Flutkatastrophe
Landrat und Kreisbrandmeister ziehen erste Bilanz
Kreis Euskirchen - (red) Bilder aus dem Erftstädter Stadtteil Blessem sind um die Welt
gegangen und so zum Symbol für die Flutkatastrophe und ihre Folgen
geworden. Für die Betroffenen dort ist die Lage schrecklich, die
Bilder sind eindrucksvoll. Aber sie verstellen den Blick auf das ganze
Ausmaß der Katastrophe. Viele Menschen im Ahrtal sind sehr viel
stärker betroffen, gleiches gilt für den Kreis Euskirchen. Hier sind
- anders als in Erftstadt-Blessem - Menschen gestorben.
Am Donnerstag haben Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen, und
Kreisbrandmeister Peter Jonas eine Woche nach dem Unwetter die Lage
eingeordnet. Ramers spricht von einer „Jahrtausendkatastrophe“.
Die Infrastruktur ist komplett zerstört, Menschen haben Haus und
Existenz verloren, 26 Menschen haben das Unwetter mit ihrem Leben
bezahlt.“ Eine Person wird noch vermisst.
Und: Der gesamte Kreis ist nahezu flächendecken betroffen, nur ganz
wenige Ortschaften wurden von den Wassermassen verschont. Die Fluten
der Erft haben Bad Münstereifel zerstört, die Olef hat in Schleiden
und Gemünd nur wenige Steine aufeinander gelassen, und das Wasser der
Steinbachtalsperre ist viele Stunden lang unkontrolliert über die
Dammkrone in die darunter liegenden Ortschaften gelaufen. Wer am
Freitag dort war, hat von Bildern gesprochen, die an „Krieg“
erinnern.
Längst haben die Menschen mit dem Aufräumen begonnen - so schwer das
auch fallen mag. „Wie hoch die Schäden am Ende sein werden, können
wir heute noich nicht ansatzweise abschätzen“, sagt Landrat Markus
Ramers. Eines ist für ihn klar: „Alleine schaffen wir das nicht.
Wir sind auf finanzielle Hilfe von Bund und Land angewiesen.“ Die
ist versprochen. Wann das Geld und wie das Geld zu den Betroffenen
kommt, ist noch offen. Die Verwaltungen in Kreis und Kommunen werden
es wohl richten müssen.
Bis zu 600 Notrufe pro Stunde sind bei den Feuerwehren den Kreises
eingegangen. Erster Schwerpunkt war das Krankenhaus in Mechernich. Und
schon am Mittwochabend mussten in Nettersheim Menschen mit einem
Bergekran von den Dächern ihrer Häuser vor den Wassermassen gerettet
werden, berichtet Kreisbrandmeister Peter Jonas.
Auch die Retter selbst sind betroffen. Im bereich der Löschgruppe
Kall sind 25 Pkw der Feuerwehrmänner in den Fluten versunken. In
Schweinheim waren Einsatzkräfte von DLRG und Feuerwehr mit einem Boot
gekentert. Sie konnten sich aus der Strömung retten.
Jonas: „Wir haben Glück gehabt, dass keine Einsatzkräfte ums Leben
gekommen sind.“ Sechs Großfahrzeuge der Feuerwehr wurden
beschädigt, hinzu kommen „elf Totalschäden“.
Auch an Tag neun nach dem Umwetter konnte der Kreisbrandmeister nicht
abschließend sagen, wie viele Rettungskräfte im Einsatz waren und
immer noch sind. Insgesamt, so schätzt er, sind im Kreis rund 4.000
Männer und Frauen für die Feuerwehren und Hilfsorganisationen im
Einsatz.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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