AOK-Gesundheitsreport
Nachlässigkeiten bei der Vorsorge

Stellten den AOK-Gesundheitsreport 2016 für den Kreis Euskirchen vor (v.l.): Dr. Astrid Naczinsky, Karl-Heinz Hensch, Roland Schrey und Helmut Schneider.  | Foto: Torsten Beulen
  • Stellten den AOK-Gesundheitsreport 2016 für den Kreis Euskirchen vor (v.l.): Dr. Astrid Naczinsky, Karl-Heinz Hensch, Roland Schrey und Helmut Schneider. 
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Kreis Euskirchen - Mit dem jährlich erscheinenden Gesundheitsreport leistet die AOK
Rheinland/Hamburg seit nunmehr zehn Jahren einen Beitrag zur
gesundheitspolitischen Diskussion. Denn aus dem umfassenden
Datenmaterial lassen sich Handlungsbedarfe ableiten – und zwar
direkt vor Ort, aber auch für die Politik.

Für den Kreis Euskirchen darf die Aussagekraft des Gesundheitsreports
durchaus als hoch bezeichnet werden. Immerhin ist die AOK mit einem
Marktanteil von rund 34 Prozent die größte regionale Krankenkasse
vor Ort und verfügt damit über belastbare Daten. Die Ergebnisse des
Gesundheitsreports für den Kreis Euskirchen stellte Helmut Schneider,
Chef der AOK-Regionaldirektion Rhein-Erft-Kreis/Kreis Euskirchen,
jetzt zusammen mit der Leiterin der Stabsstelle Medizin und Versorgung
der AOK Rheinland/Hamburg, Dr. Astrid Naczinsky, dem Euskirchener
Geschäftsstellenleiter Karl-Heinz Hensch und Roland Schrey,
Teamleiter für Marketing und Vertrieb der hiesigen Regionaldirektion,
vor.

Ein besonderes Augenmerk wird im diesjährigen Report auf die Diabetes
gelegt, eine häufig zu Beginn unbemerkte Erkrankung, an der immer
mehr Menschen leiden und die ernste Folgeerkrankungen auslösen kann.
„Man kann bei Diabetes inzwischen schon von einer Volkskrankheit
sprechen“, sagte Helmut Schneider. Besonders bedenklich: Inzwischen
erkranken immer mehr Kinder an Altersdiabetes. Gründe dafür sind
mangelnde Bewegung sowie zu fette und zu zuckerhaltige Ernährung.
„Lieber mal einen Apfel essen als einen Keks“, empfiehlt Dr.
Astrid Naczisnky.

Im Kreis Euskirchen leiden 10,1 Prozent aller AOK-Versicherten an
Diabetes. Das ist zwar der Bestwert im Bereich der AOK
Rheinland/Hamburg, dennoch ist die Tendenz steigend. Und: Wenn ein
Mensch aus dem Kreis Euskirchen an Diabetes leidet, ist die Krankheit
häufig schon weit fortgeschritten. „Viele Menschen gehen zu spät
zum Arzt“, weiß Helmut Schneider. Trotz Symptomen, die auf eine
Diabeteserkrankung schließen lassen, fühle man sich anfangs nicht
krank. Erst von Folgeerkrankungen auftreten, werde der Arzt
konsultiert.

Diese These wird untermauert von der Zahl der Menschen im Kreis
Euskirchen, die am Diabetischen Fußsyndrom leiden, also schmerzlosen,
schlecht heilenden Wunden an den Füßen, die im schlimmsten Fall eine
Amputation zur Folge haben können. Im Kreis sind es 13,6 Prozent
aller Diabetespatienten; das ist der schlechteste Wert innerhalb der
AOK Rheinland/Hamburg.

