Uns Sproch es Heimat
Netzwerk für Erhalt der regionalen Mundart

Stellten das Projekt „Sprach es Heimat“ der Öffentlichkeit vor (sitzend): LEADER-Regionalmanager Sebastian Duif (v.l.), LAG-Vorsitzende Carla Neisse-Hommelsheim, Projektmitarbeiterin Dr. Sarah Rodewald und stehend (v.l.) Uwe Willner, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Düren, KSK-Vorstand Holger Glück und die Leiterin des Kulturhofs Velbrück, Marietta Thien.  | Foto: Bild: Michael Thalken/Eifeler Press Agentur/epa
  • Stellten das Projekt „Sprach es Heimat“ der Öffentlichkeit vor (sitzend): LEADER-Regionalmanager Sebastian Duif (v.l.), LAG-Vorsitzende Carla Neisse-Hommelsheim, Projektmitarbeiterin Dr. Sarah Rodewald und stehend (v.l.) Uwe Willner, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Düren, KSK-Vorstand Holger Glück und die Leiterin des Kulturhofs Velbrück, Marietta Thien.
  • Foto: Bild: Michael Thalken/Eifeler Press Agentur/epa

Das Leader-Projekt „Uns Sproch es Heimat“ möchte mit dem Kulturhof Velbrück ein ripuarisches Netzwerk gründen. Die KSK Euskirchen, die Sparkasse Düren und die KSK Köln unterstützen das Engagement mit insgesamt 30.000 Euro

Weilerswist-Metternich (hs). Für den Sprachforscher Wilhelm von Humboldt war die Sache klar: Sprache und Geist einer Volksgruppe waren für ihn identisch und die sprachliche „Verschiedenheit ist nicht eine von Schällen und Zeichen, sondern eine Verschiedenheit der Weltansichten selbst.“ In regionalen Dialekten werden daher Wirklichkeitserfahrungen nicht nur anders ausgedrückt, sondern oft auch ganz anders betrachtet und reflektiert. Allein dies ist schon Grund genug, sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Unter dem Motto „Uns Sproch es Heimat“ startet jetzt ein neues LEADER-Projekt in der Region Zülpicher Börde, das sich um die ripuarische Sprache, die noch in verschiedenen Varianten in der Region gesprochen wird, kümmern möchte. Gemeinsam mit dem Kulturhof Velbrück in Metternich soll die Vernetzung der Akteure in der Region und die Konservierung des Ripuarischen durch Sprachaufnahmen geleistet werden.

„Die Gesamtkosten des Projekts betragen 250.000 Euro“, teilte der Regionalmanager der Leader Region Zülpicher Börde, Sebastian Duif, während eines Pressegesprächs im Kulturhof Velbrück mit. Davon übernehme LEADER 70 Prozent der Kosten, also knapp 175.000 Euro. Der Eigenanteil, der vom Kulturhof gestemmt werden muss, beläuft sich auf knapp 45.000 Euro. „Wir sind sehr glücklich, dass wir hier die Sparkassen der Region mit ins Boot holen konnten, ohne die dieses Projekt nicht möglich wäre“, so Duif. So haben die Kreissparkasse Euskirchen, die Sparkasse Düren und die Kreisparkasse Köln jeweils 10.000 Euro für dieses Projekt zugesagt. Auch die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland wird den Verein bei der Durchführung dieses Projektes unterstützen.

Die Vorsitzende des Vereins LAG Zülpicher Börde, Carla Neisse-Hommelsheim, machte deutlich, wie wichtig der Erhalt des ripuarischen Dialekts für die Region ist. Dabei sei es besonders spannend, Nuancen und Unterschiede in den Dialekten nachzuspüren. So weist beispielsweise Mundartkenner Manfred Lang darauf hin, dass es im Dialekt von Dorf zu Dorf große Unterschiede gibt, ob man sich beispielsweise die „Äerpel schmaache lett“ oder die „Schrompere schmääche“.

