Unternehmerfrühstück bei Miele
„Industrie 4.0 ist längst Alltag“
Euskirchen - (epa). Mit einem besonderen Gastgeber verabschiedete sich das
Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, eine Partnerinitiative
von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen (KSK),
jetzt in die Winterpause: Die Teilnehmer waren zu Besuch bei einem der
größten deutschen Familienunternehmen, das in weit über 100 Jahren
längst zu einem kollektiven Begriff für Qualität geworden ist:
Miele.
Mit elf Mitarbeitern, vier Drehbänken und einer Bohrmaschine
gründeten der Techniker Carl Miele und der Kaufmann Reinhard Zinkann
1899 in Herzebrock eine Firma zur Herstellung von Milchzentrifugen.
Ihr Leitmotiv „Immer besser“ wurde zur Unternehmensphilosophie und
hat auch heute mit über 80 Gesellschaftern, so berichtete Werkleiter
Dr. Arnt Vienenkötter, immer noch Bestand.
Die Kreisstadt Euskirchen darf sich seit 1951 glücklich schätzen,
einen der mittlerweile zwölf weltweiten Standorte von Miele vor Ort
beheimatet zu wissen. War das Euskirchener Werk zunächst gebaut
worden, um dort Fahrraddynamos zu produzieren, so befindet sich heute
an der Roitzheimer Straße das Miele-Kompetenzzentrum zur Entwicklung
und Fertigung elektrischer Antriebe für alle Staubsauger,
Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler.
„Dies macht Euskirchen mit seinen rund 450 Beschäftigten zum
internen Zulieferer von fünf anderen Miele-Werken“, berichtete
Vienenkötter, der als Werkleiter die technische Gesamtverantwortung
des Euskirchener Miele-Werks trägt. 33.000 Produkte, so
Vienenkötter, verließen täglich das Euskirchener Werk, Produkte,
bei denen es vor allem auf Langlebigkeit und Präzision ankomme. Doch
Miele produziere mittlerweile weitaus mehr als nur Haushaltsgeräte.
„Wir sind beispielsweise in der Lage, ein Krankenhaus komplett
auszustatten, von der Desinfektionsanlage über die Reinigung bis hin
zum OP-Besteck“, berichtete er.
Ziel des Unternehmens sei es, weltweit die begehrteste Marke zu sein
und dabei weiterhin unabhängig zu bleiben. „Wir investieren das,
was wir verdienen, und versuchen damit, das Wachstum nachhaltig zu
erwirtschaften“, so der Werkleiter.
Das Durchschnittsalter der Miele-Mitarbeiter von 46,3 Jahren zeigt,
dass auch die Belegschaft sich mit dem Unternehmen identifiziert.
„Unsere Frauenquote von 12,4 Prozent könnte allerdings höher
sein“, gab Vienenkötter zu. In technischen Betrieben sei diese
Quote allerdings normal. Zwölf Prozent der rund 450 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sind Auszubildende, womit Miele auch einer der großen
und wichtigen Ausbildungsbetriebe in der Region ist. Der Hauptteil der
Kosten, die das Unternehmen investieren müsse, werde von den
Stahlpreisen diktiert. Denn Miele verarbeite 10.000 Tonnen Stahl pro
Jahr.
„Das Thema Industrie 4.0 ist für Miele nichts Neues“, so
Vienenkötter. Digitalisierung und Vernetzung seien vielmehr im
Produktionsalltag längst gelebte Realität. Die hochintegrierten
Steuerungen der Fertigungslinien würden schon jetzt den Zustand von
jedem einzelnen Produkt im Produktionsablauf kennen und dies
beispielsweise gezielt an die nächste verfügbare
Bearbeitungsmaschine leiten. Auch würden Produkte mit nicht
ausreichenden Qualitätsmerkmalen sofort ausgeschleust und die
zuständigen Mitarbeiter in Echtzeit über alle wichtigen
Ereigniszustände des Gesamtsystems informiert.
Vienenkötter: „In unseren Werken wird an Schlüsseltechnologien
gearbeitet wie beispielsweise künstliche Intelligenz, Bilderkennung
oder kollaborierende Roboter. Dabei setzen einzelne Werke diese
Technologien als Pilotprojekte um. Bei Erfolg wird die Technologie
dann an die anderen Werke weitergegeben.“
Als Beispiel nannte Vienenkötter ein Werkassistenzsystem in Bünde,
das vor allem ein hohes Maß an Qualitätssicherung garantiert und
eine bessere Flexibilität unter der Belegschaft ermöglicht. Darüber
hinaus informierte Vienenkötter die Teilnehmer über fahrerlose
Transportsysteme im Gütersloher Werk, zu dem Vienenkötter übrigens
in Kürze wechseln wird, um dort neue Aufgaben zu übernehmen.
„Industrie 4.0 bedeutet keine menschenleere Fabrik, sondern wir
optimieren Produktions- und Wertschöpfungsprozesse auf ein totales
Optimum. Dazu benötigen wir aber umso mehr qualifizierte
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Systeme überblicken,
beherrschen und am besten auch noch weiterentwickeln“, stellte
Vienenkötter klar. Daher versuche man, die eigenen Fachkräfte auch
intern aus- und weiterzubilden. So seien beispielsweise von den 193
Industriemechanikern, die seit 1969 bei Miele ausgebildet wurden,
heute noch 52 im Unternehmen beschäftigt.
Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter von Landrat Günter Rosenke, zog
eine positive Bilanz der vergangenen Unternehmerfrühstücke: „Wir
haben 19 Mal die Möglichkeit gehabt, gute Kontakte zu knüpfen, einen
Überblick über regionale Kompetenzen zu erhalten, Geschäftskontakte
anzubahnen und hinter die Kulissen eines Unternehmens zu schauen.“
Diese Treffen wären jedoch nicht möglich gewesen ohne die
„kooperative Vorbereitung von Kreissparkasse und
Wirtschaftsförderung“, für die sich Poth herzlichst bedankte.
KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück betonte, dass man stolz darauf
sei, die Firma Miele als Kooperationspartner gewonnen zu haben. „Als
Familienunternehmen wird Miele langfristig geführt und unterscheidet
sich damit deutlich von den börsen- oder kapitalmarktorientierten
Unternehmen“, so Glück. Mit vier Milliarden Euro Umsatz und einem
sechsprozentigen Wachstum allein im vergangenen Jahr, sei Miele
weiterhin auf Erfolgskurs. „Sie haben einen langen Atem, stellen den
Kunden in den Mittelpunkt ihrer Unternehmensphilosophie, liefern gute
Qualität und leisten damit auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit“,
freute sich Glück.
Anschließend hatten die Teilnehmer von „viertelvoracht“
Gelegenheit, einen Blick in die Euskirchener Produktion von Miele zu
werfen und sich so selbst ein Bild vom Alltag in einem deutschen
Vorzeigebetrieb zu machen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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