Gar 17,1 Prozent aller diabeteserkrankten Menschen im Kreis leiden an
einer diabetischen Retinopathie. Diese durch die Zuckerkrankheit
hervorgerufene Erkrankung der Netzhaut des Auges kann im schlimmsten
Fall zur Erblindung führen. Auch bei Herzinsuffizienz (23,8 Prozent),
Nierenleiden (17,7 Prozent) und einer koronare Herzerkrankung (34,2
Prozent) erreicht der Kreis Euskirchen traurige Spitzenwerte.

„Die Bevölkerung auf dem Land geht einfach seltener zum Arzt“,
lautet die Erkenntnis von Regionaldirektor Helmut Schneider. Das wird
auch auf beim Blick auf die Inanspruchnahme von
Früherkennungsuntersuchungen deutlich. Den Gesundheitscheck, dem sich
jeder Krankenversicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre kostenlos
unterziehen kann beziehungsweise sollte, nutzen tatsächlich nur 42,0
Prozent aller Männer und 47,7 Prozent aller Frauen. Damit rangiert
der Kreis Euskirchen ganz weit unten im Ranking der AOK
Rheinland/Hamburg. „Bei der Untersuchung geht es darum, den Körper
insgesamt unter die Lupe zu nehmen“, erklärt Helmut Schneider.
Dadurch können zum Beispiel Herz-, Kreislauf- und Nierenerkrankungen,
aber auch Störungen des Stoffwechsels, also zum Beispiel Diabetes,
frühzeitig erkannt werden. Schneider: „Jeder sollte diese
Untersuchung deshalb wertschätzen und in Anspruch nehmen.“

Nachlässigkeiten bei der Vorsorge offenbart der AOK-Gesundheitsreport
2016 auch bei den Kleinsten. Aktuelle Zahlen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sterben pro Tag rund 400
Kinder an den Folgen von Masern. In Deutschland sind im Jahr 2015 laut
Robert-Koch-Institut knapp 2500 Menschen daran erkrankt. Dabei haben
sich alle Regionen der WHO zum Ziel gesetzt, Masern spätestens bis
zum Jahr 2020 zu eliminieren. Dazu sind eine stabile Impfquote von
mindestens 95 Prozent beziehungsweise eine entsprechend hohe
Bevölkerungsimmunität nötig. „Von diesen Werten sind die Kinder
im Kreis Euskirchen noch deutlich entfernt“, sagt Helmut Schneider.
Laut Gesundheitsreport liegt die Impfrate derzeit bei 93,3 Prozent.
Empfohlen wird die Dreifach-Impfung MMR (Masern, Mumps, Röteln) bei
der U6-Untersuchung im Alter von 11 bis 14 Monaten. Abgeschlossen ist
diese Grundimmunisierung mit einer zweiten Impfung im Alter von 15 bis
23 Monaten. Im Kreis Euskirchen erhalten jedoch nur 92,6 Prozent der
Kinder die erste und nur 87,5 Prozent die zweite Impfung. Mit dieser
Quote liegt der Kreis im unteren Drittel im Rheinland. Fast 13 Prozent
der Kinder haben somit keinen vollständigen Impfschutz gegen Masern.
„Dabei“, das betont Dr. Astrid Naczinsky, „schützt das Impfen
mehr als dass es schadet.“

Spitzenreiter ist der Kreis Euskirchen bei der Nutzung der
U7a-Vorsorgeuntersuchung für Kinder im 34. bis 36. Lebensmonat. 92,1
Prozent nehmen diese in Anspruch. Diese Quote sinkt jedoch mit
zunehmendem Alter. Bei der U10 (7 bis 8 Jahre) erreicht der Kreis mit
47,4 Prozent gerade noch den Durchschnittswert und bei der J1 (12 bis
14 Jahre) belegt er mit 35,8 Prozent sogar den vorletzten Platz im
Rheinland. „Diese Vorsorgeuntersuchungen sind enorm wichtig, um
Krankheiten und Entwicklungsstörungen frühzeitig zu erkennen und
wirksam behandeln zu können“, sagt Helmut Schneider. „Wir wollen
deshalb mehr Menschen motivieren, sie wahrzunehmen.“ 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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