„Wir sind sehr froh, dass die Sparkassen uns bei diesem Projekt unterstützen, da sie noch eine besondere Beziehung zu den Menschen vor Ort haben und auch mit den Kunden noch Platt zu sprechen in der Lage sind“, so die Vorsitzende weiter. Ebenfalls froh zeigte sich Neisse-Hommelsheim darüber, dass der Kulturhof mit im Boot sitze, da dieser stets für Qualität bürge. „Die ripuarische Sprache muss gehört und gesprochen werden, sie zu schreiben ist schwierig“, sagte sie. Aus diesem Grund freue sie sich über die vielen bereits geplanten lebendigen Veranstaltungen.

Marietta Thien, die den Kulturhof Velbrück leitet, stammt zwar ursprünglich aus Niedersachsen, wuchs jedoch mit dem Plattdeutschen auf, so dass sie selbst noch erfahren durfte, wie gemeinschaftsstiftend der Dialekt ist. „Wir haben das Glück, dass wir nach der Flutkatastrophe unsere Räumlichkeiten hier in Metternich wieder nutzen können“, sagte sie und bedankte sich nicht nur bei den Sparkassen für die Unterstützung, sondern auch beim LEADER-Regionalmanagement, das vor allem bei der schwierigen Antragstellung hilfreich zur Seite stand.

Projektmitarbeiterin Dr. Sarah Rodewald kündigte an, alle miteinander verbinden zu wollen, denen die Regionalsprache am Herzen liege: „Wir wollen ein starkes Netzwerk aufbauen, Mundartgruppen und Laientheatergruppen der Region fördern, Ortsführungen auf Platt anbieten, Sprachkurse veranstalten, das LVR zu Vorträgen einladen, Mundart-Künstler auf die Bühne des Kulturhofs holen, ein Hörbuch über die Sagen und Märchen der Region produzieren, einen Podcast ins Leben rufen und eine Facebook-Seite einrichten.“ Eine Auftaktveranstaltung sei bereits geplant: So sollen am Freitag, 8. Dezember, 19.30 Uhr, Susanne Riemer und Wilhelm Geschwind klassische und moderne Weihnachtslieder mit kölschen Texten im Kulturhof zu Gehör bringen.

KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück betonte die tiefe Verwurzelung der Kreissparkasse Euskirchen in der Region. „Es gehört mit zu unserem öffentlichen Auftrag, die Region nicht nur wirtschaftlich für die Menschen weiter zu entwickeln, sondern auch kulturelles, sportliches und bürgerschaftliches Engagement zu fördern“, so Glück, der sich vor allem freute, dass man mit dem Kulturhof Velbrück einen „sehr engagierten, innovativen und kreativen Partner“ an der Seite habe, dessen bislang geleistete Arbeit Bände spreche. „So sind wir uns sicher, dass die Förderung gut angelegt ist und wir das Thema Dialekt nachhaltig in der Region verankern werden“, so Glück.

Dass sich der KSK-Vorstandsvorsitzende Udo Becker ganz besonders stark für das Projekt „Uns Sproch es Heimat“ stark macht, verriet der Vorstandsvorsitzende der Dürener Sparkasse, Uwe Willner: „Herr Becker rief mich an und sagte: Ich brauche von dir Geld. Und Sie alle kennen Herrn Becker, da können Sie nicht nein sagen.“ Willner betonte, dass die Sparkasse zwar nicht mitarbeiten könne, aber sie könne gewissermaßen die „Bürgerdividende“ an die Bürgerinnen und Bürger zurückgeben. „Und jeder Cent und jeder Euro, den wir in solche Projekte investieren, ist immer ein Vielfaches von dem, was wir sagen können, nämlich danke an alle Beteiligten.“ Es sei der Sparkasse daher eine Herzensangelegenheit, die ripuarische Mundart zu erhalten und an die nächste Generation weiter zu geben. Denn: „Wo Mundart gesprochen wird, habe ich mich immer wohl gefühlt“, so Willner.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter oder .

Redakteur/in:

Holger Slomian aus Pulheim

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