Immer Herr der Lage
Kreisfeuerwehrverband führte Truppführer-Fortbildung durch

Das Kind im Feuerwehrmanne: Ausbilder Arthur Klinkhammer schlüpft in die Rolle eines jungen Zeugen. Kann man seinen Aussagen glauben? | Foto: ProfiPress
  • Das Kind im Feuerwehrmanne: Ausbilder Arthur Klinkhammer schlüpft in die Rolle eines jungen Zeugen. Kann man seinen Aussagen glauben?
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Kreis Euskirchen - (pp) Dichter Rauch dringt aus einem Güterwaggon ins Freie – ein
Feuer! Der Waggon ist geöffnet, ein Kinderfahrrad steht davor. Alles
Indizien dafür, dass sich jemand in dem Eisenbahnwagen aufhält,
zumal bekannt ist, dass er öfter von Nicht-Sesshaften aufgesucht
wird, die sich in ihm wärmen oder einfach nur darin übernachten. Ein
Kind, das in der Nähe des Waggons wartet, gibt der anrückenden
Feuerwehr Hinweise – doch sind die glaubwürdig? Die Feuerwehrleute,
um die es hier geht, benötigen schon eine Menge Fantasie.
Schließlich gibt es gar keinen Güterwaggon. Die „Einsatzstelle“
befindet sich im hinteren Bereich des Bauhofs der Gemeinde Kall. Und
das Kind, das Hinweise gibt, ist dem Kindesalter schon längst
entwachsen, trägt Schnauzbart und heißt Arthur Klinkhammer. Er ist
einer der Kreisausbilder, die angehende Gruppenführer bei dieser
Fortbildung des Kreisfeuerwehrverbandes begleiten. „Bei der
Truppführer-Fortbildung werden die Teilnehmer auf den anstehenden
Gruppenführer-Basislehrgang am Institut der Feuerwehr NRW in Münster
vorbereitet. Dabei durchlaufen sie ein komplettes Lehrgangspaket“,
berichtet Ausbilder Gerd Breuer. Über den Kreis Euskirchen verteilt
fand seit Mitte Januar, beginnend mit einem Eingangstest, die
theoretische Ausbildung statt. Für den praktischen Teil Mitte März
hatte die Gemeinde Kall dem Kreisfeuerwehrverband die Möglichkeit
gegeben, das Bauhofgelände zu nutzen. Die Lehrgangsteilnehmer teilten
sich in drei Gruppen auf und durchliefen ebenso viele Stationen, an
der sie von jeweils zwei Ausbildern empfangen wurden. „Das machen
wir bewusst so, denn jede Stadt- und Gemeindefeuerwehr macht aufgrund
der örtlichen Gegebenheiten bestimmte Sachen ein wenig anders“,
erklärt Breuer. Eine der Stationen war die anfangs geschilderte
Situation mit der Rauchentwicklung aus dem Güterwaggon. „Hier geht
es für die Teilnehmer darum, die vorgefundene Lage zu erfassen, sowie
anhand einer Gefahrenmatrix zu prüfen, welche Gefahren bestehen und
auf wen oder was diese Gefahren wirken“, erklärt Breuer. Das ist
eines der Ziele: Die teils noch jungen Wehrkräfte sollen ein Gespür
für die Situationen erhalten, sie korrekt einschätzen und bewerten
– und dann die richtige Entscheidung treffen. „Das läuft alles in
Sekundenschnelle ab“, weiß Breuer aus eigener Erfahrung. Dabei
werden Einsätze nach einem vorgegebenen Schema abgearbeitet, das den
Teilnehmern bereits in einer theoretischen Ausbildungseinheit vorab
vermittelt wurde. Anhand dieses sogenannten Führungskreislaufs wird
zunächst die Lage erkundet. Im Anschluss beginnt die Planungsphase,
die sich in Beurteilung und den Entschluss gliedert. Abschließend
gibt der Gruppenführer seinen Befehl an die Mannschaft. Und weil sich
die Lage permanent ändern kann, wird dieser Kreislauf ebenso
permanent bis zum Einsatzende durchlaufen. „Wir müssen den
Kameraden und Kameradinnen bewusstmachen, dass sie alles zu beachten
haben“, sagte Gerd Breuer. Dazu zählt auch, dass Befehle so
formuliert werden, dass sie jeder versteht. „Wie das geht, lernen
die Leute hier“, so der Kreisausbilder. Besonders zwei Fragen seien
wichtig: Was habe ich geplant? Wie setze ich es um? Einige der
Lehrgangsteilnehmer bringen in ihrem Einsatzbereich schon einiges an
Erfahrung mit. Dennoch müssen bestimmte Handlungen immer wieder
geübt werden, etwa wie im Funk korrekte Meldungen an die
Rettungsleitstelle gegeben werden, denn das muss im Einsatz stets
reibungslos funktionieren. „Wir simulieren hier unterschiedliche
Lagen und Einsatzorte, und dementsprechend müssen die Rückmeldungen
formuliert werden“, sagte Gerd Breuer. Während die Lage
„abgearbeitet“ wird, wie die Feuerwehr es nennt, wird die
Kommunikation mit der Rettungsleitstelle weiterhin aufrecht gehalten.
Dabei gilt es für die Truppführer auch, sich Informationen zu
beschaffen. „Das ist nicht immer einfach“, sagte Breuer. Das haben
die Lehrgangsteilnehmer am eigenen Leib erfahren müssen, als der
„zehnjährige“ Arthur Klinkhammer ihnen Hinweise auf den Rauch im
Güterwaggon gab. Gut eine Woche vor Ostern fand schließlich die
schriftliche Prüfung statt.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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