Schweinepest
Kreisveterinäramt schlägt Alarm
Kreis Euskirchen - Bisher war der Blick des Kreisveterinärs, der Landwirte und der
Jäger Richtung Osten gerichtet, um die Verbreitung der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) im Auge zu behalten. Doch nun ist das Problem
näher als vermutet, denn in Belgien sind erste tote Wildschweine
aufgefunden worden, die diesen Virus in sich trugen.
Kreisveterinär Dr. Jochen Weins, Helmut Dahmen, Vize-Vorsitzender der
Kreisbauernschaft, und Rudi Mießeler, Vorsitzender der
Kreisjägerschaft Euskirchen, informierten deshalb nun über den
aktuellen Stand. „Die Frage ist nicht, ob sondern wann die
Afrikanische Schweinepest nach Deutschland kommt“, sagt
Kreisveterinär Weins. „Für Menschen und andere Tiere ist der Virus
ungefährlich“, betont er. Für das Hausschwein dagegen nicht. Das
Virus wird direkt über Tierkontakte wie Mücken oder indirekt, zum
Beispiel über Fleisch oder Wurst, übertragen. Auch achtlos
weggeworfene, verseuchte Essensreste können den Virus in die Region
bringen.
Genau darin liegt das große Problem: Denn sobald bei nur einem
einzigen Hausschwein die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen wird,
tritt sofort ein Exportstopp von Schweinefleisch für die gesamte
Bundesrepublik in Kraft. Dies wäre der Super-GAU, ist sich Weins
sicher.
„Wir sind sehr beunruhigt“, meint Helmut Dahmen. Verständlich,
denn der wirtschaftliche Schaden wäre immens. Schon jetzt haben
Länder wie Russland und China den Import von belgischem
Schweinefleisch gestoppt. Würde der Virus bei Hausschweinen
nachgewiesen, würde die Europäische Union sofort nachziehen. Dies
gälte im Fall der Fälle natürlich nicht nur für Belgien, sondern
auch für Deutschland.
Alle beteiligten Akteure sind entsprechend besorgt. „Für die ASP
gibt es keinen Impfstoff“, erklärt Weins. Es dürften auf keinen
Fall Essensreste im Wald entsorgt werden, betonen alle Beteiligten.
Denn ein achtlos weggeworfenes Wurstbrot könnte schon ausreichen.
Rund ein Dreivierteljahr könne sich der Virus in Lebensmitteln
halten, je nachdem wie sie behandelt seien, sagt der Kreisveterinär.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geht davon
aus, dass die ASP aus Afrika nach Georgien eingeschleppt wurde. Im
Juni 2007 wurden dort die ersten ASP-Ausbrüche gemeldet. Als Ursache
wird die illegale Entsorgung von Speiseabfällen vermutet, die den
ASP-Erreger enthielten. Anschließend breitete sich der Virus in die
georgischen Nachbarländer Armenien, Aserbaidschan und Russland aus.
Inzwischen sind die baltischen Staaten ebenso wie Polen, Rumänien und
Tschechien betroffen.
Am 13. September dieses Jahres wurde nun in Belgien - im
Dreiländereck Belgien, Frankreich, Luxemburg rund 60 Kilometer von
der deutschen Grenze entfernt - der erste Fall der ASP bei
Wildschweinen entdeckt. „Ein gewaltiger Sprung“, meint der
Kreisveterinär. Meist ist es der Mensch, der das Virus in die Welt
trägt - zum Beispiel über Autoreifen. Doch die Strecke von Belgien
bis nach Deutschland laufen die Wildschweine alleine, der Mensch ist
in diesem Fall gar nicht notwendig, damit das Virus auch in die Eifel
kommt. Wenn die ASP einmal da sei, bleibe sie über Jahre, sagt Weins.
Die Kreisjägerschaft habe sich schon früh mit der Thematik
beschäftigt, sagt Rudi Mießeler. In der Jagdsaison 2017/18 seien
etwa 4800 Wildschweine geschossen worden. „Das sind 70 Prozent mehr
als im Jahr zuvor.“ Ziel sei es, die Infektionskette zu unterbinden.
„Aber bitte keine Hysterie“, mahnt Mießeler. Die Bevölkerung
solle jetzt nicht durch den Wald laufen und gezielt nach Wildschweinen
suchen, sagt er und spricht besonders die Pilzsammler an, die zu
dieser Jahreszeit in den Wäldern unterwegs sind - auch abseits der
Wege.
Trotzdem sollten Spaziergänger, Jäger und Pilzsammler achtsam sein
und jedes tote Wildschwein sofort melden, aber auf keinen Fall
anfassen. Gemeldet werden kann es bei der Polizei, direkt beim
Kreisveterinäramt oder unter der Telefonnummer 0201-714488 dem
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV).
Die Bekämpfung der Seuche gestaltet sich schwierig. Gleichwohl sind
die Maßnahmen, die zurzeit angewendet werden, sehr drastisch. Auf
einer Fläche von rund 650 Quadratkilometern - der Kreis Euskirchen
ist etwa halb so groß - haben die Belgier alle Schweine ausgerottet -
als Vorsichtsmaßnahme für den Schutz der Schweinehalter, die
überwiegend in Flandern beheimatet sind. Ob dies ausreicht, ist noch
nicht abzusehen. Noch hoffen die Beteiligten, dass solch drastische
Maßnahmen im Kreis Euskirchen nicht notwendig sein werden.
Weitere Informationen über die Afrikanische Schweinepest und
Verhaltensregeln gibt es unter
www.bmel.de/asp oder
www.lanuv.nrw.de.
- Petra Grebe
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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