr ist die Polizei unter dem Notruf 110 erreichbar.
- Petra Grebe
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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