Agentur für Arbeit
Mangel an Auszubildenden
Kreis Euskirchen/Geich - (bp). Zur Jahresbilanz 2017/2018 kamen Anja Daub, operative
Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Brühl, Waltraud Graefen
von der IHK Aachen, Georg Stoffels von der Handwerkskammer Aachen und
Uwe Günther, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rureifel,
jetzt in den Räumen der Firma Schneider Metallbau im Zülpicher
Ortsteil Geich zusammengekommen. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen
zwei Auszubildende, die zu Metallbauern in der Fachrichtung
Konstruktionstechnik ausgebildet werden.
Im Zeitraum von Oktober 2017 bis September 2018 wurden im Kreis
Euskirchen 1398 Bewerberinnen und Bewerber registriert. Das waren 73
oder 5,0 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Dem gegenüber
standen der Arbeitsagentur 780 Ausbildungsstellen zur Vermittlung zur
Verfügung, was einem Plus von 61 oder 8,5 Prozent entspricht.
Insgesamt kamen damit 1,8 Bewerber auf eine offene Ausbildungsstelle.
Rund 90 Prozent der gemeldeten Ausbildungsstellen konnten in diesem
Jahr mit passenden Bewerbern besetzt werden; 80 Ausbildungsstellen
blieben unbesetzt.
Von den 1398 jungen Bewerbern aus dem Kreis Euskirchen konnten 671
eine ungeförderte betriebliche Ausbildung beginnen. Insgesamt 212
junge Menschen haben sich für eine weiterführende Schule, Studium
oder ein Praktikum entschieden und 116 nahmen von einer
Berufsausbildung Abstand und begannen direkt eine Erwerbstätigkeit.
Unter den Top 10 der Ausbildungsstellen waren im Kreis Euskirchen vor
allem die Stellen im Verkauf beziehungsweise Einzelhandel; dort wurden
insgesamt 114 Auszubildende gesucht. Darauf folgten die Angebote der
Bäckereien, die 30 Auszubildende für den Beruf des/der
Bäckereifachverkäufer/in suchten. Viele Angebote gab es auch für
Ausbildungsplätze zum/zur Kaufmann/frau für Büromanagement,
Handelsfachwirt/in, Fachkraft für Lagerlogistik, Maschinen- und
Anlagenführer/in, Medizinische/r Fachangestellte/r sowie für
Friseure und Metallbauer/in in der Konstruktionstechnik.
Auch von den Bewerbern wurden vorrangig viele dieser Berufe gesucht,
wobei bei den männlichen Bewerbern weiterhin der Kfz-Mechatroniker
und bei den jungen Frauen die Kauffrau für Büromanagement hoch im
Kurs standen. In den meisten Fällen passten Angebot und Nachfrage
zusammen. Dennoch blieben 80 Ausbildungsstellen unbesetzt und 113
Bewerber ohne Ausbildungsplatz.
„Die potenziellen Auszubildenden sind nicht immer dort, wo die
Ausbildungsplätze sind. Und nicht immer macht eine überregionale
Vermittlung Sinn, beispielsweise, weil die Jugendlichen noch nicht
volljährig sind. Dann passen die Berufswünsche der Jugendlichen oft
nicht mit den angebotenen Berufen zusammen. So interessieren sich
viele Bewerber für nur wenige Trendberufe. Hier kann die
Berufsberatung zwar Möglichkeiten aufzeigen, aber keinen Jugendlichen
zu einem anderen Berufswunsch zwingen. Und dann sind die Anforderungen
in vielen Ausbildungsberufen gestiegen. Zwar gibt es immer mehr
Ausbildungsbetriebe, die nicht nur auf die Zeugnisse schauen. Aber
nicht alle haben hierzu die entsprechenden Kapazitäten
beziehungsweise nutzen ausbildungsbegleitende Hilfen der Agentur für
Arbeit“, zählt Anja Daub die Gründe auf, warum Azubis und
Ausbildungsbetriebe nicht zusammenfinden.
Auch würden viele Bewerber nicht die große Bandbreite der
Ausbildungsmöglichkeiten kennen und ihnen entgehen gute Alternativen
zum Wunschberuf. Eine interessante Alternative für Bewerber, die sich
für einen Beruf im Handwerk interessieren, könne etwa doch der
Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionstechnik sein, den man
beispielsweise bei der Schneider Metallbau in dreieinhalb Jahren
erlernen kann. „Dieser Beruf ist sehr vielfältig und umfasst unter
anderem die Planung, Herstellung, Lieferung und Montage von Fenstern,
Türen, Fassaden oder auch Wintergärten. Wer Interesse für Werken
und Technik hat, handwerkliches Geschick und Kenntnisse in Mathematik
und Physik mitbringt, ist in diesem Beruf genau richtig“,
erläuterte Wilfried Schneider, Geschäftsführer bei der Schneider
Metallbau GmbH den Ausbildungsberuf.
Auf der anderen Seite merken auch viele Unternehmen mittlerweile, dass
der Wind auf dem Lehrstellenmarkt rauer und die Wunschkandidaten
weniger werden. „Es ist wichtig, das Thema Ausbildung im Fokus zu
behalten“, appelliert Anja Daub. „Etliche Betriebe klagen über
die geringe Zahl von Bewerbungen auf ihre Lehrstellen und deren
abnehmende Qualität. Andere überlassen die Ausbildung der
Konkurrenz. Das ist definitiv der falsche Weg! Der Druck, geeignetes
Personal zu finden, wird im Laufe der nächsten Jahre deutlich
zunehmen. Da ist es besser, junge Leute frühzeitig an sich zu binden
und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.“
Auch die auf den ersten Blick nicht so gut geeignet erscheinenden
Bewerber können sich zu hervorragenden Fachkräften entwickeln, wenn
ihnen die Chance dazu gegeben wird. Unterstützung können
ausbildungsbereite Unternehmen von der Agentur für Arbeit erhalten.
„Wir unterstützen mit ausbildungsbegleitenden Hilfen und
assistierter Ausbildung jedes Unternehmen, dass Jugendliche in
Ausbildung nimmt, die auf den ersten Blick vielleicht nicht
hundertprozentig passen. Wir würden uns freuen, wenn Ausbilder in
Zukunft weniger auf die formale Qualifikation als vielmehr darauf
achten, ob diese jungen Menschen grundsätzlich für ein Berufsbild
geeignet sind“, so die Ausbildungsmarkt-Expertin.
Auch mit einer Einstiegsqualifizierung könne der Brückenschlag in
die Berufsausbildung noch gelingen. Diese Langzeitpraktika richten
sich an bislang unvermittelte Bewerber.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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