Therapie mit Herz
Neues Autismus-Zentrum

In diesem Raum ist ganz viel Platz für Spielen und Toben. Die Therapeutinnen Ute Sifferath (l.) und Silke March (3.v.l.) machten mit Vertretern der Realwert GmbH als Vermieterin, der Lebenshilfe-HPZ-Geschäftsführung sowie dem Aufsichtsrat einen Rundgang durch das neue Autismus-Zentrum in der Euskirchener Alleestraße.  | Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress
  • In diesem Raum ist ganz viel Platz für Spielen und Toben. Die Therapeutinnen Ute Sifferath (l.) und Silke March (3.v.l.) machten mit Vertretern der Realwert GmbH als Vermieterin, der Lebenshilfe-HPZ-Geschäftsführung sowie dem Aufsichtsrat einen Rundgang durch das neue Autismus-Zentrum in der Euskirchener Alleestraße.
  • Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Kaffee, Schnittchen und Süßigkeiten stehen an diesem Morgen auf dem großen Tisch in der Küche. Der Grund: Die Lebenshilfe HPZ hat zur offiziellen Eröffnung des neuen Autismus-Zentrums in der Euskirchener Alleestraße 3-4 eingeladen. Warum der Tisch dabei besondere Beachtung verdient? „Weil er ganz wichtig ist für die Therapie“, erklärt Silke March, Leiterin des Zentrums. Denn dort passiert ganz viel Interaktion und Kommunikation, all das, womit sich die meisten Klienten, die in dem ambulanten Zentrum behandelt werden, schwertun.

Euskirchen (red). Damit das nicht so bleibt, wird im Autismus-Zentrum viel Wert darauf gelegt, die kommunikativen und lebenspraktischen Fähigkeiten der Klienten zu stärken. Wenn Außenstehende denken mögen, dass am Tisch einfach nur gespielt wird, ist das weit gefehlt. „Vor und während des Spiels müssen Absprachen getroffen und Kompromisse eingegangen werden. Dann passiert Therapie, ohne dass es auffällt“, erläutert Diplom-Sozialpädagogin Silke March. Die Klienten werden in einer kontrollierten Atmosphäre in Situationen gebracht, die für sie anstrengend, mitunter sogar unangenehm sein können.

Anspannung und Entspannung

Doch diese Anspannung ist für die Therapie ebenso essentiell wie die Entspannung, für die es im Autismus-Zentrum ebenfalls ganz viel Raum gibt. Im neuen Bewegungs- und Spieleraum können sich jüngere Klienten etwa nach Lust und Laune austoben. In den lichtdurchfluteten und freundlich eingerichteten Therapieräumen gibt es Rückzugsmöglichkeiten, Musikinstrumente oder die Gelegenheit zu malen. In der Therapieküche können Klienten und Therapeuten zudem bei Essen und Trinken ins Gespräch kommen.

„Wir haben vor den Therapiestunden zwar immer einen Plan im Kopf, aber je nach Befindlichkeit und tagesaktueller Stimmung gehen wir ganz individuell auf die Klienten ein“, erläutert Silke March, die seit Anfang Januar mit den Kolleginnen Ute Sifferath, Ira Hörnchen und Angela Beckschwarte Klienten im Alter zwischen zweieinhalb und 45 Jahren in den neuen Räumlichkeiten betreut. Weitere Therapeuten aus den Bereichen Heil-, Sozial- und Kindheitspädagogik sowie Musik- und Kunsttherapie werden noch gesucht.

Dies ist auf den wachsenden Bedarf an Therapieplätzen zurückzuführen – insbesondere in der Gruppe autistischer Jugendlicher und Erwachsener. Daher ist die direkte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Innenstadt auch so wichtig. Einerseits haben die Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit, alleine zur Therapie zu kommen, andererseits können gelernte Verhaltensweisen in der Stadt direkt angewendet werden.

Selbstständig ihr Leben bewältigen

Denn Ziel ist es, dass die autistischen Klienten in die Lage versetzt werden, selbstständig ihr Leben zu bewältigen. Manche stellt etwa der tägliche Einkauf vor nahezu unüberwindbare Herausforderungen – zum Beispiel wegen der Angst, von der Kassiererin wegen Kleingelds angesprochen zu werden. „Solche Situationen können wir in der Stadt sehr gut unter realistischen Bedingungen üben“, sagt Therapeutin Ute Sifferath und betont damit die Bedeutung der zentralen Lage des neuen Zentrums. Zuvor werden die Klienten in Rollenspielen natürlich auf die sozialen Situationen, die auf sie zukommen können, vorbereitet.

Dafür ist es wichtig, dass sich alle in den neuen Räumen wohlfühlen. „Doch das läuft schon richtig gut“, sagt Lebenshilfe-HPZ-Geschäftsführer Christian Pfaff. „Wir alle fühlen uns hier super wohl“, betont Silke March, die mit ihrem Team jedem Klienten eine Therapie mit Herz ermöglichen will.

Infos und Kontaktmöglichkeiten

Die Lebenshilfe HPZ hat Leistungsvereinbarungen mit dem Kreis Euskirchen, Rhein-Erft-Kreis und Kreis Düren abgeschlossen. Leistungsberechtigt sind autistische Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aufgrund ihrer Autismus-Diagnose gegenüber dem Kreis einen Anspruch auf Eingliederungshilfe haben.

In allen Kreisen gibt es Standorte der Lebenshilfe HPZ, an denen die Beratungen und Therapien durchgeführt werden. Wer sich nicht sicher ist, ob er leistungsberechtigt ist, kann sich trotzdem an die Lebenshilfe HPZ wenden, deren Mitarbeiter bei Fragen gerne helfen. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten sind auf der folgenden Internetseite zu finden:

https://www.lebenshilfe-hpz.de/ambulant/autismus-zentrum

Redakteur/in:

Holger Slomian aus Pulheim

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